Heidrun Gemähling

Der heilige Florian und die Folgen verbotener Lust

 

Der heilige Florian und die Folgen verbotener Lust
 
Hoch oben auf einem riesigen Felsgestein stand ein Kloster, dessen Mönche bei der Bevölkerung im Tal hohes Ansehen genießen konnten. Die Mönche lebten ein keusches und sittsames Leben, ohne Ablenkung von weltlichen Dingen. Viele junge Frauen im Ort stellten sich oft scherzhafterweise die Frage, ob die Mönche dort oben im Kloster in ihren Kutten richtige Männer seien.
 
Die Bewohner im Tal besuchten am Sonntag fleißig die Kirche und gingen zur Beichte. Aber nicht alle Frauen, denn sie waren der Ansicht, dass der Pfarrer zu den Menschen gehen müsste und nicht umgekehrt. Aus diesen Gedanken heraus entstand die Frauengruppe „Nicht mit uns“.
Sie verabredeten sich wöchentlich zu Spaziergängen in den felsigen Schluchten unterhalb des Klosters und dachten darüber nach, wie sie die Sache angehen sollten.
So geschah es, dass der inzwischen alte Pfarrer eilends zu einer jungen Frau gerufen wurde, weil es angeblich mit ihr zu Ende gehen würde. Diese junge Frau war ohne Vater aufgewachsen und erfuhr von ihrer verstorbenen Mutter auch nie, wer ihr Vater war.
Der Pfarrer kam aufgeregt ins Haus und eine junge Frau wies ihn ins Schlafzimmer der angeblich Sterbenden, setzte sich auf den Bettrand und sagte mit einem mitfühlenden Gesichtsausdruck:
„Mein liebes Kind, was wolltest Du mich fragen, und was kann ich für Dich tun?“
Erregt setzte sie sich im Bett auf, fasste ihn fest am Arm und fragte erschrocken:
„Sagten Sie gerade mein liebes Kind?“
Röte stieg in seinen verunsicherten, fast verängstigten Gesichtsausdruck empor. Die junge Frau wurde plötzlich hellwach, denn solch ein Verhalten war ihr an ihm unbekannt. Er senkte den Kopf, nahm die Hand der jungen Frau und hielt kurz inne, dann sprach er kaum hörbar die Worte:
„Ich bin Dein Vater!“
„Wie bitte, Sie sind mein Vater?“ fragte die Frau und fing lauthals an zu lachen.
„Ja, ich bin Dein Vater!“ wiederholte er ganz leise und sichtlich beschämt.
„Jetzt verstehe ich auch, warum meine Nachbarin immer stichelte:
„Mädel, Mädel ich weiß nicht recht, Du siehst unserem Pfarrer immer ähnlicher!“
Dieses Bekenntnis des Pfarrers machte die Frauen mutig und sie beschlossen, nun die „Heiligkeit“ der Mönche oben im Kloster unter die Lupe zu nehmen. Unter einer knorrigen alten Eiche stand eine Bank auf die sich nachmittags jeweils eine andere junge Frau setzte und die vorbeikommenden Mönche freundlich anlächelte.
 
Es wurde zum Spiel mit dem Feuer. Innige Blicke trafen voll feuriger Funken auf einen hübschen jungen Mönch, der diesen Blicken nicht zu widerstehen vermochte und immer langsamer werdend zurückblickte. So ging es einige Tage lang. Der verliebte Mönch Florian hielt von seiner Gruppe etwas Abstand, und als diese hinter der Kurve verschwunden war, lief er zurück zur Bank, um die junge Frau zu umarmen. Ein in der Nähe stehender üppiger Busch verdeckte das liebende Paar und nach 9 Monaten hatte der Ort einen männlichen Erdenbürger mehr. Da die anderen ledigen Frauen der geheimen Gruppe auch gerne den Mönch Florian testen wollten, taten sie es der ersten gleich. Im Ort entstand ein regelrechter Babyboom. Der Hebamme fiel aber auf, dass alle Neugeborene eine gewisse Ähnlichkeit aufwiesen und auch keine von den Müttern einen Ehemann hatte. Sie konnte sich dieses Phänomen nicht erklären und schloss sich auch Neugier der Frauengruppe an. Es hielt sich nämlich hartnäckig das Gerücht, dass ein Klostergeist zur nächtlichen Stunde den Jungfrauen im Ort Babys vor die Tür legt, und daher kein Mann mit diesen Ledigen etwas zu tun haben wollte.
 
