Sabine Brauer

Meine Freundin Lori

Meine Freundin Lori

Lori war ein echter Wonneproppen, den jedermann gerne hatte. Riesige braune Kulleraugen schauten aus einem spitzbübischen Gesicht. Für mich war sie „kleine -Schwester-Ersatz, was ich sie auch gerne spüren ließ, denn ich war ganze elf Monate älter wie sie. Im Alter von etwa vier oder fünf Jahren saßen wir im Sandkasten und spielten „Kuchen backen“. Das Besondere daran, dieser Sandkasten mit kleinen Metallkuchenformen war in der Küche ihrer Eltern. Dort fabrizierten wir beide Sandkuchen. Irgendwann nahm ihre Mama die Förmchen, wusch sie ab, füllte Kuchenteig hinein und backte uns richtige kleine Kuchen. Ich dachte: „Uiii, das hätte meine Mama aber nicht gemacht!“, und schüttelte mich innerlich ein wenig.

Da Lori sehr gelenkig war, machte sie oft einen Spagat auf dem Küchenboden. Mir rutschte bei dem Anblick jedes Mal das Herz in die Hose und ich befürchtete sehr, sie würde in zwei Teile gerissen. Doch die kleine Person lachte mich nur aus, ob meiner Ängstlichkeit. Das ärgerte mich, weil ich nicht mal in der Lage war, einen ordentlichen Handstand hinzubekommen.

Lori war ein Einzelkind und damals schon so frech zu ihren Eltern, wie es heutzutage Gang und Gebe ist. Wenn sie ihre Launen hatte, betitelte sie ihre Mutter mit blöde Ziege und zeigte ihr auch schon mal den Vogel. Ich schämte mich dann ganz tüchtig für sie. So etwas gab es bei uns zu Hause nicht. Wir Kinder hatten großen Respekt vor unseren Eltern.
Eines Tages trieb das Früchtchen es zu bunt und ihre Mutter war außer sich. Sie befahl ihrem Mann, der Tochter den Hosenboden zu versohlen. (Was zu jener Zeit nichts ungewöhnliches war. Auch ich bekam den Stock zu spüren, wenn ich mal wieder eine Dummheit gemacht hatte.) Der Vater zog mit seinem Mädchen in den Stall und ich verfolgte gespannt das Schauspiel. Es war wirklich eines, denn; jedes Mal, wenn ihr Papa den Stock durch die Lüfte schwang und statt seiner Tochter die Stallwand traf, kreischte das süße Biest vor „lauter Schmerzen“ hell auf. Dabei konnte sie sich das Lachen nicht verkneifen. Das sind so Kindheitserinnerungen von mir über die ich heute schmunzeln kann.
© Sabine Brauer

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.02.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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