Karsten Herrmann

Höllennacht

 

Seit ein paar Jährchen,
waren Mia und Liam ein Gothik–Pärchen,
sie hatten sich dem Dunkel verschrieben
und bevorzugt auf Friedhöfen herumgetrieben.

Eines Nachts, umgeben vom Grabblumenduft,
sahen sie eine besonders alte Gruft,
diese war mit einem Götzenbild verziert,
welches, nach unten, in die Tiefe stiert.

Dazu glitzerten goldene Runen im Mondlicht,
ein Vierzeiler, eine Art Gedicht,
sie hatten diese Schrift noch nie gesehen,
blieben staunend vor ihr stehen.

Irgendetwas Magisches zog sie in den Bann,
was man nicht so leicht beschreiben kann,
dumpf-schleifendes Grollen, Nebelschlangen,
eine eingelassene Grabplatte war aufgegangen.

Schützend stellte Liam sich vor Mia hin,
als Licht, aus der Öffnung, zu strahlen anfing,
eine steinerne Treppe wurde freigelegt
und beide durch glänzenden Nebel eingewebt.

Der Vollmond glühte jetzt sonderbar,
färbte Moment-Feuer in Mias langes Haar,
aber an Schwärmerei war nicht zu denken ,
die Nebelgischt schien sie runter zu lenken.

Doch so hatte er sie lange nicht gesehen,
Mia schimmerte im Mondlicht wunderschön,
ihre schwarzen Sachen flimmerten,
dann Stimmen, die schrecklich wimmerten.

Das Treppenende traf auf einen dunklen Gang,
mit immer wechselnd-düsteren Gesang,
waren es verschüttete Seelen, die da sangen ?
Auf einmal zischen, überall krochen Schlangen.

Mia schrie, wie von Sinnen,
da sah Liam, von oben, diese seltsamen Spinnen,
schnell liefen sie zurück zum Eingang,
der aber, vor ihnen, ächzend zusprang.

Wieder Stimmen, mit dieser Spruchdichtung,
sofort rannten sie in die andere Richtung,
immer tiefer führte er sie in die Gruft hinein,
zwischen Schlangen und Spinnengebein.

Diese bewegten mutierende Teufelsköpfe,
es waren echt hässlich-dämonische Geschöpfe,
der Fürst der Finsternis schien nicht weit zu sein,
in diesem teuflischen Höllenschrein.

Aber sie zischten und fauchten bloß, bissen nicht,
spendeten eher, mit ihren Augen, Unterweltlicht,
Mia wurde panisch vor Angst und Schrecken,
Liams Küsse mussten Wunden lecken.

Er trug sie jetzt, sie war völlig erschöpft,
vorher hatte er noch eine Schlange geköpft,
die sich um Mias schöne Beine gewunden,
doch Liams Blick den Stein gefunden.

Dieser leuchtete jetzt in seiner Hand,
auf dem wieder dieser Vierzeiler stand,
sofort erklang das wimmernde Lachen,
von einem riesigen Teufelsdrachen.

Der am Ende der Höhle saß
und genüsslich Leichenteile fraß,
ein apokalyptischer Dämon, nicht zu fassen,
er hatte sich unterm Friedhof niedergelassen.

Mia und Liam glaubten schon vieles gesehen,
doch bei dem Anblick blieb ihr Herze stehen,
das Monster schaute nun in ihre Richtung,
da erklang wieder diese Vierzeilendichtung:

„Wer mein dunkles Reich aufsucht,
hat den letzten Weg gebucht,
euer Fleisch brauch ich zur Unsterblichkeit,
macht euch für den Todesschmaus bereit“.

Das teuflische Vieh setzte zum Flug an,
zähnefletschend, sonne-flutendes Poltern begann,
Mia und Liam fielen aus ihrem Doppelbett-Sarg,
sie schrien auf, der Albtraum war arg.

Noch lange haben beide dann gelacht,
über ihre gleich-geträumte Höllennacht,
der Leichenfressende Dämon, 
wurde durch zu starken Joint geboren
und hatte sie für den Gothic-Trip auserkoren.

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