Hans Fritz

Das Projekt Hoverbird

 

VORGESCHICHTE

"Guckt euch das an. Das schaut ja aus wie ein schwarzer Riesenvogel aus dem Horrorfilm," ereifert sich der Gärtner, der gerade mit der Reparatur eines Zauns beschäftigt ist. Eigentlich galt seine Aufmerksamkeit einem Pulk arktischer Wildgänse, die in raschem Flug rheinwärts strebten. Der Riesenvogel scheint unterdessen unbeweglich in grosser Höhe am Himmel zu schweben. Die vom Gärtner angesprochenen Passanten nicken verständnisvoll, teils gelangweilt, teils ängstlich aufblickend. 'Es kann sich nur um ein ausserirdisches Objekt, einen bisher unbekannten Ufotyp handeln', ist die Meinung vieler.

Als die Abenddämmerung an diesem Herbsttag ungewöhnlich früh einsetzt, schiebt sich das Monstrum vor den aufgehenden Mond. Die Medien halten sich punkto Klärung des seltsamen Phänomens bedeckt und beschränken sich auf dessen knappe Beschreibung.

Zwei Tage später ist das Luftschiff verschwunden und kann von keiner Beobachtungsstelle ausfindig gemacht werden. Wo ist es gelandet? Ist es gar abgestürzt, in einem unzugänglichen, nicht einsehbaren Gebiet? Es könnte auch sein, dass das Ding ausserhalb der Hauptschifffahrtsrouten völlig unbemerkt in die Tiefe eines Ozeans absank. Es werden Suchaktionen gestartet, die aber erfolglos bleiben.

Fünf Wochen lang berichten die Medien über das Vorkommnis, gleich nach dem Sport. Dann herrscht Schweigen. Andere Ereignisse drängen in den Vordergrund.

 

DER FUND

Zwanzig Jahre später durchstreift eine Forschergruppe aus fünf Männern und drei Frauen das für den Normaltouristen unwirtliche, für den Wissenschaftler stets lohnende Gelände im ostsibirischen Bergland.

Beobachtungen an Tier- und Pflanzenwelt sind sorgfältig dokumentiert, Erd- und Wasserproben sollen noch gezogen werden. Damit wäre das vom internationalen Konsortium Interexpeds aufgestellte Programm erfolgreich abgeschlossen.

Die acht Leute befinden sich schon auf dem Rückweg zum Geländewagen, als sie auf eine Riesenplatte stossen, die aus einem nichtrostenden Metall zu bestehen scheint. Das Ding weist auf den ersten Blick die Fläche eines halben Fussballfelds auf. Zweifellos eine Solarzellkonstruktion. Stammt wohl von einer der zahlreichen Raumfähren, deren Bruchstücke in letzter Zeit auf die Erde stürzten. Hätte in einem besiedelten Gebiet einen enormen Schaden anrichten können.

Ein paar Fotos werden gemacht. Eine Probe durch Schaben und Feilen zu gewinnen misslingt. Das spricht für eine besondere Qualität des Metalls. Ein paar korrodierte Bestandteile einer Zelle lassen sich dagegen mühelos herausklauben. "Ein besonderes Geschenk für die Solartechniker in der Station", meint Gruppenleiter Jens.

 

DIE BEGEGNUNG

Die Forscher stehen vor einem fensterlosen Rundbau von geschätzten zwanzig Metern Höhe. Vom offensichtlichen Flachdach ragt so etwas wie ein Antennenmast ins Azur dieses aussergewöhnlich warmen sibirischen Sommertags. Das Baumaterial dürfte ein schmutziggrauer Beton sein, der unverputzt blieb. Ein gusseisernes Tor zeigt Rostspuren. Ein schmaler, im Tor ausgesparter Einlass steht offen. Drinnen herrscht ein übler, nicht definierbarer Geruch und Dunkelheit. Der Schein von Jens' Lampe trifft auf ein hohes Regal, das mit ein paar teils aufgebrochenen Kisten beladen ist.

Da erscheint ein Mann an der Tür. Auf sein "Ist hier jemand?" antwortet Jens: "Wir sind eine Forschergruppe und die Neugier hat uns hierher verschlagen." "Ein verlassenes Magazin habt ihr da betreten, viel zu sehen gibt es da nicht", spricht der Mann in ruhigem Ton. Er bedient einen Lichtschalter und das Lager erscheint nun in einem schwachen Gelb.

