Pierre Heinen

Lëtzebuerg, deine Sprachensuppe

Man nehme ein kleines Großherzogtum im Herzen Europas, Jahrgang 1839, etwa 2.586,4 km² groß (wie das Saarland). Man gebe 562.958 Einwohner hinzu, mit einem beachtlichen Ausländeranteil von 45,9% (92.100 Portugiesen, 39.400 Franzosen, 19.500 Italiener, 18.800 Belgier, 12.800 Deutsche, 6.000 Briten, 4.000 Niederländer, …).

Zum Würzen streuen wir an Werktagen 164.800 Grenzgänger (81.300 Franzosen, 41.900 Deutsche und 41.700 Belgier) drüber. Das Ganze lassen wir dann mit dem Sprachengesetz von 1984 mit drei Amtssprachen (Luxemburgisch, Deutsch und Französisch) köcheln und geben je nach Bedarf eine Prise Humor und Respekt bei. Und schon hat man eine perfekte Sprachensuppe. Und wie schmeckt die so im Alltag?

Als Beispiel nehme ich mal einen Durchschnittsluxemburger. Seine Muttersprache ist Lëtzebuergesch. Die erste Fremdsprache mit der er in der Schule Kontakt hat ist Deutsch, kurz danach kommt Französisch und später dann Englisch. Luxemburger mit Migrationshintergrund können meist auch noch ihre Muttersprache, also noch eine Sprache mehr.

Laut Wikipedia ist Luxemburgisch ein hochdeutscher Ausbaudialekt, das dürfte auch erklären, warum Luxemburger gern deutsche Medien konsumieren und über Politik, Ereignisse und TV-Sendungen des großen Nachbarn meist gut informiert sind.

Die Gesetzestexte werden auf Französisch verfasst, zum Leidwesen vieler, die der Sprache nicht besonders mächtig sind. In der Abgeordnetenkammer wird auf Luxemburgisch darüber diskutiert. In den Print-Medien wird dann auf Deutsch und Französisch berichtet, auf Luxemburgisch im Radio und Fernsehen und seltener auf Englisch und Portugiesisch.

Im Restaurantgewerbe spricht man eher Französisch, in der Baubranche ist man mit Portugiesisch am besten bedient. Im Baumarkt zum Beispiel spricht man im Süden des Landes Französisch mit den Verkäufern im Osten und Norden hingegen meist immer Deutsch. Da hatte ich persönlich auch schon mal Probleme mit technischen Fachbegriffen.

Es kommt dann auch schon mal vor, dass man bei einer Firma anruft, aus Gewohnheit Französisch spricht und zum Schluss stellen beide fest, dass an beiden Enden der Leitung jemand sitzt, mit dem man das Gespräch auch hätte in Luxemburgisch führen können.

Was mir im persönlichen und beruflichen auffällt ist, dass englischsprachige Bewohner sich immer entschuldigen wenn sie anrufen, dass Sie „nur“ Englisch sprechen und sich bedanken wenn man selbst auch etwas Englisch kann.

Es ist schon interessant in der Sprachensuppe zu schwimmen, jeden Tag aufs Neue.


Zahlenmaterial: statistiques.public.lu
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Pierre Heinen, Jahrgang 1979, ist seit frühester Jugend begeistert von Geschichtsbüchern und Verfasser unzähliger Novellen. In Form des zweiteiligen „Payla – Die Goldinsel“ veröffentlicht er seinen Debütroman im Genre Fantasy. Der Autor lebt und arbeitet im Großherzogtum Luxemburg, was in mancher Hinsicht seine fiktive Welt beeinflusst.

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