• 11.04.2016
  • Kategorie "Gesellschaftskritisches" (Kurzgeschichten)
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Iris Klinge

Der Hinterhalt

Wer als Kind mit einem nordafrikanischen Vater aufwächst, muss damit rechnen, dass dieser - falls die Ehe auseinandergeht - das Kind entführt.
 
Meine Freundin wuchs in Deutschland auf, machte Abitur und klaute ihren Eltern Geld, um auf die Kanarischen Inseln zu fliegen.
 
Dort lernte sie einen deutschen Jungen kennen, in den sie sich verliebte.
 
Es war wohl auf beiden Seiten die große Liebe, und sie beschlossen nach zwei Jahren zu heiraten.
 
Ihr Vater, inzwischen von der Mutter geschieden und in Algerien lebend, bot seiner Tochter an, eine große Hochzeit für sie auszurichten. Sie willigte ein, und die beiden Verlobten flogen nach Algerien.
 
Dort angekommen, wurde der junge Deutsche sofort von seiner Verlobten getrennt und in einem Hotel untergebracht. Der Vater verhinderte jeglichen weiteren Kontakt zur Tochter.
 
Meine Freundin musste bei ihrem Vater bleiben, er hatte ihr auch den Reisepass abgenommen. Aus Verzweiflung liess sie sich einige Zeit später mit einem Freund der Familie verheiraten.
 
Sie bekam zwei Kinder, danach kamen die Enkelkinder. Sie lebt noch heute in Algerien und sucht verzweifelt nach Kontakten zu Deutschen, weil sie sich als Christin so einsam in diesem muslimischen Land fühlt.
 
PS. Für mich wäre das eine Geschichte zum verfilmen. Das Ende wäre so, dass ihr die Flucht aus Algerien gelingt und sie ihren geliebten Freund wieder findet, mit ihm eine Familie gründet und endlich ihr Glück gefunden hat.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.04.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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