Hartmut Wagner

Rattengift

Neulich war einer dieser miesen Oktobertage des Jahres 2015, grau, regnerisch, nasskalt, vollkommen ekelhaft.
Ödipus Lustig sollte seine Frau, eine Kubanerin, vom Wohnort Ergste zum  20 Kilometer entfernten Ausländeramt im Kreishaus Unna fahren. Sie wollte ihren Reisepass verlängern lassen. Andernfalls hätten  kubanische Zöllner Tami irgendwann womöglich  ausgesperrt.
Ein Drittel des Zusammenlebens der Ehepartner aus verschiedenen Nationen vergeht mit bürokratischen Aktionen: Verpflichtungserklärungen, Krankenversicherungsbeitritten, schriftlichen Einladungen in  Konsulate, Generalkonsulate oder Botschaften, Visaanträgen oder -verlängerungen, Beschaffungen von Arbeitserlaubnissen oder anderen Zulassungen.
Der Diskussion und dem Streit über Geld: Taschengeld, Auslandsüberweisungen, für den Erwerb von Fahrrädern, Flachbildschirmen, schicken Schuhen,  “regalitos”, “Geschenkchen” an die Not leidende ausländische Verwandtschaft, Autos, Häusern usw. usf. dient das zweite Drittel des Gemeinschaftslebens.
Das dritte Drittel hätte Ödipus Lustig, der schon unter seinem Namen genug litt, den erotischen Freuden mit seiner jungen, hübschen Frau widmen können. Ging aber nicht! Denn in dieser Restzeit arbeitete sie als Zimmermädchen, Putzfrau oder Küchenhilfe. Nach Feierabend war sie müde, hatte Kopfschmerzen, musste dringend mit Freundinnen telefonieren oder erteilte Ödipus irgendwelche wichtigen Aufträge.
Ja, manchmal ist das Leben gar nicht lustig und heute wartete der deutsche Teil einer transatlantischen Liebes- und Wirtschaftsbeziehung seit neun Uhr morgens äußerst frustriert  bereits eine Stunde, nein, keineswegs auf den jüngsten Tag, sondern auf den Ausgang seiner Frau aus dem Badezimmer.
Schließlich kam sie und die Reise in dem altersschwachen weißen Plärrdedes 180 Y nach Unna begann. Für Unterhaltung war auch gesorgt.
“Konntest du nicht mal schneller machen! Jetzt stehen da Massen vor der Tür und ehe wir drankommen, haben die Angestellten Mittagspause. Außerdem, du hast doch das “Ticket 2000”. Sich im Ergster Bahnhof in den Zug setzen, in Schwerte umsteigen und nach Unna fahren, dauert weniger als eine Stunde. In Unna gehst du vom Bahnhof fünf Minuten durch die Fußgängerzone und Schwupps  bist du im Kreishaus. Wo ist das Problem? Jetzt verpesten wir die Umwelt, vergeuden teures Benzin und vielleicht sucht uns eine Panne heim. Dann sind wir nicht früh genug da.
Außerdem kommt mein Arbeitsplan durcheinander. Du weißt doch, dass ich morgens an jedem Wochentag vier Stunden schreibe. Und zwar nicht irgendeine, sondern unsere Liebesgeschichte: ’Mi flor cubana oder wenn ein Sextourist erzählt’. 325 Seiten sind schon fertig, aber ungefähr 500 sollen es am Ende sein. Das wird kein Bestseller, der sich millionenfach verkauft und uns stinkreich macht, wenn ich dauernd irgendwelche beknackten Aufträge für dich erledigen muss. Außerdem gehört zu meinem Arbeitstag auch die tägliche Gartenstunde. Wie soll ich jemals meine schönen Äpfel von den Bäumen runter kriegen!”
“Ach du! Immer, wenn du irgendwas für mich tun sollst, meckerst du herum. Deine Großnichte Vinnie holst du noch um drei Uhr nachts aus  Dortmunder Diskos ab. Die braucht nur Piep zu sagen, schon springst du und fährst sie, wenn sie will, nach Pusemuckel! Die behandeln mich ganz anders bei der Ausländerbehörde, wenn ein Deutscher dabei ist.”