"Mein Name ist Lukan", erklärt der Mann. "Ich bin der letzte Überlebende des Versorgungstrupps des Luftschiffs Hoverbird. Eigentlich bin ich längst im Ruhestand, aber die Langeweile treibt mich hin und wieder hierher. Ihr habt sicher von jenem Luftschiff gehört, das vor zwanzig Jahren in respektabler Höhe Regionen in Mittel- und Osteuropa überquerte." "Ja, haben wir", sagt Jens. "Ich selbst hatte das Ding gemächlich über die Ostsee fahren sehen. Dem Phänomen wurde in unserer Föderation kaum Beachtung geschenkt. Es gab nur wilde Spekulationen über Herkunft und Aufgabe des Riesenvogels. Oh, Herr Lukan, könnten wir bitte auf Englisch -?"

"Oh ja. Aber mein Englisch ist noch nicht stubenrein. Vor einem Monat habe ich einen Fernkurs begonnen. Vielleicht kann jemand von euch dolmetschen." Birgit erklärt sich bereit. Die Unterhaltung wird nun auf Englisch fortgeführt und alle sind zufrieden.

"Ich schlage vor, dass wir es uns oben auf dem Dach bequem machen", meint Lukan. "Dort ist auch erstaunlicherweise die Mückenplage nicht so schlimm." Sie begeben sich über die Spirale einer Aussentreppe auf das Flachdach. Ein paar herumliegende Balken und halbvermoderte Bohlen sind rasch zu Sitzgelegenheiten zusammengesetzt. "Es ist zwar erst früher Nachmittag, für mich aber bereits Teezeit", sagt Lukan und entzündet eine grünlich aufleuchtende Flamme unter einem Messingkessel, der über einem Dreifuss aufgebockt ist. "Als hätte ich geahnt, dass ich nach sieben Monaten den ersten Besuch bekomme, habe ich ein paar Liter mehr angesetzt und zehn Teebeutel sowie etwas Kandis zugegeben. Ausser dem Tee kann ich euch nichts bieten, meine bescheidene Küche gibt derzeit nichts her." Die Besucher kramen ihre Trinkbecher aus den Rucksäcken. Lukan füllt die Becher mit einer zerbeulten Kelle. Er selbst trinkt aus einen kleinen Tonkrug.

Nach einer Weile allgemeinen Schweigens beginnt Lukan: "Ich möchte mich jetzt ein wenig vorstellen. Nun, ich wurde als ein 'Politischer' aus der ehemaligen DDR nach Sibirien verbannt, kehrte aber, als ich aus dem Lager entlassen worden war, nicht mehr zurück. Habe mich mehr schlecht als recht hierher durchgeschlagen, wobei mir meine, wenn auch bescheidene Kenntnis des Russischen eine wichtige Hilfe war, denn die Menschen, die hier eine behördliche Funktion innehaben, sprechen neben ihrer sibirischen Sprache zum Glück auch russisch.

Eines Tages erfuhr ich beim Einkauf drüben im Dorf, dass sich demnächst über der gottverlassenen Gegend hier ein Luftschiff zur Wetterbeoachtung am klaren sibirischen Himmel herumtreiben soll. Es würden ein paar Leute gesucht, die als Bodenpersonal für gutes Geld die Versorgung des Hoverbird, so sollte der Vogel heissen, übernehmen könnten. Ein Helikopter samt zweier Piloten soll eben von diesem, in drei Monaten von eilends aufgebotenen Pionieren errichteteten Turm aus starten. Ich meldete mich als Erster und bekam wahrscheinlich aus diesem Grund die Leitung übertragen. Vier Dorfbewohner wurden mir als Helfer zugeteilt. Woher das Baumaterial für den Turm kam weiss ich nicht. Ich sah ein paar Mal grosse Lastwagen anfahren, deren Lenker mittels Hebebühne alles mögliche Zeug abluden. Nun, der Turm war gerade fertiggestellt, als das erste Material, das aus Kanistern mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und allerlei Grünzeug bestand, herbeigeschafft wurde. Wieder mit diesen Lastern der Extragrösse. Dann wurde auf einem gigantischen Tieflader der Transporthelikopter angeliefert. Bald danach tauchte der Hoverbird am Himmel auf."

"Wir sind auf dem Weg hierher auf ein seltsames Objekt gestossen - ", setzt Jens das Gespräch fort, als Lukan in nachdenkliches Schweigen versunken scheint. "Ah ja, kann mir's denken", sagt nun Lukan. "Das war ein Sonnenkollektor vom Hoverbird. Das Luftschiff soll nämlich nach Abschluss seiner Mission irgendwo hier in der Gegend gelandet sein. Eine Pioniereinheit der Regionalregierung sollte das Ding auseinandernehmen und wegtransportieren. Wohin blieb geheim. Der Transporthelikopter verlor den Kollektor - oder er wurde absichtlich ausgeklinkt. Mit diesem Zwischenfall endete jedenfalls der Abtransport des Hoverbird."

