Andreas Rüdig
Lederszene
Die Lederszene ist die Subkultur Homosexueller. Sie praktizieren nicht nur Sado-Maso; Leder als Fetisch ist das verbindende Element. Ein Lederclub ist die Interessengemeinschaft dieser Männer.
Eine Schlägerei hat es gestern bei uns im Club gegeben. Gestandene, muskulöse, ganz in Leder gekleidete, vor allem aber: erwachsene Männer sind aufeinander losgegangen. Hätten sie nicht wattierte Leder und andere Schutzkleidung getragen, wäre es zu einem Blutbad gekommen. So ist es bei Prellungen, blauen Flecken und Veilchen geblieben.
Entzündet haben sich die Streitigkeiten daran, ob der Verein eine Fahne haben soll. Und wie sie ggfs. aussehen soll. "Traditionell aus Baumwolle," forderte eine Fraktion. "Wir sind ein Lederclub. Da hat auch unsere Fahne aus Leder zu sein. Am besten auf einer Seite aus Fell," verlangte die Gegenseite. "Fahnen sind technische Textilien. Wenn sie dauerhaft schön und vor allem haltbar sein sollen, muß man dafür technische Textilien verwenden," warnte eine verschwindend kleine Minderheit.
Wie Männer so sind: Können sie sich nicht einigen, lassen sie die Fäuste sprechen. Die Boxkämpfe endeten mit einem Unentschieden. Bevor Morgensterne, Schlagstöcke und ähnliche Gegenstände eingesetzt werden konnten, griff der vereinsinterne Ordnungsdienst ein und beendete die Auseinandersetzungen. "Die Fahne wird aus Seide sein," entschied deren Leiter. "Ein bißchen Luxus dürfen wir Männer uns ja auch gönnen."
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.03.2016.
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