Verabredet und im Gänsemarsch schoben sie eines Morgens ihre Kinderwagen zum Kloster hinauf, denn sie wollten nun auch Geld für sich und ihre Kinder einfordern. Welch ein Anblick für die herbeieilenden Mönche, als diese ungewöhnlichen Besucher vor dem großen Tor standen. Die Sprecherin der jungen Mütter erhob ihre Stimme und rief den staunend umherblickenden Mönchen zu:
„Wir möchten zum Vater Florian und ihm seine süßen Kinder zeigen!“
Die Klosterleitung rief ihn zu sich und er musste seine heimlichen Sünden bekennen. Es war nicht einfach, aber beim Anblick der vielen Kleinen wurde ihm warm um sein liebendes Herz und schaute dabei stolz in die Runde.
 
Folgende Abmachung wurde nach Beratung verkündigt:
„Unser abgeirrter Bruder Florian hat uns eingestanden, dass er jede Frau von Euch innig geliebt hat. Jedoch will er sich weiter dem Klosterleben widmen und den sündigen Begierden widerstehen. Alle namentlich benannten Mütter und Kinder werden mit großzügigen, monatlichen Geldbeträgen bedacht und verpflichten sich, über diese Angelegenheit zu schweigen“.
Mit einem leicht triumphierenden und zufriedenen Gesichtsausdruck verabschiedeten sich die Frauen von ihrem Geliebten und Kindesvater, der ihnen noch lange voller Begehren nachschaute.
 
Jahre vergingen und die Kinder wuchsen heran. Der Pfarrer der kleinen katholischen Kirche war inzwischen alt und gebrechlich geworden. Sein „heimliches Kind“ war ihm schon lange als Haushälterin zugeteilt und die alte Nachbarin sagte jedes mal, wenn sie sich trafen:
„Mädel, Mädel, ich weiß nicht recht. Du wirst unserem Pfarrer immer ähnlicher!“
 
Während das Leben so seinen Gang ging, ereignete sich unten im Ort des Klosters ein besonders Ereignis. Einmal im Monat trafen sich die Geliebten und Kinder von Bruder Florian zu einem Spaziergang unterhalb des Klosters, um von weitem den Vater ihrer Kinder zu sehen, der, wie gewohnt, seiner Arbeit auf den Feldern mit den anderen Klosterbrüdern nachging. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Abmachung mit dem Kloster ein gehütetes Geheimnis und sollte weiterhin auch so bleiben.
Aber es kam anders, denn eine der Mütter sagte eines Tages ganz begeistert zu ihrem Sprössling:
„Schau, dort oben, das ist dein Vater!“
Verdutzt drehten sich alle anderen Mütter in ihre Richtung und plötzlich sagte eine jede zu ihrem Kind:
„Ja, das da oben ist dein Vater!“
Jetzt war das Geheimnis gelüftet.
 
Der Mönch war so erschrocken, dass er stolperte und einen Abhang hinunterstürzte, ohne einen Halt für sich finden zu können. Er kullerte immer weiter den steilen Abhang hinunter und blieb unten ramponiert liegen. Dieses Unglück sprach sich schnell herum und die Leute liefen besorgt herbei. Rettungssanitäter versorgten notdürftig die vielen vielen Abschürfungen des Mönches und entdeckten in einer Tasche der Kutte ein schwarzes Etui mit verschiedenen Frauenbildern. In einem kleinen Beutel dahinter befand sich ein Mäppchen mit Kinderbildern. Jedes Bild war mit Name und Geburtstag genaustens beschrieben.
Der Bürgermeister nahm die Utensilien an sich, schaute ganz entgeistert auf die Bilder und erkannte all die sogenannten Jungfrauen seiner Gemeinde. Die Menschen, die neben dem Bürgermeister standen, wurden neugierig und rissen ihm einfach die Bilder aus der Hand.
„Ja, was haben wir denn da! Frauen und Kinder bei dem heiligen Mönch Florian!“ rief verwundert ein Dorfbewohner und ein anderer fing lauthals an zu lachen.
Die Bilder wurden weitergereicht, verblüffte Gesichter fingen an zu schmunzeln. Einige mutige empörte Männer liefen in die Kirche, ließen die Glocke läuten und riefen oben vom Turm:
„Liebe Leute, lasst Euch sagen, Heilige bei den Weibern lagen!“
Immer wieder wurde es vom Kirchenturm herunter gesungen und das Grinsen auf den Gesichtern der Menschen hielt bis zur Dunkelheit an.
 
