Chiara Fabiano

Im Palast der Zaren

1917
Die Flammen loderten hell und gefährlich, sie verflüchtigten  sich aus den prunkvollen Fenstern des Palastes. Laut platzte das Glas aus den Fensterrahmen und landete in tausend Scherben aus dem Boden. Man hörte überall ihre Schreie, laut und qualvoll. Die Mutter, in ihrer eleganten Gestalt, verlor die Krone bereits auf dem Weg. Sie hetzte durch die Gänge, einen Jungen an der rechten- und ein Mädchen an der linken Hand. Die Flammen wurden größer, die Schreie der Kinder lauter. „Nikolai“, schrie sie, „Nikolai!“. Ihre Stimme gekränkt in Panik, sehnte sich nach ihrem Gatten, der wie verschollen schien. Die Kinder wimmerten und klammerten sich panisch an die Hände ihrer Mutter. Sie standen dort, mitten im Gand des Palastes, umringt von Flammen und Gefahren. „Alexandra!“, hörte sie die Stimme ihres geliebten Nikolai rufen. Er lief durch die Gänge, suchte seine Frau und seine Kinder. „Alexandra!“. Dann, als er sie endlich fand und schützend seine Arme um sie legte, traf sie eine neue lodernde Flamme. „Wir müssen hier raus, Nikolai!“, sagte Alexandra voller Furcht um ihr aller Leben. „Ich weiß nicht wie, Alexia... Ich weiß nicht wie“: Sie standen dort und bemühten sich bei Bewusstsein zu bleiben. „Die Kinder halten nicht mehr lange aus“, Alexandra berührte die Stirn ihrer kleinen Tochter. „Mein Herr!“, schallte es aus einem Seitengang. „Mein Herr, Mein Zar!“. Es war ein kleiner Junge, der dort im Aufzug eines Küchenjungen durch die Gänge lief und gegen die Flammen seinem Herren entgegen lief. „Du! Junge“, sagte Nikolai. „Bitte...“, wimmerte der Junge, sich erschöpft auf die Knie stützend. „Ich kenne die Geheimgänge des Schlosses, lassen Sie mich Ihnen helfen“. Sein Gesicht war voll mit Ruß beschmutzt und er atmete schwer. Nikolai legte die Hand auf die Schulter des Jungen. „Wie ist dein Name?“, fragte er. „Dimitri“, antwortete der Junge. Entschlossen nickte Nikolai und sah auf zu seiner Frau. „Bring uns hier raus, Dimitri!“, sagte er. Dimitri führte sie schnell und geschickt durch die in Flammen gehüllten Gänge, hinein in die Küche des Palastes. „Hier durch!“, schrie Dimitri und öffnete eine Luke in der Wand. „Halt“, schrie Alexandra. „Anastasia!“. Nikolai wandte sich um. „Meine kleine Anastasia“.  Sie wollte bereits zurück rennen, doch Nikolai ergriff ihr Handgelenk. „Nein, Alexia, Nein!“, schrie er. „Meine Mutter wird sie sicher mit hier raus bringen“. Alexandra stieg Widerwillen in die Luke und kletterte hinaus aus dem Schauplatz des Todes. Viele Menschen ließen in dieser Nacht ihr Leben. Unter allen auch die Zaren und Kinder der Familie Romanov. Und Anastasia, das Mädchen mit den grünen Augen, sah niemand jemals wieder.
 

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