“Das heißt nicht Pusemuckel, sondern Posemuckel! Und das mache ich vielleicht ein Mal in zehn Jahren. Du kannst doch mal was allein machen. Was sollen die da denken im Ausländeramt! Eine erwachsene, stramme Kubanerin, die alles nur mit ihrem Mann zusammen erledigt. Leck mich doch am Arsch!”
“Nein, und wenn du ihn mit Schokolade polierst! Und jetzt sei endlich ruhig, bis wir da sind!”
Der Lehrer Lustig schwieg ergrimmt.
Im Kreishaus angekommen, stauten sich vor dem Ausländeramt die internationalen Massen in einer interkulturellen, farbenprächtigen Schlange. Das hatte Ödipus befürchtet. Am Informationspult bekam Tami eine Wartenummer.
“Ich muss noch Fotos machen. Und hier ist irgendwo ein Fotogeschäft. Lass uns mal erst dahin gehen. Das dauert ja noch ewig, bis ich drankomme!”
Mittlerweile zeigte die Uhr halb Elf.
“Ja, aber wir müssen doch wissen, wo der blöde Fotoladen ist!” “Ich weiß das, irgendwo in der Fußgängerzone.” “Dann   los jetzt!”
Unter gegenseitigem  Bös- bzw. Beleidigtschweigen machten sich die Beiden auf den Weg in die nahe Fußgängerzone. Ödipus, der genau wusste, wo sie war, verirrte sich wutentbrannt und verpasste irgendwie den Zugangstunnel unter den Bahnschienen.
Schließlich aber erreichten sie doch den fußläufigen Bereich. Jetzt musste  nur noch das Fotogeschäft irgendwo auftauchen.
“Mann, oh Mann! Ich denke du weißt, wo das ist. Und jetzt suchen wir hier schon stundenlang herum! Ich wette, dass die Mittagspause haben, wenn wir hier fertig sind.” “Da wären wir schon längst, wenn du  die Fußgängerzone nicht verpasst hättest. Dann müssen wir eben noch mal nach Unna fahren!”
“Oh, guck mal! Da ist ein Fotoladen!” Lustig zeigte mit dem Finger auf die Eingangstür. “Wenn es schnell geht, könnte noch alles klappen.”
Das erwies sich als unwahrscheinlich. Eine Kundin war noch vor ihnen. Während Tami auf einer Empore wartete, betrachtete Ödipus voller Frust  unendlich viele Hochzeits- und Babyfotos, die vor Baby-, Braut- und Bräutigamgestrahle nur so glänzten.
Schließlich war das Fotoshooting zu Ende und die Fotos zeigten einen fotogenen Tamikopf.
Diesmal fanden sie sofort den rechten Weg und standen fünf Minuten später im Kreishaus, genau um zwölf Uhr zehn. Die Wartenummer war schon aufgerufen worden und die Beschäftigten des Ausländeramtes hatten ihre Mittagspause begonnen.
Verzweifelt drückte Ödipus die Klinke des Wartezimmers auf. Wahrhaftig noch offen! Er ging mit Tami durch einen Korridor, der mehrere Büros verband. In einem Raum fand anscheinend eine Versammlung statt. Ein junger Mann sprach die Eheleute an und verkündete: “Wir haben jetzt eigentlich  Mittagspause!” “Wir mussten aber noch einige Fotos meiner Frau für eine Passverlängerung machen. Die braucht Tami, ähh, meine Frau, damit sie wieder nach Kuba einreisen kann!” “Da zeigen Sie mir doch mal bitte den Pass”, sprach der Mitarbeiter die dunkelhäutige Kubanerin an. “Hier können Sie alles sehen!” “Ach, da brauchen Sie doch jetzt überhaupt noch keine Verlängerung. Erst im Frühjahr 2016!” “Ja, wenn das so ist, können wir  wieder gehen”, seufzte Ödipus erleichtert. Auch seine Frau atmete auf.
Die beiden fuhren nicht sofort nach Ergste zurück, sondern nahmen den Umweg über Schwerte. Dort musste der Pädagoge noch eine Druckerpatrone im Computerladen  besorgen, dazu zwei Packen Computerpapier und zehn Glühbirnen bei der Woolworth im City Centrum. Irgendwo sollten schließlich die Worte und Sätze des Bestsellers untergebracht werden und im Dunkeln zu schreiben, dazu war selbst Ödipus nicht in der Lage.
