Stephan Koch

Mit Leib und Seele Händlerin

Sie ist mit Leib und Seele Händlerin

Gaborone, Botswana, suedliches Afrika.
Precious Adua steht in ihrer geräumigen Doppelgarage und malt. Sie arbeitet an einem Portrait für die Frau eines Kollegen ihres Mannes. Sie steht nun schon den zweiten Tag in der Garage und malt. Von Zeit zu Zeit kommt sie lachend mit dem Bild in die Küche und zeigt es ihrem Mann. Dabei lacht sie vor lauter Freude über den Gesichtsausdruck der Frau auf ihrem Bild oder über die Haltung der Hände oder die Frisur, die da auf dem Bild erscheint.
„Is okay?“ fragt sie mit einem Gesichtsausdruck, der mitfreuen lässt.  
Precious ist 43 Jahre alt, 147 cm groß beziehungsweise klein und rund. Sie ist gebürtig aus Ghana, Westafrika. Sie hat das für diese Größe typische Temperament und den dazu passenden Willen. Sie steht hier in ihrer Garage in ihrem afrikanischen Dress. Das heißt Stoff, Farben und Zuschnitt sind unverkennbar westafrikanisch. Sie ist stolz darauf Afrikanerin zu sein und möchte auch so aussehen. Sie wirft ihren schwarzen Schwestern und Brüdern aus Botswana und Südafrika immer vor, ihre Heimat und Herkunft zu vergessen. „Die ziehen sich wie Weiße an und möchten nicht daran erinnert werden, dass sie schwarz sind.“
Nun steht sie hier in ihrem besten Hemd und weißen Hosen und malt. Sie malt ohne diese typischen Malerkittel und ohne jede Vorbildung. Das ist noch einmal etwas anderes als naives Malen. Denn naiv zu malen setzt voraus, dass der Künstler um andere Stilrichtungen der Malerei weiß, aber ganz bewusst seine naive Malweise pflegt, um dadurch seine originäre, die „reine“, von keiner Schule geformte und „verformte“ Persönlichkeit sprechen zu lassen. Precious Adua malt ganz unmittelbar. Sie weiß nichts von Kunst- oder Stilrichtungen. Sie kennt Portraitmalerei von Plakaten oder Brettern oder Hauswänden in ihrer Heimat Ghana und sie hat ein ungeheuer starkes Selbstbewusstsein ohne Zweifel. Ohne den geringsten Zweifel, dass sie auch so ein Portrait malen kann. Tatsächlich haben ihre Bilder einen starken Ausdruck. Nicht immer, aber meistens gelingt es ihr nach einiger Zeit ein Bild fertig zu stellen, in dem Ausdruck, Farben, Komposition ein stimmiges Ganzes ergeben. Das heißt aber nicht, dass sie dann aufhört, weil sie weiß, dass es so gut ist. Nein sie malt weiter,  sie will es immer weiter verbessern. Ihre Bilder sind schön und sie erzählen Geschichten vom Spinnenmann und seiner Familie. Von Dörfern, die von Soldaten überfallen werden. Von Bewohnern, die auf Bäume flüchten, von Jägern und Fischern. Oder sie malt schwangere Frauen. Warum malt sie immer wieder schwangere Frauen? Weil sie selbst eine starke Frau ist!
Aber der Grund, warum sie malt ist nicht, dass sie sich in ihren Bildern verwirklichen möchte oder dass sie Kunst macht, um Künstlerin zu sein. Nein ihr Motiv ist schlicht und ergreifend, dass sie ihre Bilder verkaufen möchte. So, wie der Bauer seine Tomaten zieht und auf dem Markt feilbietet. Natürlich fragt sie oft ihren Mann, ob er die Bilder gut findet und er gibt gute Ratschläge, denen sie meistens folgt. Aber Ziel ist immer,  ein Bild zu schaffen, dass später verkauft werden kann. Dazu muss es natürlich möglichst gut sein.