Florian wurde wieder gesund und durfte im Kloster nur noch Innenarbeiten verrichten, um der fleischlichen Sünde so zu entgehen. Das Kloster verarmte mit der Zeit durch die vielen Unterhaltszahlungen, die weitergezahlt werden mussten. Viele sonntägliche Kirchgänger traten aus der Kirche aus und so stand die einzige Kirche am Fuße des Klosters zum Verkauf bereit. Einige junge Burschen befestigten ein großes Transparent an die alte Kirchenpforte mit den Worten „Wegen Scheinheiligkeit zu verkaufen“.
Auf dem Weg zum Kloster stellten sie ein Schild mit dem Hinweis auf „Zum Vater Florian“. Die heranwachsenden Kinder besuchten ihn nun oft, um mit ihm Fußball zu spielen. So entstand nach Jahren der klösterliche Fußballverein „Mönchskinder“ für Jungen und Mädchen, der im ganzen Land bekannt wurde.
 
Der alte Pfarrer erlebte nicht mehr die Hochzeit seiner Tochter, denn als sie ihn bei ihrer standesamtlichen Heirat mit dem Bürgermeistersohn, als ihren Vater vorstellte, fiel er tot um. Die Schande dieser Offenbarung ließ sein Herz stillstehen.
 
Im letzten „Kirchenboten“ der Region fanden sich folgende Worte einer mutigen Journalistin:
„Die Ereignisse der letzten Zeit, hier und anderswo, brachten das Fass zum Überlaufen. Spreu trennte sich vom Weizen und viele wahrheitsliebende Menschen erkannten die Scheinheiligkeit der Kirchen, verließen diese in Scharen. Traditionelle Feste wurden als unchristlich entlarvt, Kirchen wurden massenhaft geschlossen, verkauft oder zu anderen Zwecken umfunktioniert. Die Entlarvung der sogenannten „Heiligkeit“ wurde bereits in der Bibel in der Offenbarung 18 vorhergesagt.
Seit der Gründung der Katholischen Kirche im 4. Jahrhundert n.Ch. wurde die Lehre Jesu neu interpretiert, sie vom Kaiser Konstantin den kulturellen Traditionen der Menschen angepasst, die aus den heidnischen Nationen mit aufgenommen wurden. Jahrhundertelang gelang es so dieser Kirche ihre Macht über das Volk auszuüben, stellten sich ins göttliche Licht der Heiligkeit, führten Kriege im Namen Gottes, gaben sich im höchsten Ausmaß der Unsittlichkeit und Ausschweifung hin. Sie gaben heidnischen Bräuchen einen christlichen Anschein, um die Menschheit bis heute zu verblenden.
Zum Glück haben die Lügen in unserer Region so ein Ende gefunden und ich hoffe, dass die Menschen in der ganzen Welt den Kirchen und ihren Führern weiter die Maske vom Gesicht reißen können. Viele Menschen haben sich inzwischen von den Religionen, die Gott nicht gutheißt, getrennt und so einen Teil ihres Machtverlustes ausgelöst.
Unsere Geschichte vom heiligen Vater Florian gehörte zur hiesigen Aufklärung und kann sicherlich noch viele weitere entlarvende Geschehnisse nach sich ziehen“.
 
© Heidrun Gemähling

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.12.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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