Während er die Patrone besorgte, nahm Tami im City Centrum die preisgünstigen Angebote bei “Kik” in Augenschein.
Lustig erschien  recht bald und ging zusammen mit seiner Frau die Treppen zur Woolworthfiliale hinab.
An der Kasse nahm eine zittrige Kassiererin im Rentenalter die Glühbirnen aus der Packung. Sie schob jede einzelne in eine Steckdose und siehe da, alle funktionierten.
Als Tami sah, welche Schwierigkeiten die alte Dame mit dem Öffnen der Birnenpackungen hatte,  öffnete sie hilfsbereit die Pappschächtelchen.
Das gefiel Ödipus und später lobte er seine Frau deswegen, was der wiederum ebenfalls gefiel. Fast herrschte  wieder Frieden.
Doch kurz nach der Ankunft in Ergste gefährdete ihn die  Frau von jenseits des Meeres  schon wieder.
“Ich habe Hunger! Fahr doch mal  ins Bellavista und hol mir einen Body-Building-Salat! Du willst doch sowieso im Kaufpark noch Tomaten kaufen! Ach, dann kannst du gleich an der Tankstelle vorbei fahren und mir ein Handygutachten von E-Stuss besorgen. Die ist ja nah dabei.”
Ödipus hatte sich gerade in seinem bequemen Klappsessel der spannenden Lektüre des mehr als siebenhundertseitigen Wälzers “Der Boden unter ihren Füßen” von Salman Rushdie zugewandt.
Gerade wollte ein wahnsinniger Bruder die Hauptperson Ormus Kama mit einem Kissen ersticken.
“Was ein Buch! Was für eine Arbeit, es zu schreiben! Was für ein Autor! Lebt jahrelang unter der Drohung einer Todesfatwa des übergeschnappten, glücklicherweise toten, islamischen Religionstyrannen, Mörders und Folterers Knalltollah Khomeinis sowie dem Schutz geheimdienstlicher Wächter! Und trotzdem solche Bücher. Rushdie gebührt längst der Nobelpreis für Literatur!”, dachte Lustig beim Lesen, als ihm der Auftrag Tamis in die Ohren krachte.
“Schon wieder was Neues. Siehst du nicht, dass ich in Ruhe lesen will, ein Buch von Rushdie. Das ist wie ein atheistischer Gottesdienst. Und du belästigst mich mit Body-Building-Salat und Handyquatsch. Ich komme ganz ohne Handy aus und mach das nur, wenn du mir danach die Haare schneidest.”
Dann ergab er sich seufzend in sein Schicksal. Zuerst fuhr er zur Ergster Spar-Tankstelle. “Oh, heute Super für 1,26! Da tanke ich mal voll!”
Das  tat er und außerdem kaufte er, wie ihm befohlen, für 15 Euro das verflixte Handyguthaben von E-Stuss in Form eines Papiers, das aussah wie ein Kassenzettel.
Er verstaute es gewissenhaft in der Seitentasche seiner Lederjacke. Mit Zetteln hatte er so seine Erfahrungen. Sie verschwanden immer, wenn man sie gerade brauchte.
Dann fuhr er auf den Parkplatz des Kaufparks und kaufte Tomaten samt zwei Flaschen Cola ohne Zucker. Die Waren verstaute er im Kofferraum. Es hatte geregnet. Darum fuhr er im Auto. Lieber hätte er allerdings sein schickes Trekkingbike der Marke Schneebasus benutzt.
Wegen der überflüssigen Autofahrerei den ganzen Tag hindurch ging er die paar Schritte zur Pizzeria Bellavista zu Fuß, was ihm  zum Verhängnis geraten sollte.
Dort lallten zwei Besoffskis  vor der Theke herum. Der eine ließ seine Bierflasche fallen. Sie zersprang in tausend Stücke. Die beiden Italiener kamen nach vorne, wirkten begütigend auf den Trunkenbold ein und wischten seinen Dreck weg.
Lustig gab seine Bestellung auf: “Einen Body-Building-Salat mit italienischem Dressing bitte!” “Jaja, mit Essig und Öl! Machen wir sofort.”
