Joachim Tiedemann

Das Luftschwimmen

 

Seit ich fliegen kann hat sich viel für mich verändert. Fliegen, nein, es ist eher ein schwebendes Gleiten
durch meine Schwimmbewegungen, gleich dem Brustschwimmen, nicht im Wasser , sondern in der Luft.
Ich liebe Luftschwimmen. Vom Boden schwimme ich einfach nach oben. Anfangs nur bis zu den Dächern
der Häuser, bedingt durch Angst aus noch größerer Höhe abzustürzen. Das ist nie passiert, deswegen
bekam ich Mut. Ich schwamm höher, endlich über die Dächer, später über Wälder, dann noch höher über
Berge, zuletzt als Krönung, über Länder.
Ein Nachteil des Luftschwinnens ist die Geschwindigkeit gegenüber dem Fliegen, eben nur mit schwimmen
vergleichbar. Trotzdem ist man schneller wie mit dem Auto oder Fahrrad in der Stadt. Genau wie
Leistungsschwimmen kostet auch Luftschwimmen, besonders über Länder, sehr viel Kraft. Die muß man
haben, denn im Gegensatz zum Leistungsschwimmer, stürz ich dann ab. Mir imponiert es die Menschen zu
erschrecken, sprachlos zu machen, sie an ihrem Verstand zweifeln zu lassen. Eben noch neben ihnen stehend
heb ich dann ab, sehe von oben deren erschreckten Gesichter, ihre nach mir deutende, zeigende Hände und
Rufe. "Seht.. der fliegt.. nein kann nicht sein." Oft auch in Panik ".. nichts wie weg.. ein Mensch der fliegt wie kann
das sein." Ich dagegen, gegenüber denen, fühl mich wohl beim schweben.
Manchmal in den Bergen fliegen die Adler neben mir daneben. selbst die schauen erstaunt und fliegen erschreckt
zurück in schützenden Horst.
Mein Wunsch immer höher zu schwimmen, durch Tropos Stratos Mesos Exosphären, hinein ins All, wird immer größer.
Alles in allem zu durchschwimmen, zusammen mit den Sternen singen, mit Sonnen und Planeten baden, mich in der
Milchstraße zu laben. Doch noch fehlt mir der Mut. Die Hitze dort, verbrennen. Die Kälte dort, erfrieren.
Ersticken dort, weil keine Luft.
Doch heute ist der Tag gekommen wo ich es wagen will. Ich gehe in das größte Hochhaus meiner Stadt, laufe die Treppe
hoch, steh auf dem Dach. Ich schwimme kräftig nach oben. Sonderbar, denn ich schwimm schneller  wie gewohnt.
Keine Schwimmgeschwindigkeit denk ich. Auch kein schwimmen mehr, jetzt fliegen, so schnell wie Flugzeuge, nur viel schneller,
denn ich überhohl sie spielend und schaue auf sie zurück. Während ich gleich einer Rakete steil nach oben fliege, fehlt mir weder
die Luft, noch verbrenne oder erfriere ich.
Im Weltall angekommen empfinde ich Frieden und Glück. In der absoluten Schwerelosigkeit, dort wo jedes Ding  schweben würde, stürz ich aber ab. Angst Panik und Entsetzen!
Ich schlag die Augen auf, werde wach ,will zur Toilette gehen, spüre überall Gelenkschmerzen, auch das Laufen fällt mir schwer.
"So ist das Alter bitte sehr", sagt der Arzt und rät mir zum Schwimmsport, dort in meinem Ort.








 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.03.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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