Inge Hoppe-Grabinger

Johanna (Teil 6)

Wer weiß schon, wann  und wie oft ein anderer Mensch glücklich ist?
Sicher gibt es Fehleinschätzungen ... aber vielleicht gibt es Annäherungen?

Immer wenn Johanna das Wort "Güterfelde " aussprach, und sie sprach es langsam und betonte jede Silbe,
dann leuchteten ihre Augen.  Güterfelde  war ihr Traum, ihr Versailles und ihr Schlaraffenland.  
Johanna hatte in Güterfelde, im Umland von Berlin,  eine große Garage gemietet  und alle Güter,  die  sich
in vielen Jahren in ihrer Wohnung angesammelt hatten und die nicht direkt verwendet werden konnten, und das war
fast alles, wurden in Güterfelde   zwischengelagert, denn eines war absolut gewiss, es konnte nur ein vorübergehender
Zustand sein. 
Für den Transport war ihr Bruder zuständig,  klein und mikrig, ewig rauchend. Der Bruder trug all die vielen Schachteln und
Kisten  und auseinandergenommenen  Möbel    dier vier Treppen hinunter, verstauchte sie in den reparaturanfälligen
Kleintransporter, während Johanna mit  Baseball-Käppi  alles überwachte, seelig lächelnd, denn nun ging es nach Güterfelde.  Ob es da Felder gab, kann ich nicht sagen. Ich  wage zu behaupten, dass das Johanna  auch  gar nicht inter-
essierte,  sie hatte genug damit zu tun, nach der Ankunft  strategisch zu planen,  wie   der  immer kleiner werdende
Stauraum  optimal   genutzt  werden könnte,  wie ein General  Anweisungen erteilend, während ihr dünner Bruder
mit dünnen Armen  die Kisten und Möbel   hin- und her- manövrierte.  Das waren die guten Tage.

Aber es kamen auch wieder schlechtere Tage. Als es hieß, nun werde das Haus endgültig verkauft,  als  nach
mehreren gescheiterten Verhandlungen ein Münchner  Großinvestor  eintraf,  der  das völlig marode Haus von Grund
auf sanieren wollte. 
Natürlich beschloss man auf den Mieterversammlungen, sich nichts gefallen zu lassen, und da taten sich unsere drei
 Junggesellen  besonders militant hervor.  Aber eines Tages überraschte uns Johanna während einer Mieterversammlung
damit, dass sie  l5OO DM -  in ihrer Hand haltend  -  hin- und herwedelte.   Die hatte man ihr nämlich "geschenkt"  für
den Fall, dass sie  sang- und klanglos  ihre Wohnung aufgäbe, mit dem Versprechen, ihre gesamte Habe  - je nach
Wunsch -  in eine  neue Wohnung oder in die Großgarage in Güterfeld  zu bringen.  Das war fast zu viel des Glücks, und
wieder leuchteten Johannas Augen: sozusagen triumphierend.

Fortsetzung folgt (Teil 7)




 

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