Der Flaschenwerfer torkelte mit einer Pizza Frutti di Mare schief lächelnd davon und wäre fast die Ausgangstreppe hinunter geschossen.
Ödipus setzte sich auf einen Stuhl gegenüber dem Fenster zur B-236 und las ein wenig in der Blödzeitung, dem Blatt für alle intellektuellen Ergster und sonstige deutsche Intelligenzbestien.
“Höchst interessant und  hochwichtig”, dachte er. Die Blödlügner hatten einen Artikel über den degenerierten Adeligen Königherzoggrafbaronprinz Doof August von Hacke- bzw. Kackewitz aus Celle bei Hannover zusammengeschmiert. Angeblich hat der sich von seiner Manucaer Fürstenschnepfe namens Kalline getrennt, um eine von Sexgangstern entführte balkanesische Nutte namens Strapsovic auf den Weg der Tugend zu bringen.
Aus weiter zurück liegenden Informationen weiß man, wie lustig der gleiche hochadelige Herr es einst fand,  auf einer weltberühmten Hannoverschen Briefmarkenschau vor den Haupteingang des Austellungsgebäudes zu pinkeln. In seiner Pinkelmanie übertrifft ihn nur der einst französische, jetzt aus Steuer- und Geldgiergründen nach Russland emigrierte Schauspieler und Obelwitzdarsteller Gepar Blieu oder so ähnlich, der sich einst köstlich amüsierte, als er in ein Flugzeug pisste.
Ach, da kam der Body-Buildingsalat.
“Ciao! Mille grazie!” “Ciao, arrivederci!”
Ödipus machte sich auf den Weg zurück zum Kaufpark-Parkplatz. Der zunehmende Regen bestand aus unangenehmen Fisselfäden.
Zuhause überreichte Lustig seiner Frau  den Salat. Tami riss gleich die Plastikverpackung auf und machte sich mit Lust über das Grünfutter her.
Gegen sieben Uhr  schnitt sie dem Ehegatten  eine perfekte Glatze  und kürzte ihm auch den Oberlippenbart künstlerisch. Zudem beseitigte sie  überflüssige Ohr- und  Nasenhaare, die ihren Ehemann vorher ein wenig verhässlicht hatten.
Im Alter fallen die Haare dort aus, wo sie üppig sprießen sollen und wachsen dort wie wild, wo sie völlig unerwünscht sind.
Ödipus liebte seine Glatze, denn sie ersparte ihm zumindest einige Zeit das lästige Kämmen, außerdem beruhigten ihn die zarten, sensiblen, sehr schönen Hände und Finger seiner Frau.
Tami sah ihren Ehemann an und meinte: “Für diesen Haarschnitt würdest du beim Friseur mindestens zwanzig Euro los. Und fünf könntest du mir wirklich geben. Guck mal in den Spiegel! Richtig schön ist das geworden.”
“Nänä! Kommt gar nicht in die Tüte. Ich habe schon auf mein spannendes Buch verzichtet, den Salat und den Aufladeschein von E-Stuss besorgt, von dem ganzen Unnaquatsch am Morgen mal abgesehen.”
Er wühlte in seiner Lederjacke nach dem Papier der Tanke und fand es nicht, jedenfalls nicht dort, wo er es hin gesteckt hatte. “Jetzt kapier ich gar nichts mehr. Das war doch da.” “Was?” “Das Handyguthaben!” “Ha, dann such doch noch mal. Das kennt man ja bei dir. Brille, Schlüssel, Portemonnaie! Wenn du die nicht suchst, bist du unglücklich! Aber Handyguthaben? Das ist neu, ganz neu!”
Lustig platzte fast vor ohnmächtiger Wut: “Das muss doch hier sein. Ich hatte es extra gut gefaltet und tief  in die rechte Jackentasche gesteckt.” Er durchsuchte Jacken- und Hosentaschen gründlichst, seine Frau nochmals die Jacke.
Sie fanden nichts. “Das muss mir beim Bezahlen in der Pizzeria aus der Tasche gefallen sein. Ich fahr jetzt mal  dahin.”
“Wenn du das Papier nicht findest, kauf mir bitte an der Tankstelle ein neues! Ich muss dringend telefonieren und habe kein Guthaben mehr. Ich zahle auch die fünfzehn Euro noch mal. Ich weiß ja, dass du es nicht mit Absicht weg geworfen hast.”
