Berta saß auf dem Startblock und schaute ins Wasser des Schwimmbeckens.
Ihre Schwimmflügel hatte sie unaufgeblasen um ihre Oberarme hängen. Wenn sie ins Wasser ging und ihre Schwimmbewegungen machte, sah es aus, als wenn sie zwei orangerote Flossen am Körper hatte.
Mira war das allmählich zu viel. Ihre Schwester konnte schon seit zwei Wochen mehrere Bahnen schwimmen, weigerte sich aber ständig, ihre völlig nutzlose Schwimmhilfe abzulegen.
Wann würde sie endlich so weit sein, den Freischwimmer zu machen – oder zumindest das Seepferdchenabzeichen?
Mit Paolo hatte sie sich für heute einen Plan ausgedacht.
„Berta, wir müssen uns anziehen, wir gehen bald nach Hause.“
Berta verließ den Startblock ohne Murren, ihr war in der abgekühlten Nachmittagsluft ein wenig kalt. Sie setzte sich auf das Handtuch im Gras und streifte die Schwimmflügel ab. Paolo schien sich neben ihr schon vorsichtig unter einem Handtuch seine Badehose auszuziehen. Er tat sehr unschuldig.
Mira war noch am Schwimmbeckenrand, da, wo das Wasser am tiefsten war.
Plötzlich stieß sie einen Schrei aus, plumpste ins Gras und betastete ihren Fuß.
„Eine Wespe!“, schrie sie, „helft mir doch!“
„Komm, Berta, wir müssen zu ihr!“ Schon raste Paolo los. Berta folgte ihm.
Als sie bei Mira angekommen waren, stützte Paolo Mira, nachdem er sie hochgezogen hatte.
„Aua, aua, nicht so grob“, stöhnte Mira dramatisch. Berta wollte sie auf der anderen Seite stützen. Plötzlich bekam sie einen Schubs und fiel ins Becken.
Verblüfft blickte sie auf in die Gesichter ihrer Geschwister. Die lachten laut und liefen am Beckenrand entlang. Vor Wut vergaß Berta, dass sie ja Schwimmflügel brauchte, und schwamm zum anderen Beckenende, wo Paolo wartete und sie beobachtete. Mira war inzwischen ein Beckenende weiter, wohin Paolo ihr in schnellem Lauf folgte. Berta schwamm auch diese Strecke noch, so richtig Wut im Bauch. Wo Mira stehen geblieben war, führte eine der Leitern aus dem Wasser.
„Komm raus, Bertalein, wir müssen nach Hause.“
„Das erzähle ich Mama und Papa, dann werdet ihr bestraft!“
„Nein, Mäuschen, die wissen das schon. Sie haben es erlaubt, weil wir ihnen versprochen haben, dich zu retten, wenn du nicht so toll geschwommen wärest.“
Zwei Tage später legte Berta stolz ihr Freischwimmabzeichen auf den Küchentisch. „Nähst du das heute Abend auf meinen Badeanzug, Mama?“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.08.2015.
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