Auf der Krankenhausstation war eine Hektik ausgebrochen, die die Krankenhausflure in einen Ameisenhaufen verwandelte. Überall wuselten Krankenhausschwestern, Ärzte und Sanitäter herum, um die vielen Patienten zu versorgen, die eingetroffen waren. Auf der Nordsüfbrücke hatte es einen Anschlag gegeben und Soldaten sind ausgerückt, um die Situation zu entschärfen. 36 Geiseln, drei davon Kinder, wurden von einer Handvoll rechtsextremer gefangen genommen und in die Luft gesprengt. Entschlossen hatten die Soldaten versucht die Situation unter Kontrolle zu bringen und Menschenleben zu retten.
Einer davon war Thomas Jonson, welcher sich nun mit schweren inneren Verletzungen auf der Intensivstation befand. "Ich bin so froh dich zu sehen.", flüsterte Jonson zu seinem Arzt, welcher sich gerade das Krankenblatt ansah. "Das kriegen wir wieder hin.", erwiederte der schlanke, hochgewachsene Mann im weißen Kittel ohne ihn direkt anzusehen. Konnten ihn die anderen Patienten und Angestellten hören? "Die OP erfolgt gleich. Frau Dr. Thomson, die Chefärztin unserer Station und Dr. Smith werden die OP durchführen, wir können mit dieser Art Verletzung gut umgehen."
Thomas sah ihn traurig an, seine Schmerzen lehmten seinen Körper. "Bitte Michael.", gab er leise von sich. Die Körperhaltung des Arztes war verkrampft, er schien das Krankenblatt zu studieren. Zermürbt fragte er sich, ob die anderen Soldaten, die am anderen Krankenbett am Tropf eines anderen Patienten herumfummelten, sie belauschen würden. Plötzlich sah der Arzt dem jungen Soldaten direkt in die Augen und versprach ihm entschlossen: "Diese Art der Verletzungen sind gut behandelbar, nur in seltensten Fällen kommt es zu Komplikationen. Die Ärzte müssten bald kommen." Er senkte seine Stimme. "Du wirst wieder gesund werden ohne Schäden davon zu tragen." Da war sich Thomas nicht so sicher. "Nimm mich in den Arm." Nach einer peinlichen Stille in der der Arzt so tat, als hätte er dies überhört und die Körperhaltung der Soldaten auf die kleinste Veränderung hin beobachtete flüsterte Thomas:"Bitte", woraufhin der Arzt ihn ansah. Erschrocken über Thomas gequälten Gesichtsausdruck erstarrte er kurz innerlich. "Nimm mich in den Arm." Was sollte er tun? Dachte Thomas, er würde die OP nicht überstehen? Tränen stiegen dem Soldaten in die Augen vom Schmerz des Körpers und der Situation, der er gerade ausgesetzt war. "Halt meine Hand.", flehte er. Es war offensichtlich, dass er Angst hatte. Warum tat Thomas ihm das an? Gerade jetzt? "Wir sehen uns nach der OP." Der Arzt behielt seine professionelle Arbeitshaltung bei. Kurz darauf erschienen Krankenschwestern, die den jungen Soldaten aus dem Zimmer schoben. Er versprach sich ihn dafür später mit einem netten Geschenk zu ihrem Jahrestag zu entschädigen. Der Arzt warf einen letzten Blick auf seinen gequälten Freund, der die OP nicht überstehen würde.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.12.2015.
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