 „Wenn die Leute meine Bilder nicht kaufen, hör‘ ich sofort auf zu malen!“
Dieses Bild malt sie im Auftrag. Den zweiten Tag ohne nennenswerte Pause. Die Ausdauer ist bewundernswert. In der Garage herrscht eine Temperatur von mindestens 32° Celsius. Seit Weihnachten herrscht eine außergewöhnliche Hitzewelle in Botswana. Tagsüber sind es gegen 36°, nachts kühlt es auf ca. 32° ab. Direkt auf dem Erdboden, dort wo die Sonnenstrahlen ungebremst auf die Erde aufschlagen sind es sogar über 60°. Die Pflanzen verbrennen im Garten. Die Tomaten vertrocknen sogar im Schatten. Hängen voller noch weißer Früchte, die es nicht mehr bis zur Reife schaffen werden. Eine der Bananen färbt sich nun dunkelbraun—Aus. Der Mais wird nichts mehr, die Paprika halten sich besser, das Orangenbäumchen hat alle großen Blätter gegen kleine ausgetauscht, einige Ästchen sind verdorrt. Die Zitrone sieht besser aus, hat aber alle Blüten verloren. Alle Stockrosen sind eine nach der anderen verstorben, der Kohl verholzt. Einzig das Gras gedeiht, überwuchert alles andere. Die Ameisen darin sind die eigentlichen Herrscher des Gartens. Sie sind derartig aggressiv, dass Precious es aufgegeben hat sich um die Pflanzen zu kümmern. Selbst wenn sie nur einige Momente verweilt, um mit der großen Kanne zu wässern, schaffen es diese kleinen Teufel bis zu den Armen hinauf, verbeißen sich da, wo die Haut weich und empfindlich ist, am liebsten im Bereich der Knöchel, aber auch weiter oben. Die Bereitschaft der Ameisen, sich für ihr Volk zu opfern und diesen übergroßen Feind anzugreifen und zu verjagen ist zugleich bewundernswert, als auch über die Maßen Nerven aufreibend. Da verliert selbst der idealistischste Naturliebhaber die Geduld und versprüht Gift, da, wo er die Quelle des Übels ausgemacht zu haben glaubt. Mit Hacke, Spaten und kochendem Wasser ist Precious Adua schon den Nestern zu Leibe gerückt. Ohne großen Erfolg.
„They will die; you will see“sagt sie. Sie will ihre Ernte retten.  
Es war eine ihrer Ideen, Tomaten, Kohl, Orangen, Zitronen, Paprika, Okras und andere afrikanische Gemüse zu ziehen und vielleicht sogar direkt an der Straße zu verkaufen. Sie hat viele Bäumchen, Büsche und Pflanzen gekauft, die sie groß ziehen und mit gutem Gewinn verkaufen wollte. Selbst einheimische Gewächse taten sich schwer in diesem Sommer. Die meisten dieser Hoffnungsträger sind nun unter der Sonne verwelkt und vertrocknet. Diesen Verlusten standen unschöne Wasserrechnungen gegenüber, die schließlich dazu führten, dass die Gartenpflege auf das unbedingt Notwendige reduziert wurde. Zumindest für diesen Sommer. Der heiße Sommer geht in Botswana in einen angenehmen Winter über, der immer noch wunderschön sonnig ist, täglich bis um die 25°C erreicht, nachts dagegen bis zum Gefrierpunkt abkühlt. Vielleicht lässt sich ja in solchem Winter das Geschäft nachholen. Precious ist überzeugt: „I can sell everything. Everything, why not? “
Precious Adua heißt seit einigen Wochen Precious Jung. Hier sagen die Leute Joung, weil die Bewohner des anglophonen Afrika alles englisch auszusprechen möchten. Jung ist ihr Name auf  dem Antrag, der an das Standesamt in Berlin gegangen ist, um die ghanaische Heiratsurkunde anzuerkennen. Sie ist mit einem Entwicklungshelfer aus Deutschland verheiratet. Er arbeitet für eine deutsche Gesellschaft aus dem Bereich der Entwicklungshilfe und ist Berufschullehrer an einem Berufskolleg in Gaborone der Hauptstadt von Botswana.
