Helmut Wurm

Sokrates und kriminelle Migranten


 
Sokrates wird von einer Gruppe Deutscher angesprochen, die entrüstet-aufgebracht über die Silvester-Ereignisse in Köln sind.
 
Frager aus dieser Gruppe (sehr entrüstet, abwechselnd): Sokrates, bist du nicht entsetzt über die Vorgänge in Köln? Über die organisierte Diebstahl-Kriminalität und die sexuellen Belästigungen?...Die Ausländer taugen doch alle nichts, das sind alles kriminelle Völker… Hat es so etwas in Europa schon mal gegeben? Das haben die politischen Gutmenschen bei uns zu verantworten… Wir Mittel- und Nordeuropäer sind von Natur aus doch ehrlicher und besser… Die Armee muss die Grenzen sichern, keinen mehr hereinlassen und alle hierher Gekommenen rausschmeißen…
 
Sokrates: Zuerst möchte ich eine Bemerkung zur Terminologie machen. Auch wenn der Ausdruck "Gutmensch" zum Unwort des Jahres 2015 erklärt wurde, so werde ich ihn in seinem kritischen Sinn weiter verwenden, nämlich als Bezeichnung für Menschen, die voller naivem Bedürfnis nach "Wohltun" die Realitäten und Folgen ihrer Vorschläge und Taten nicht absehen. Für mich sind es Gutmenschen gewesen, die diesen Terminus "Gutmensch" zum Unwort erklärt haben. Überhaupt werde ich auch andere Kurzworte mit traditionellen kritischen Inhalten weiter benutzen, wie "Bösmensch, Kritikaster, Erbsenzähler, Emanze, Sozialschmarotzer, Korinthenkacker, Himmelsstürmer, Wolkenkuckucksheim… Sie haben ihre inhaltliche spezielle Bedeutung als Ausdruckskürzel in der Umgangssprache und man  benötigt auch solche Kürzel.
 
Was nun Eure Entrüstung betrifft, so kann ich ebenfalls nur mein großes Bedauern über die Vorgänge in Köln und anderswo ausdrücken. Diejenigen politisch Verantwortlichen, die in der Vergangenheit die Sicherheitskräfte, speziell die Polizei, zahlenmäßig reduziert haben, weil sie eine Gesellschaft mit möglichst wenig sichtbarer Polizei wollen, sind ideologische Gutmenschen-Spinner, die statt weniger Kontrolle mehr Unsicherheit in der Bevölkerung erzeugen und die Zunahme der Kleinkriminalität gefördert haben. Es kommt darauf an, wie die Polizei auftritt und nicht, ob es viel oder wenig Polizei gibt.
 
Und bezüglich der Migranten-Kriminalität handelt sich um nichts Neues in der Geschichte. Ich habe solche bedrückenden Begleiterscheinungen von Völkerwanderungen immer wieder erlebt, wenn sich Massen aus geburtenstarken ärmeren Bevölkerungen auf den Weg in Nachbarräume mit kinderarmen und in ihrem nationalen Selbstbewusstsein aufgeweichten Wohlstands-Bevölkerungen machten…
 
Da muss ich als ein Beispiel in meiner griechischen Geschichte anfangen: Wann wird man endlich aufhören, die Züge Alexanders des Großen zu überhöhen? Er hatte damals die kampfeslustigen, arbeitslosen und plünderungsinteressierten jungen Griechen um sich gesammelt und kämpfen, plündern, zerstören und vergewaltigen waren die Hauptmotive dieser Männer. Die weitergehenden politisch-kulturellen Ziele, die Alexander darüber hinaus verfolgte, stammten von Aristoteles, der 3 Jahre sein Privatlehrer gewesen war. Aber für die Soldaten des Alexanderheeres war die Zerstörung des Perserreiches keine Rache für die 200 Jahre früheren Gräuel bei dem persischen Eroberungsversuch von Athen, sondern ihre Motivation war die Beute, das tagelange Luxusleben, die fremden Frauen nach dem Sieg. Dafür bauten die Soldaten sogar monatelang Mauern und Dämme zur Eroberung von Tyrrhus. Tyrrhenischer Luxus und tyrrhenische Frauen stachelten die Männer und die Hilfstruppen an, nicht eine gekränkte nationale Ehre…     
 
Bemerkungen aus dieser entrüsteten Gruppe: Das kann ja so gewesen sein… Das war  früher bei den Orientalen so üblich… Bei unseren Vorfahren hat es so etwas nicht gegeben… Die haben sich lieber durch harte Bauernarbeit und Handwerksfleiß ihren Lebensunterhalt verdient… Aber wer jetzt zu uns kommt ist eine Gefahr, alle Faulenzer, alle sind gefährlich…
 
Sokrates: Die meisten sind nicht gefährlich, sind nicht mit krimineller Absicht gekommen. Es kommt bei Völkerwanderungen darauf an, wer kommt, welche Typen kommen. In der Regel sind alle Charaktertypen darunter. Denn die Menschen sind nicht gleich, in Familien mit vielen Kindern sind die Kinder auch nicht gleich, sondern oft auffällig unterschiedlich… So ist das auch bei Massenmigrationen. Es kommt darauf an, wer sich auf die Migrations-Wanderschaft begibt. Sind nur Bürgerkriegsflüchtlinge und Notleidende darunter oder auch Glückritter, Kleinkriminelle, Wirtschafts-Asylanten? Und manchmal erzeugt die Existenznot auch Kriminalität…
 