 

DAS LUFTSCHIFF

"Ja, was war der Anlass zum Bau des schwebenden Kolosses?" spricht Lukan weiter. "Das Ende der Menschheit stehe bevor, machte wieder einmal die Runde. Internationale, unlösbare Konflikte, Zusammenbrüche der Börsen, die fortschreitende Vermüllung von Land Meer und nicht zuletzt unvorhersehbare Klimaturbulenzen wurden als die Hauptursachen ins Feld geführt. Ob die Rettung weniger Menschen in Grossraumluftschiffen möglich sei, sollte in einem Pilotprojekt erprobt werden. In achtzehn Kilometern Höhe sollen schon bald gigantische Luftschiffe schweben. Beim Hoverbird handelte es sich um einen Prototyp. Das zweihundert Meter lange Gefährt bestand aus einem Unterbau für die Besatzung und einem Überbau mit den Gas führenden Zellen. Das Traggas war meines Wissens Helium. Bei der Probefahrt soll auf Anordnung eines so genannten Luft- und Raumfahrtkontrollzentrums die achtzehnköpfige Besatzung vom Boden aus mit dem Nötigsten versorgt werden. Vorratsräume seien bei diesem Luftschiff noch nicht vorgesehen.

Das Projekt unterlag höchster Geheimhaltung, um Panik zu vermeiden. Offiziell handelte es sich um den Auftrag eines paneurasischen Konsortiums zur Erforschung des 'unteren Grenzbereichs der Stratosphäre'. Allein kritische Beiträge der Medien sorgten dafür, dass das kein Mensch glaubte.

Der erste Start unseres Transporthubschraubers in Richtung Luftschiff erfolgte vom Tieflader aus. Die erste Landung nach der Rückkehr sowie alle weiteren Starts und Landungen gingen hier, wo wir jetzt sitzen, über die Bühne.

Voller Spannung erwarteten alle am Unternehmen Hoverbird Beteiligten die erste Versorgungsaktion, die drei meiner Helfer absolvierten. Die siebte Fahrt begleitete ich selbst. Das Abladen der Ware auf einer ausfahrbaren Plattform vor dem linken Sonnenkollektor ging einfacher vonstatten als zunächst angenommen.

Im Laufe der Zeit bereitete der Turm mehr Sorgen als die Verbindung zum Luftschiff. Auf dem immer mehr auftauenden Permafrostboden war das Gebäude schon einen halben Meter abgesackt, der Eingang musste angepasst werden. Fossilien wie ein Panzernashorn, das nicht weit von hier ausgegraben wurde, weisen auf eine frühere Warmzeit des Gebiets hin. Manches deutet darauf hin, dass wir uns heute wieder einer solchen Zeit nähern, wobei der Mensch zum relativ raschen Klimawandel nicht unwesentlich beiträgt.

Es sollte der dreiundzwanzigste Versorgungsflug werden. Meine beiden dazu aufgebotenen Helfer kehrten bald unverrichteter Dinge zum Turm zurück. Denn das Luftschiff war urplötzlich weg, einfach weg. Damit endete fürs Erste, wie ich dachte, unsere Arbeit hier als Versorger der Hoverbird-Besatzung. Die Helfer kehrten ins Dorf zurück. Ich blieb und richtete mir eine Wohnecke im Zwischenstockwerk des Turms ein. Der Hoverbird kam nicht wieder."

Es wird noch über ein paar belanglose Dinge geplaudert, wobei der Hoverbird ausser Acht bleibt. Dann verabschieden sich die Forscher von Lukan, danken für die Gastfreundschaft und seine höchst interessante Schilderung der Aktivitäten rund um das Luftschiff. "Geht in nordöstliche Richtung", gibt er ihnen mit auf den Weg. "Da werdet ihr auf eine riesengrosse Überraschung stossen." "Eigentlich gelobte ich Stillschweigen zu wahren. Aber was soll's", spricht er zu sich selbst, als die Gäste schon ein paar Schritte gegangen sind.

 

DIE ENTDECKUNG

Nichtsahnend was die von Lukan angekündigte Überraschung sein könnte, macht sich die Gruppe auf den Weg nach Nordosten, vorbei an Zwergwacholder und Laubbäumen im Zwergformat. Eine Minze und ein Blaustern bergen Käfer und Grillenschaben. Ein Drosselruf durchtönt die Stille.

Nach knapp fünfzehn Kilometern mühsamen Marschs über Gesträuch und durch Wasserlachen gelangen sie an eine Lichtung.

"Dort, halber Kilometer vor uns, ist etwas", ruft Gordon, der der Gruppe ein paar Schritte vorausgegangen ist. "Aber das ist doch - Ja, da gibt es keinen Zweifel, das ist der Hoverbird", meint Jens. Und es ist der Hoverbird!

Vorsichtig nähern sie sich dem Koloss. Eine grobe Messung ergibt zweihundert Meter Länge und fünfzehn Meter Höhe. "Da ist ein Sonnenkollektor eingelenkt. Offensichtlich das Gegenstück zu unserem gestrigen Fund", stellt Trevank fest.