„Sind Sie Frau Jung?“ Das ist eine der Fragen aus einem Deutschbuch für Anfänger und „Ja, das bin.“ antwortet Precious dann stolz. Stolz, dass sie den Satz schon so gut aussprechen kann. Die Grammatik stimmt noch nicht so ganz. Auf einem kleinen Whiteboard stehen solche Sachen wie „Ich bin, Du bist, er ist, wir sind, Ihr seid, sie sind“ und dann als Beispiel „groß, müde, beschäftigt, nicht zu Hause und so weiter“ und der Satz „Sind Sie Frau Jung?“ „‚Ja, das bin ich“
Dieses Whiteboard ist nun seit einigen Wochen nicht mehr neu beschriftet worden, weil Frau Jung zu sehr mit anderen Sachen beschäftigt ist und für langweiliges Deutsch lernen keine Zeit mehr hat. Vor einigen Wochen ist sie mit ihrer Familie in dieses neue Haus mit einem großen Garten gezogen. Zur Bewässerung wurde vom Vermieter ein großes 5000l Wasserfass gestellt. Regenrinne und Fallrohr besorgte und montierte der kundige Mieter. Precious schimpfte damals: „Warum zahlen wir diese Sachen? Das ist eine Verbesserung für das Haus. Das muss der Vermieter selbst zahlen.“ Ihr Mann sah das nicht so eng, montierte alles ordnungsgemäß und wartete auf den ersten Regen. Nach zwei ergiebigen Niederschlägen war das Fass voll. Nun war es Precious, die große 5-Liter Flaschen abzapfte, um so für Trinkwasser zu sorgen. „Ich bin nicht sicher, ob dieses Wasser lange frisch bleibt.“  sagte ihr Mann. „Oh, why not, it is a gift of God, es ist ein Geschenk Gottes, wie kann es schlecht werden?“ Nun stellte ihr Mann die vollen Flaschen in die pralle Sonne, damit die Sonnenstrahlen die Bakterien abtöten. Als Precious die Kraft der Sonnenstrahlen bezweifelte und die vielen Flaschen im Garten hässlich fand, sagte ihr Mann  nur: „Aber die Sonnenstrahlen sind auch von Gott, wie können sie schlecht sein?“ Nun wurden also regelmäßig Wasserflaschen abgefüllt, nachbehandelt und verschmitzt lächelnd neben dem Kühlschrank verstaut. Als Herr Jung seiner Frau vorrechnen konnte, wie viel Geld sie dadurch sparten und dass die Investitionen für die Regenrinne schon nach zwei Monaten wieder ‚drin‘ waren, war Precious sehr zufrieden und freute sich umso mehr über jeden Regen.
Das Wort für Regen in Setswana, der Landessprache in Botswana, ist Pula und Pula ist gleichzeitig die Währung des Landes. Alles dreht sich im Lande um Pula. Um beide Pula, dasjenige, welches vom Himmel fällt, aber auch um dasjenige mit dem man sein Leben bestreitet. In beiden Fällen strebt man ja weniger nach dem materiellen Pula, also der Münze oder dem Regentropfen, sondern nach dem, was dieses Pula bewirkt: das notwendige Mittel um alles in Gang zu bringen und am Laufen zu halten. Es ist der Treibstoff fürs Leben.
Der neuzeitliche Mensch braucht die bare Münze, um sein Leben zu gestalten und sich zu verwirklichen. So braucht auch Precious ihr Geld aber auch ganz besonders ihr eigenes Geld. Nicht das ihres Mannes. So sucht sie ständig nach Möglichkeiten es zu verdienen.   
Die Doppelgarage ist voll mit Sachen, die sie verkaufen will. Neben dem Bild, das sie gerade malt, kann man dort Stoffe finden, Kleider, z.T. maßgeschneidert, z.T. auf Vorrat, wunderschöne selbstkreierte Hüte und Handtaschen, Hemden und Blusen und Röcke für Jung und Alt, original westafrikanisch und das ganze Gerät, das man für einen Marktstand braucht. Da fällt besonders die Schaufensterpuppe auf: fleischfarbenes Plastik, innen hohl, Brüste und Po Backen eingedrückt. Nackt sieht dieses kopflose Wesen grotesk aus, mit einem von Precious‘  Kleidern jedoch immer noch recht propper. Am Freitagabend wird dann das Auto gepackt. Es ist so voll, dass für ihren Sohn Alex, der sie am Wochenende auf den Markt begleitet, beinahe kein Platz bleibt. Das Auto wurde im Laufe der Zeit immer voller. Der Klapptisch, das Klappzelt und zwei Stühle müssen schon auf dem Gepäckträger festgeschnallt werden. Früh am Samstagmorgen geht’s dann für zwei Tage auf zum Markt für Ausländer. In Deutschland würde man sagen Flohmarkt. Der tummelt sich. Marktstände dicht an dicht. Viele, viele Kleider, Stoffe, Schuhe, Jeans, Schmuck und Parfüms, aber auch einige Schuster, die gleich vor Ort die Schuhe reparieren, CD-Händler, die mit lauter Musik für Ihre Produkte werben, jemand der zerkratzte CD wieder blankpoliert, einige wenige Gemüsehändler. Alles und jeder muss Platz finden auf einem Areal nicht grösser als ein halbes Fußballfeld. Aber diese Enge ergibt die Stimmung. Wie auf jeder Party ist die Stimmung dort am größten, wo sich die Leute drängen. So muss Familie Jung schon früh am Morgen antreten, um sich den Stammplatz zu sichern. Der ist unter einem großen Baum, der ein wenig Schatten spendet. Bei Ankunft ist er regelmäßig vollgestellt mit den Sachen anderer Leute, die erst wieder weggeräumt werden müssen. So ist es jeden morgen erst ein Schreck, dass der Platz schon wieder belegt ist und dann eine Erleichterung, wenn Precious ihn für sich erobern konnte.
