Andreas Rüdig

Ying und Yang

Ying und Yang. In der fernöstlichen Philosophie und Religion des Daoismus stehen sie für Gegensätze, die unser Leben prägen. Gut und Böse, häßlich und schön, Mann und Frau, Erde und Paradies sowie Himmel und Hölle seien hier als Beispiel genannt.

In der materialistisch-physikalischen Zwei-Welten-Theorie gibt es diese Gegensätzlichkeit ebenfalls.

Einerseits gibt es die materielle Welt, so wie wir sie kennen, bewußt wahrnehmen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen können. Sie ist so, wie sie ist, unabänderlich, weil wir Lebewesen die Naturgesetze nicht verändern, sondern bestenfalls beschreiben können, und auch nur in dieser Form existent. Ein Leben nach dem Tode? Zeitreisen? Außerirdisches Leben? Eine Geisterwelt? Was physikalisch, chemisch und biologisch nicht nachweisbar ist, ist undenkbar, nnur in der Phantasie von Schriftstellern vorhanden und existiert dementsprechend nicht.

Und dennoch: Viele Naturwissenschaftler berichten zunehmend von physikalischen Elementen, bei denen es möglich ist, die Tür zu einer materiellen Gegenwelt zu öffnen. Materiell sie sie genauso angelegt wie unsere Welt. Allerdings nach dem Yang-Prinzip.

Nehmen Sie mich persönlich als Beispiel. In meinem Ying-Leben bin ich eher kleinwüchsig geraten, kaum 1,60 m groß, leicht pummelig, rotgesichtig, habe kaum Haare auf dem Kopf und noch weniger auf der Brust und bin eher schüchtern veranlagt. Über große Erfolge in der Damenwelt kann ich daher nicht berichten.

Mein Yang-Gegenüber ist dementsprechend völlig anders geraten. Er ist ein Hüne von Mann, muskelbepackt, hübsch anzusehen und hinsichtlich der Intelligenz einsteinverdächtig. Bei den Frauenzimmern hat er einen sündhaften Erfolg.

Der Wissenschaftler, der für kurze Augenblicke in die Yang-Welt hinüberwechseln konnte, hat mir viel über dem Yang-Gegenstück vorgeschwärmt. Der Mann ist aber seit geraumer Zeit spurlos verschwunden. In der Presse wurde schon vermutet, er sei für immer in der Yang-Welt geblieben, weil es dort angenehmer zu leben ist.

Ich werde den Wissenschaftler suchen müssen. Wer möchte schließlich nicht auch die Yang-Welt kennenlernen? Doch wie das anstellen? Genau: Ich dringe jetzt in sein Laboratorium ein. Meine Güte, gibt es hier viele Utensilien. Welches Gerät ist wohl am besten für die Reise in eine Parallelwelt geeignet? Es muß schon die Größe eines Menschen haben - ansonsten kommen wir ja nicht komplett hinüber.

Bleibt also nur der Kleiderschrank übrig. Ich öffne ihn und trete ein. "Nach dem Betreten bitte die Schranktür komplett schließen" steht da auf dem Schild. Also schließe ich sie sorgfältig. Plötzlich geht ein rundes Licht an. "Bitte drücken Sie den leuchtenden Knopf," befiehlt eine ansprechende weibliche Stimme. (Ob bei der Rückkehr wohl eine schroffe männliche Stimme "Tür zu! Es zieht!" raunzen wird?) Ich gehorche. Und promt geht die Schiebetür zu einer neuen, unbekannten Welt auf. Und schon stehe ich in meinem Yang-Gegenstück gegenüber. Was für ein Anblick er ist.

Des Mannes Pimmel
schwebt im siebten Himmel
wenn er unbedeckt ist
das gibt hier keinen Zwist.
es wollen die Frauen
dem Mann vertrauen
was er bei seiner Manneskraft
so alles mit ihr schafft

Es gibt verschiedene Auffälligkeiten an dem Pendant. Erste nennenswerte Auffälligkeit: Seine Beinbekleidungen (Hosen wie Unterhosen gleichermaßen) sind im Bereich der männlichen Geschlechtsteile so ausgeschnitten, daß Penis wie Hoden freigelegt sind und frei bewundert und genutzt werden können.

Meine Brustbehaarung
liegt in Verwahrung
sie ist dickt und schwer
das stört so sehr,
daß ich sie entferne
ich tue das nciht gerne
auch sehr schwere
Brusthaare sind `ne Ehre.