Wenn man unterstellt, dass derzeit von 100 jungen Männern 2 eine kriminelle Bereitschaft haben und dass diese in Europa ihr Glück suchen, dann kommen aus den kinderreichen Bevölkerungen Nordafrikas im Lauf der Jahre einige zehntausend mögliche kriminelle Migranten zusammen… Es würde sich dann bitter rächen, dass es in der Vergangenheit in der EU oder zumindest in Deutschland kein Einwanderungsgesetz gegeben hat, das direkt im Ausland die gewünschten Migranten ausgesiebt hätte…  
 
Bemerkungen aus dieser entrüsteten Gruppe: Bei uns könnte man nur ordentliche Menschen finden, wenn fremde Staaten bei uns anwerben würden… Kriminelle und Räuber würde man nicht finden…
 
Sokrates: Da irrt ihr euch gewaltig. Ihr habt gar nicht das Recht, derart entrüstet zu sein und auf die Nordafrikaner zu zeigen. Gehen wir einmal in der Geschichte Mitteleuropas und Nordeuropas zurück. Dann stellt man fest, dass Mittel- und Nordeuropa in den letzten zwei Jahrtausenden die größten Plünderbanden produziert haben.
 
So muss das historische Bild von den edlen germanischen Wanderstämmen korrigiert werden. Sie waren in der Mehrzahl gut organisierte, große Plünderbanden, die im reicheren römischen Reich raubten, zerstörten, vergewaltigten… Im reichen römische Reich war die Bevölkerung zurückgegangen (Sklaven statt Kinder), Seuchenzüge und Bürgerkriege hatte es zusätzlich geschwächt, das Hinterland des Limes war dünn besiedelt… Deshalb bildeten sich unter der Führung charismatischer germanischer Adeliger anfangs zeitlich begrenzte und später dauerhafte Plünderverbände in das Gebiet hinter dem Limes (wie die Sueben und Franken).
 
Teilweise probierten es in Bewegung geratene germanische Verbände anfangs mit Bitten um Asyl (Kimbern, Teutonen, Goten), aber später lebten sie überwiegend nur von Raub, Erpressung, Plünderung, Teilenteignungen. Einige Verbände, wie die Vandalen, waren von Anfang an nur Räuberbanden, die sich stolz dazu bekannten, hinter sich weitgehend Schutt und Asche hinterließen und die Wohlstandsregionen im westlichen Teil des römischen Reiches systematisch abgrasten…
 
Und dann die Wikinger, die so bewundert und verehrt werden als Entdecker von Island, Grönland, Kanada, als Gründer des russischen Reiches… Das waren überwiegend Plünderer per Schiff. Sie haben gemordet, geplündert, versklavt, vergewaltigt und nur daneben auch gehandelt…
 
Und die berühmten schweizer Soldaten der frühen Neuzeit? Das waren Gruppen junger unverheirateter Männer, die sich als Söldner in fremden Diensten durch die Plünderung eroberter Städte die Grundlagen für einen eigenen Hausstand zusammen raubten…
 
Die französischen Soldaten der Napoleonzeit haben nach jeder siegreichen Schlacht die Städte und Dörfer der Umgebung geplündert. In den Berichten aus Weimar über das Jahr 1806 kann man das anschaulich nachlesen. Auch das Haus Goethes war von einer solchen Plünderung betroffen. Und Napoleon suchte sich beim Einmarsch in eine Stadt manchmal schon vom Pferd aus die Frau/das Mädchen aus, mit der er die Nacht verbringen wollte…
 
Man könnte erwidern, dass es sich um Franzosen und nicht um Deutsche gehandelt hat. Aber wie haben sich die Nationalsozialisten gegenüber den Juden und deren Eigentum verhalten? Ich möchte dringend auch daran erinnern. Hier lag zwar eine ideologische Konzeption dahinter, aber diese Ideologie hat viel kriminelle Aggressivität gegenüber Fremden ausgelöst…
 
Eure mitteleuropäischen Vorfahren haben es also schlimmer getrieben, als es bisher diese Nordafrikaner getrieben haben… Es wird Zeit, dass ihr eure Vorfahren und eure verehrten großen Männer endlich entmythologisiert.
 
Es ist möglich (hoffentlich bleibt es euch erspart), dass sich die heutigen kriminellen Migranten ein Vorbild an euren Vorfahren nehmen und sich langfristig immer besser organisieren… Es würde bedrohlich für die deutsche Gesellschaft werden, wenn bei weiteren Zuzügen von zu kriminellen Handlungen bereiten Migranten charismatische Führer diese Männer zusammenfassten. Das wäre durch die Polizei kaum noch zu kontrollieren. Dann könnten diese neuen kriminellen Gruppierungen durch Erpressungen, Diebstahl, Gewalttätigkeiten und Vergewaltigungen die jetzige mitteleuropäische Bevölkerung genau so terrorisieren, wie eure frühen Vorfahren Südeuropa und wie die Wikinger Westeuropa terrorisiert haben…
 
Die Geschichte würde in diesem Fall auf Mitteleuropa zurück schlagen, auch wenn ihre Mühlen nur zeitlich verzögert und langsam mahlen …
 
Bemerkungen aus dieser nun verängstigten Gruppe: Das wäre ja furchtbar… Das hätten wir dann nur den politischen Gutmenschen bei uns zu verdanken… Was sollen wir denn jetzt machen?...
 
Sokrates: Zuerst einmal solltet ihr von eurer historisch-nationalen Voreingenommenheit und Überheblichkeit herunter kommen… Und die Frage, was jetzt in Deutschland gemacht werden müsste, ist ein anderes Thema. Denkt selbst einmal darüber nach!
 
Damit geht Sokrates weiter und lässt die vorher so entrüstete, selbstgefällige Gruppe verunsichert zurück, die nun sehr nachdenklich geworden ist.
 
 
(Aufgeschrieben im Februar 2016 vom discipulus Sokratis, der bei diesem Gespräch im Hintergrund stehend dabei war)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.02.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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