Alle Nachbarn werden zunächst begrüßt und nach ihrem Befinden gefragt. „My friend, how are You?“ Ihr Mann ist immer wieder erstaunt, dass die meisten dieser Leute „My friend“ sind, Precious aber ihre Namen gar nicht kennt. Das ist so eine kulturelle Eigenheit. Von ihr oder allgemein in Afrika? Namen sind ein wertvolles Gut, welches man nicht mit jedermann teilt. Auch nicht am Telefon. Oder gerade nicht am Telefon. Wenn Herr Jung von einem Afrikaner angerufen wird, stellt dieser sich in der Regel gar nicht vor. Aber er fragt danach, wie es ihm geht und erwartet auch, dass er nach seinem Befinden gefragt wird. Ohne dass das andere Ende der Leitung genau weiß, mit wem er denn eigentlich spricht. Es ist auch nicht so, dass sich alle Afrikaner gleich an den Stimmen erkennen würden und somit keine Namen mehr nötig wären. Nein, das Stimmerkennungsvermögen ist vermutlich nicht außergewöhnlich höher entwickelt als bei einem Europäer. Herr Jung macht sich gelegentlich den Spaß, dieses Gespräch so weit zu treiben, dass am Ende beide Seiten auflegen, ohne herausgefunden zu haben, mit wem sie denn da eigentlich gesprochen haben. Für Herrn Jung ist es immer etwas unangenehm, jemanden zum x-ten mal zu begrüßen, ohne ihn beim Namen nennen zu können, während Precious sich wundert, vielleicht sogar misstrauisch wird, wenn ihr Mann nach dem Namen einer bestimmten Person fragt, besonders, wenn es sich um eine Frau handelt, vielleicht sogar noch um eine schöne Frau.
So macht also Frau Jung ihre Begrüßungsrunde, während ihre Männer den Stand aufbauen.
Nein zuallererst wird gebetet! Sie steht dann plötzlich ganz still, hält die Augen geschlossen, die rechte Hand wiederholt den Takt in dem sie ihr Gebet spricht. Afrikaner beten sehr intensiv. Viele Leute am Markt schauen erstaunt, akzeptieren aber gleich, wenn sie sehen, dass sie betet. Ihr Stand und ihr Geschäft heißen offiziell „God is Great“. Sie selbst wird mit Mama Precious angesprochen. Sie ist als starke und wirkungsvolle Beterin bekannt.
Einmal, als ein kräftiges Unwetter über den Marktplatz herfiel, wurden viele der Zelte und Tische durcheinandergewirbelt. Ein anderes Zelt kam auf ihrem eigenen zu liegen, Tische kamen von weit herbeigeflogen und blieben vor ihrem liegen. Die Menschen suchten Zuflucht bei ihr und fanden auch Schutz.   – Weil Mama Precious so eine gute Beterin ist! – Gelegentlich benutzt sie auch Anointing Water, das ist geweihtes Wasser, von T.B. Joshua, einem berühmten Prediger und Propheten aus Nigeria. Es wird in kleinen Sprühflaschen aufbewahrt und direkt dort aufgesprüht, wo Gottes Hilfe notwendig ist. Wenn man nur stark genug glaubt, hilft das Wasser auch. Leider glauben viele Menschen nicht stark genug. Afrikaner sind aber nicht nur starke Beter, sie sind auch fest im Glauben.