"Was schaust du so auf meine Brust?" hätte in diesem Augenblick Yang gerne gewußt. "Die Brusthaare sind mein ganzer Stolz."

Dort, wo ist `ne Brille
dort ist auch ein Wille
zum Bücherlesen
Das ist gestern gewesen
doch auch zum Fernsehschauen
dem Erkennen von Frauen
und auch bei vielen anderen Sachen
kann die Brille Freude machen.

Eine Brille ist im Gesicht von Yang nicht zu erkennen. "Meine Augäpfel sind genauso alt wie deine," freut sich Yang. "Dafür aber noch kerngeseund."

Des Mannes Bauch von Bier
ist für ihn gar keine Zier
er ist rank wie eine Gerste,
ist er bei Frauen gern der Erste.
Doch Bier und andere Gaumenfreud
und er hat das Baggern schon gereut
der Abstand von Lipp´ zu Lipp
ist länger als jeder Schripp.


"Siehst du: Ich bin groß und schlank, überrage dich um mehr als Haupteslänge. Das mögen die Frauen."


Schüchern, ängstlich wie ein Wicht
das mögen hübsche Frauen nicht
einen Draufgänger umso mehr
auch ein Dandy erfreut sie sehr
mit steifem Kragen und Krawatte
steht er auf der Wohnungsmatte
an seinem Freudennuckel
gelangt sie ohne viel Geruckel
sie tut dann blasen
nicht nur mit den Nasen
bedeckt der Bauch, frei der Busen
so trägt frau hier die Blusen
und ihre Röcke
zieht sie hoch wie Stöcke
Kinderfrei, nicht kinderlos ist das Regier
Erwachsene leben gerne hier.
Es gibt keine Kinderhasser
dafür Scham-Anfasser
Alt? Mann wird nicht alt,
so ist das bei uns halt
die Kosmetik für die Geschlechter
war schon immer gerechter
Busen-Maske, Pimmel-Creme
ist nun wirklich angenehm
Sex im Alter?
Pimmelsteifhalter?
Sie sind auch gern gesehn
niemand will ohne Freude gehn!

"Yang? Kommst Du? Unsere Bettgymnastik wartet!" fragt in diesem Augenblick eine weibliche Stimme. Sie könnte von unserer Schwester stammen "Oh. Wer ist das? Dein Ying-Gegenüber? Wieso hast du mir nichts gesagt? Leihst du sie mir aus?"

Sodom und Gomorrha - so schießt es mir in diesem Augenblick durch den Kopf. Gibt es hier Gruppensex? Die Swinger-Clubs, in denen ich in der Ying-Welt so gerne gewesen wäre, mich aber nie hinzugehen getraut habe? Partnertausch? Wie heißt noch `mal das sexualwissenschaftliche Wort für die Liebe zu mehreren gegengeschlechtlichen Menschen gleichzeitig? Scheibenkleister: Ich habe es prompt vergessen.

Nein, nein, klärt mit Yang prompt auf. Es ist viel harmloser. "Ich bin voyeuristisch veranlagt und liebe es, meiner Frau beim Sex mit einem anderen, nicht unbedingt fremden Mann zuzuschauen. Bei dir, mein lieber Ying, bleibt es ja sozusagen in der Familie. Du bist zu schüchtern, um sie anzubaggern. Und würdest sie nie erobern können. Und sie ist momentan rattig und sexsüchtig wie immer. Also: Beschäftige dich mit ihr und tue uns etwas Gutes an.

Noch ehe ich zur Besinnung gekomemn bin, geschweige denn eine angemessene Reaktion im Sinne habe, ist das Yang-Weibchen auch schon über mich hergefallen. Die Hose vom Leib gerissen, die Vorhaut sanft zurückgezogen, den Penis zum Erigieren gebracht, in mich eingedrungen, göttlicher Sex und einen wunderbaren Orgasmus - alles kommt fast schon wie aus einer Bewegugn. Auch wenn das Yang-Weibchen hinterher jammerte, war der Sex für mich wunderbar und so wunderschön, daß ich von nun an in der Yang-Welt bleiben werden. Auch mein Yang-Gegenstück ist hellauf begeistert. "Hey, Ying, du muß unbedingt hierbleiben und unser Weibchen beglücken. So glücklich ist sie noch nie..."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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