Elke Lüder

Sanft berührt

In den langsam länger werdenden Schatten der Pinien treffen sich auch die unseren. Sanft streift der Wind über unsere ineinander verschlungenen Hände, fährt uns durch´s Haar, zupft an den Sorgenfalten und trägt die dunklen Gedanken mit sich fort. Die Wärme der untergehenden Sonne entlockt Salbei aromatische Düfte, Mohnblütenblätter segeln zu Boden und ein rotglühender Teppich liegt uns zu Füßen. Zwischen mit Moos überwachsenem Steingeröll hascht ein Dornbusch raschelnd um unsere Aufmerksamkeit.

Aus den nahen Bergen sprudelt heiter murmelnd eine Quelle, wird zu einem kleinen Bach, an dessen Ufer, saftig grüne Wiesen, Mandel- und Aprikosenbäume unsere Blicke auf sich ziehen, bevor diese in den Wellen des Meeres, wo das Blau des Himmels das Wasser berührt, versinken. Vom nahen Kloster klingen die Glocken zum Abendgebet. Die Schatten dunkeln in die hereinbrechende Dämmerung und hellen auf im Schein des Mondes. Wir lauschen den Geräuschen der Nacht und unserem pulsierenden Blut, das sich rauschend, bis in die Fingerspitzen drängt. Sterne funkeln am Himmelszelt und ihr Glanz spiegelt sich in unseren

Augen wider. Wir tauchen ein in das Leben der Nacht zwischen Pinien und folgen dem Wispern im Laub der Aprikosenbäume. Schweigende Verbundenheit wächst in den erwachenden Tag und leicht und unbeschwert fliegt unser Atem der Morgenröte entgegen. Dein sanfter Kuss berührt mich zart wie die Strahlen der aufgehenden Sonne und wärmt mich zärtlich. Die Brandung des Meeres wetteifert mit dem Klopfen unserer Herzen und leise wie der Wind flüsterst Du mir ins Ohr ….

„Komm mit mir.“

Die Nacht flieht, entlässt den Tag aus dunkler Umarmung. Angereichert die kühle Morgenluft mit den aromatischen Düften des Salbei. Der Dornbusch hat in der Nacht zur Ruhe gefunden, liegt still auf dem Geröll und bemüht sich nicht mehr um unsere Aufmerksamkeit. Zart entfaltet der Mohn seine Blüten, streckt

sie dem Morgenrot entgegen und Schmetterlinge tanzen im sanften Wind übers Mohnblumenfeld. Noch immer sind unsere Hände ineinander verschlungen. Mein Puls springt deinen Worten entgegen. Meine Augen suchen Halt in deinen. Auf ihrem Bergseesommerblau tummeln sich rosa Wolken. Lächelnd nicke ich dir zu. Du ziehst mich mit dir, dem Meer entgegen. Möwen kreischen dem Tag einen Morgengruß entgegen. Schrill hallt ihr Schrei in die Stille und weckt die Vögel in den Aprikosenbäumen. In kleinen Schwärmen steigen sie auf und fliegen über Steingeröll und Wiesen zum Bach. Er hatte uns mit seiner sprudelnden Energie eine leise Nachtmusik beschert, als er plätschernd über die kleinen Kiesel floss. Wir bleiben stehen. Genießen den Augenblick. Die Sonne erhebt sich aus dem Ozean. Rotgolden gefärbte Wellen rollen dem Strand entgegen. Ein Segelboot zieht am Horizont seine Bahnen und ein Seeadler fliegt der Wärme entgegen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.06.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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