Astrid Bieling

Eine Liebeserklärung


Eine Liebeserklärung

Die Wellen toben. Unaufhörlich rollen sie an den menschenleeren Strand. Menschenleer? Nein. Ich stehe, warm in meine Jacke eingepackt am Strand und beobachte das Schauspiel. Das Wasser überspült fast meine Füße und ab und zu muss ich einen Schritt zurück weichen um der ankommenden Flut Platz zu schaffen. Der Wind heult unaufhörlich und ich kann mich ohne weiteres gegen ihn lehnen. Er hält mich, lässt mich nicht fallen. Ich sehe Möwen kreischend davon fliegen, in Schwärmen manchmal, aber doch meistens alleine. Sie spielen mit dem Wind, lassen sich tragen –wie ich auch. Mein Blick wandert von den Vögeln wieder aufs Wasser. Weiße Schaumkronen kann ich erkennen. Noch ein letztes Mal gleiten meine Augen über das Schauspiel. Grau, wild und unruhig liegt es vor mir. Ich drehe mich um und beginne nun gegen den Wind anzukämpfen. Nur gebückt kann man laufen und das Schreien der Möwen geht im Geheule des Windes unter. Bald erreiche ich den Deich. Wie ein großer, steiler Berg liegt er vor mir. Schon jahrelang. Er birgt die Hoffnung der Bewohner des dahinter liegenden Dorfes seit Jahrzehnten. Hält er aus? Wird er brechen?
Mittlerweile habe ich den Deich erklommen und wende mich wieder dem Meer zu. Grau und wild. Zerstörerisch und unaufhaltsam erscheint es. Doch nicht in meinen Augen. Ich liebe diese Landschaft. Wünschte mir immer dort leben zu können. Die wilden Augenblicke genießen, aber auch die ruhigen. Wenn die Wolken vom Wind getrieben die
Landschaft für kurze Zeit beschattet. Wenn der Strand bei Ebbe lang und breit da liegt. Wenn die Möwen am blauen Himmel entlang fliegen. Und wenn nachts der Leuchtturm sein ruhiges und beständiges Licht verstrahlt.
Manche Leute halten mich für verrückt. Da ist es immer grau und stürmisch, höre ich. Aber für mich ist es das nicht. Hier am Meer und mit dem Wind finde ich Kraft. Meine Ängste werden vom Sturm weggeblasen, meine Sorgen vom Wasser weggespült – und Hoffnung kommt zurück und Glück und Freude – und viele klare Gedanken. Ich merke was mir wichtig ist. Es hilft mir, und deshalb liebe ich das Meer – meine Nordsee.


September 2000




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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.06.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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