“Das kommt gar nicht in Frage. Ich habe es vermasselt und stehe dafür auch grade, wenn der Mist weg ist und bleibt.”
In der Pizzeria angekommen, erklang gerade “Una festa sui prati” aus dem Radio und die zwei Pizzabäcker sangen kräftig mit. Niemand außer Lustig und den beiden war anwesend.
“Entschuldigung ist hier vielleicht ein Papier mit einem Handyguthaben gefunden worden, so ein schmaler Streifen wie ein Kassenzettel?”
“Nein, aber wir können gerne überall nachsehen.” Die zwei richteten ihre Blicke auf den Fußboden und die Theke. Nichts, aber auch gar nichts! “Tut uns leid”, sprach der eine für beide.
"Gehen Sie doch zum Kaufpark zurück. Vielleicht liegt der Zettel auf dem Bürgersteig!"
“Ja, das mache ich. Es braucht Ihnen auch gar nichts leid zu tun!” Lustig verschwand nach draußen in den leichten Nieselregen. Er spähte wie ein Habicht auf den Boden, aber nichts zu sehen. Dann griff er in die rechte Jackentasche. Da knisterte etwas. Und er fühlte ein Loch im Jackenfutter.
“Ha“, dachte Ödipus, “das muss der vermaledeite Zettel sein. Der ist mir durch das Loch ins Jackenfutter gerutscht.” Er war sicher, das Guthaben wieder gefunden zu haben und freute sich. Vorsichtig pfriemelte er den Zettel aus dem Futter und zog sein längstes Gesicht.
Das war eine Kassenquittung über 13 Euro. Die hatte er für eine Packung Rattengift gezahlt. Auf seiner Terrasse hatten sich einige dieser unangenehmen Nager eingenistet. Regelmäßig vertilgten sie eine Zeit lang das Baumarktgift aus roten Körnern. Zuletzt wechselte Ödipus das Gift und kaufte schöne blaue Kugeln. Seit zwei Tagen blieben sie liegen Das Gift hatte anscheinend gewirkt und  das Rattenblut zersetzt, ein elender Tod für die Träger der Pestflöhe.  Die Ratten taten Lustig wirklich leid, aber sie sollten  gefälligst von seiner Terrasse verschwinden.
Die Natur und das Leben sind manchmal brutal. Nur der Mensch kann das ändern. Gott wird es niemals tun, da er  gar nicht existiert.
Die Enttäuschung über die Rattengiftquittung war groß. Aber Lustig marschierte weiter, die Augen starr auf den Bürgersteig gerichtet. Er kam an der Gyrosbude des Griechen Nikolaos vorbei. Nichts! Er ging weitere zwanzig Schritte. Nichts! Doch da, das musste er sein: Ein zusammen gefalteter schmaler Zettel am Rande des Gehwegs! Ödipus bückte sich, entfaltete das ziemlich feuchte Papier vorsichtig und sprang in die Luft: “Das Handyguthaben!”
Seine Freude musste er sofort mit den freundlichen Italienern teilen. Die waren fast so begeistert wie er und wiederum sehr hilfsbereit: “Wir legen den Zettel hier auf den Rand vom Ofen. Dann trocknet er!” “Ja, das wäre nett. Aber Vorsicht, er könnte bei der Hitze  verbrennen!”
Das Papier begann zu qualmen bzw. zu “ülmen”, wie man in Ergste vor langer Zeit sagte.
“Ach, den nehmen wir lieber darunter.” Lustig grabschte schnell nach dem Zettel. Dann verabschiedete er sich von den freundlichen Helfern und raste mit Formel I-Geschwindigkeit nach Hause. Er wollte seiner Frau schleunigst vom Triumph über die widrigen Umstände erzählen
Als er Frau Tami freudestrahlend  den Aufladezettel präsentierte, strahlte sie  zurück.
Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben bei dem Titel der Geschichte gewiss gedacht bzw. gehofft,  Studienrat Lustig würde seine, wenn auch nur manchmal  nervige Ehefrau mit Rattengift in eine bessere Welt befördern. Geben Sie das mal ruhig zu!    


      
     
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.12.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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