Dunkel ringsum. Dunkelstes Dunkel, tiefste Schwärze. Nein, nicht Nachtdunkel, da sieht man immer noch einen schwachen grauen Fleck irgendwo. Finsternis, totale Finsternis.
Und Stille. Kein Laut, kein Echo eines Lautes. Schweigen absolut.
Nein nicht absolut. Allmählich höre ich das Rauschen meines Blutes in den Ohren. Ich höre das Klopfen des Herzens gegen meine Rippen. Dennoch äußerste Stille im Raum.
Im Raum? Bin ich in einem Raum? Draußen wohl nicht, denn es geht kein kleinster Windhauch. Unbeweglich steht die Luft.
Was für ein Raum? Vorsichtig setze ich einen Fuß ein kleines Stück voraus.
Wohin geht Voraus? In welche Richtung führt Voraus? Wie weit ist es sicher?
Ich bleibe lieber stehen.
Ich strecke die Arme aus. Nichts. Kein Gegenstand. Keine Mauer oder Wand. Nur Schwärze und Schweigen. Wo bin ich?
Allmählich bekomme ich Panik.
Plötzlich grelle Helle. Nicht Tageshelle, nicht Sonnenschein. Grelles Licht genau über mir. Genau über mir. Ich werfe keinen Schatten. Auch wenn ich den Arm ausstrecke: kein Schatten.
Wände sehe ich nicht. Ich sehe rein gar nichts außer meiner Kleidung, wenn ich an mir herunterblicke. Kein realer Ort wird erkennbar.
Licht und ein weißer Boden ist alles. Auf ihm stehen meine Schuhe, Beine. Über ihm schwebt mein Rock. Die Haut an meinem ausgestreckten Arm leuchtet weiß. Keine Spur von belebendem Blut.
Ich will dem Licht entgehen. Ich mache nun einen großen Schritt. Kein Schatten folgt mir. Wieder ist das grelle weiße Licht genau über mir.
Ich wage noch einige Schritte. Keine Veränderung. Dann stürze ich nieder.
Ich liege seitlich auf dem hellen Boden. Ganz langsam erkenne ich einen größer werdenden Schatten unter meiner Hand. Ich bewege die Augen ein wenig in die Richtung meiner Knie. An der ganzen Körperlinie entlang wachsen vorsichtig Schatten.
Das Licht wird schwächer. Es nimmt einen wärmeren Ton an.
Mir wird warm. Jetzt erst kommt mir zu Bewusstsein, dass ich gefroren habe.
„Sie ist über den Berg! Sie ist aufgewacht“, höre ich entfernt eine weibliche Stimme.
© I. Beddies
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.10.2015.
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