Hella Schümann

Böse Wünsche

Immer wenn ich zu Fuß in die Stadt gehe, begegnen mir Leute mit angewachsenem Handy, oder IPhone oder wie die Dinger sonst noch heißen. Manchmal redet auch jemand mit einem Unsichtbaren. Ach, waren das noch Zeiten, als die Leute normal und gesund waren, oder anders krank. Dann saßen sie im Wartezimmer oder lagen im Krankenhaus. Früher da ist man sich begegnet, heute trifft man fast nur noch Schatten. Sie geben eine Unmenge Geld aus für ihre Handys oder IPhones oder den ganzen englischen Quatsch. Ich kann ja englisch, aber so will ich es nicht. Das Schlimmste ist , dass sie sich von der Wirtschaft manipulieren lassen und immer wieder ein neues Handy kaufen mit tausenden von Apps und was es noch so gibt . Da muss man sich ja nicht wundern, wenn niemand mehr Zeit hat. Nun habe ich immer gedacht, mit dem Iphone kann man seinen Horizont erweitern, man lernt englisch oder andere Sprachen, man schaut nach, wie das Tier heißt, was man nicht kennt usw., weit gefehlt.
Ich sitze in der Regionalbahn und fahre nur in die nächste Stadt. Das dauert 20 Minuten und in der Zeit tippt ein junges Mädchen ohne Pause auf ihrem Ding herum. Es ist Frühling und draußen explodiert die Landschaft. Mein Herz geht auf und ich bringe mein Staunen über die herrlichen Farben laut zum Ausdruck: „Was ist das schön!“ Sie schaut kurz auf: „Was?“ Na, wenigstens hat sie keinen Stöpsel im Ohr. „Die blühenden Rapsfelder“, fasse ich mich kurz. Ihr Blick schwenkt nach draußen und sofort wieder zurück, wobei sie herauslässt: „Ja, das habe ich garnicht gesehen.“ Wie denn auch, frage ich mich.
Tipp an die Phonhersteller: Macht doch mal einen Außen-Draußen-Spiegel ans IPhone. Wie oft hat mich so ein IPhone schon angerempelt, nur fast, weil ich eine Alarmglocke habe, wenn mir Sowas entgegen kommt.  Sind das eigentlich noch Menschen mit einer Seele und Emotionen?
Seit neustem verwünsche ich sie , natürlich nur die, denen ich aus dem Weg gehen muss, damit sie mich nicht anrempeln. Dadurch wird mein Weg in die Stadt immer länger, weil ich einen Bogen schlagen muss.
1.    Verwünschung: Du sollst in eine Kuhle treten.
2.    Verwünschung: Du sollst gegen eine Laterne oder einen Baum laufen.
Es gibt noch ein paar, aber neulich kam es zum Höhepunkt meiner Verwünschungen, dabei hatte ich nichts gewünscht, es kam von selber:
Ich saß gemütlich neben Rita im Bus und wir waren auf dem Rückweg von einer Tagesfahrt. Schräg vor uns saßen zwei ganz junge Paare, vielleicht 18 Jahre alt. Auf der Hinfahrt (5 Stunden) hatten sie Karten gespielt, echte Karten, nicht digital. Sie waren in Amsterdam gewesen und die Busfahrerin hatte uns vorher aufgeklärt wegen der Drogen und des Anschnallgurtes. Wer sich nicht anschnallt und erwischt wird, muss 70 € bezahlen.
Auf der Rückfahrt fiel mir schon auf, dass sie alle 4 nicht angeschnallt waren. Rita sagte: „ Die haben die ganze Fahrt noch kein einziges Wort miteinander geredet, Ja, das stimmte, sie haben einen Knopf im Ohr, wusste ich. Genau so war es und fast am Ende der Reise wurde eine meiner Verwünschungen erfüllt: Einige von uns sollten in Transferbusse umsteigen, weil wir aus verschiedenen Orten kamen. 3 Mal innerhalb einer Stunde kam über Lautsprecher die Ansage, wer in welchen Bus einsteigen sollte, wenn wir auf dem Betriebshof des Unternehmens ankamen. Alle waren schon ausgestiegen, dachte ich, da rief die Busfahrerin 4 Namen auf. Da erhoben sich die 4 Jugendlichen und verließen den Bus. Ich bekam einen Lachkoller und wäre fast daran erstickt. Wie laut hatten sie denn die Musik auf den Ohren, dass sie nichts mitbekamen, nicht ein Einziger von den Vieren?


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.09.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Lebenseindrücke: Gedichte von Annette Messerschmidt



Die Autorin, geboren 1960, wohnt im Dreiländereck Nordrhein-Westfalen/Hessen/Rheinland-Pfalz. Erst spät hat sie ihr Talent zum Dichten entdeckt und ihre Gedanken und Erfahrungen zusammengetragen. So entstand eine Gedichtsammlung, an der die Autorin gerne andere Menschen teilhaben lassen möchte, und daher wurde der vorliegende Band zusammengestellt.

Das Leben ist zu kurz, um es mit Nichtigkeiten zu vergeuden oder um sich über die Schlechtigkeit der Welt allzu viele Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht vergiften lässt und so lebt, dass man jederzeit in den Spiegel schauen kann.

In diesem Sinn denkt die Autorin über Natur, Naturereignisse und ihre Lebenserfahrungen nach. Dem Leser wünscht sie eine positive Lebens-einstellung, viele gute Gedanken und Freude an der Lektüre.

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