Dann startet sie also ihre Begrüßungsrunde. Die ist sehr wichtig. Freundschaften werden aufgebaut und gepflegt. Alle den Markt betreffenden Informationen ausgetauscht, Reviere abgesteckt, Revier-Kämpfe ausgetragen. Natürlich werden solche Kämpfe nicht körperlich ausgetragen, nicht einmal in Wortgefechten, sondern es werden Stimmungen aufgebaut, Gerüchte in Umlauf gesetzt, Personen schlecht gemacht. Es werden Einflusssphären abgesteckt oder sogar Koalitionen. Und so findet sich jeder irgendwann auf der einen oder anderen Seite wieder. Niemand steht wirklich allein auf dem Markt. Erfolg oder Misserfolg in diesem internen Bereich werden auch von den Kunden wahrgenommen und spiegeln sich im Erfolg als Verkäufer wieder.
Vor einiger Zeit haben die Jungs ein schönes Pavillonzelt gekauft. Man kann es allein in zwei Minuten auf- oder abbauen. Sie haben etwas mehr Geld dafür ausgegeben. Es ist immer noch China-Quality, aber die Chinesen haben dazugelernt und liefern nun auch die bessere Qualität.
Der Wagen der Jungs ist pickepacke voll bis oben auf’s Dach. Ein Klapptisch, ein Hängeregal zum Zusammenbauen, ein großer Spiegel, eine Schaufensterpuppe, auch so halbe Schaufensterpuppen zum Aufhängen, viele Hemden, Röcke, ganze Kleider, Stoffbahnen. Alles hängt im Zelt an jeder Dachstrebe und an Extraleisten rund um das Zelt und ergibt den Eindruck eines berstenden Ladens. Als ob es nichts gäbe, was es hier nicht gibt. Und so kommen die Leute und stöbern und fragen und geben in Auftrag.
Mitten drin in ihrem Reich sitzt Mama Precious auf einem ihrer weißen Plastikstühle. Sie ist immer präsent, nie aufdringlich immer zu einem Schwätzchen bereit.
Das ist ihre Leidenschaft!
Man kann dort auch mit der Chefin eine Pizza teilen, von ihrem berühmten Jollof Reis probieren, zusammen ein Eis essen.  
Precious nimmt Maß, Precious entwirft Kleider, Blusen, Röcke mit einem stumpfen Bleistift in einem großen zerknitterten DIN A 4 Notizbuch. Sie hat dies alles nie gelernt, aber genauso wenig, wie ihr der Gedanke kommt, sie könnte nicht Portraits malen, kommt ihr der Gedanke, dass das Entwerfen von Kleidern, Hüten, Umhängetaschen ein Problem sein könnte. Und das Erstaunliche ist, dass sie ihre Entwürfe umsetzt, das Ergebnis gut aussieht und sie sogar verkauft. Die Hüte sind bildschön und komplett handgefertigt, ebenso wie Taschen und Kleider. Die Kunden verstehen ihre Zeichnungen, die Schneider ebenfalls und am Ende sind alle zufrieden. Nur Herr Jung ist und bleibt skeptisch und versteht vieles nicht. Aber er hat sich abgewöhnt, sich, wenn auch nur gedanklich, einzumischen. Er nimmt es, wie es ist und es ist gut. Meistens.
Im Laufe der Zeit hat sich Precious einen beachtlichen Warenbestand aufgebaut. Nun denkt sie daran einen zweiten Standort einzurichten. Er muss von einem/einer Einheimischen betrieben werden. Das heißt, sie muss einen Arbeitsplatz schaffen. Sie muss eine vertrauenswürdige Person finden, die auch noch verkaufen kann. In Botswana erlebt man es häufig, dass die Verkäufer/innen ihren Kunden die Rücken zudrehen, dass sie Fernseh gucken, sich mit ihrem Handy beschäftigen oder ganz einfach träumen, ohne auch nur zu bemerken, dass sich jemand für ihre Waren interessiert. Das ist ein Problem.
Precious Adua möchte in einer der großen Malls verkaufen. Dort muss sie zwar richtig Miete zahlen, aber sie wird auch viel mehr Kunden haben. Sie wird viel mehr rennen müssen aber auch viel mehr Aufträge haben. Sie wird viel mehr Ärger haben mit Kunden aber auch viel mehr umsetzen.
Ob sie den Schritt wagen sollte oder nicht? Diese Frage stellt sich ihr nicht lange, sie hat eine Eingebung.  
„Precious, warum verschwändest Du Deine Zeit mit langem Suchen draußen auf dem afrikanischen Markt? Geh in die Mall, da wo die Leute mit Geld sind! Die Miete wirst Du schon auftreiben!“
Also, direkt in die Höhle des Löwen. Mit Gottes Hilfe wird es schon klappen, denn

„God is Great”.    
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.05.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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