Der morastige Boden erschwert den weiteren Zugang zum Luftschiff. Doch der Sonnenkollektor erweist sich als ideale Plattform zum Vorankommen.

Das Oberschiff, der vermutliche Heliumspeicher, ist zusammengesackt, der letzte Rest des Edelgases wohl längst in die Atmosphäre entwichen.

Die äussere Hülle des Luftschiffs dürfte eine ultradünne Metallfolie sein. Aluminium? Grosse Bullaugen am Unterschiff haben wohl für einfallendes Sonnenlicht aus ungetrübter Atmosphäre gesorgt.

Mit gösster Anstrengung und unter dem Einsatz einiger vorsorglich mitgeführter Werkzeuge gelingt es die Ladeluke am Unterschiff zu öffnen. Ein Schwall stickiger Luft entweicht und nimmt den Forschern fast den Atem.

Ausser ein paar leergefegten Regalen scheint das Innere des Hoverbird nichts Besonderes zu bieten. In der Mitte des Schiffs befinden sich zu beiden Seiten angeordnete Nischen, vielleicht die Kojen der Besatzung. Über den Fenstern befinden sich seltsam gewundene Glasstäbe. Könnten zusätzliche Lichtquellen gewesen sein. Von der Besatzung keine Spur. Vielleicht waren keine Menschen an Bord, sondern Roboter? Aber wozu die Versorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln und anderem Material? Zum Schein?

Doch eine Entdeckung mag die Forscher für die bisherige Enttäuschung ein wenig entschädigen. Am Bug befindet sich nämlich ein Pult mit Schaltflächen. Das dürfte die Kommandozentrale gewesen sein. "Ob der Vogel noch abhebt?" meint Trevank, an einigen Hebeln herumspielend. "Ich würde es nicht versuchen", meint Elias. "Mit nur einem Kollektor kämen wir unweigerlich in eine beachtliche Schieflage".

Nach getaner Inspektion gehen die Forscher zurück zur Luke. Da versperren Fünf Roboter, eng aneinandergereiht, den Weg. Der Strahl von Elias' Laserpistole scheint sie erst richtig zum Leben zu erwecken. Sie machen ein paar Schritte vorwärts, strecken die Arme vor, um dann wieder zu erstarren. Die Akkus haben nun nach zwanzigjähriger Ruhe, zum wahrscheinlichen Glück der Forscher, endlich ausgedient, bevor die Kerle in ihrer möglichen Eigenschaft als martialisches, unbeseeltes Ordnungspersonal, aggressiv werden könnten. Aber trotzdem heisst es nun, schleunigst das Luftschiff zu verlassen. Das inzwischen völlig erstarrte blecherne Wachpersonal wird mit vereinten Kräften zur Seite geschoben.

War die Inspektion des Unterschiffs im Grossen und Ganzen enttäuschend, belohnt das waghalsige Besteigen des Oberschiffs mit einer Entdeckung. An den beiden letzten Gaszellen, kurz vor dem Heck, sind schwarze Flecke zu erkennen. Hier muss ein Brand stattgefunden haben. War es doch Wasserstoff statts Helium? Wäre auch, abgesehen von der Brandgefahr, einfacher zu beschaffen und im Übrigen viel praktikabler gewesen.

Beim Geländewagen angelangt registrieren die Forscher ein Schwanken des Bodens. "Das ist Erdbeben der Stärke dreikommafünf", meint Elias. Jetzt bemerken sie aus der Richtung des Luftschifffundorts einen mächtigen Feuerschein zum Himmel aufsteigen. Jens verdächtigt Trevank, mit seinen Spielereien am Schaltpult den Hoverbird zur Explosion gebracht zu haben.

 

DER BRIEF

Die Forschergruppe ist unter einer Reihe strapaziöser Umstände nach Europa zurückgekehrt.

Birgit folgt einer Einladung nach Hongkong. Sie soll sich mit Vertretern einer Umweltbehörde zum Gedankenaustausch treffen.

Im kleinen Kreis berichtet sie während einer Teepause über ihre Erfahrungen mit dem Hoverbird-Projekt und die Begegnung mit Lukan. Die Kollegen scheinen erstaunlich gut über das Unternehmen informiert zu sein. Die achtzehnköpfige Besatzung des Hoverbird soll es auf welchen Wegen auch immer bis nach Schanghai geschafft haben. Beide Navigatoren sollen sich für die seit Langem geplante und wieder einmal aufgeschobene 'bemannte' Marsmission gemeldet haben.

Am Rande einer Besprechung entnimmt Herr Li einem Aktenbündel einen Brief mit dem Absender 'Lukan P.' "Der Brief ging wohl an die falsche Adresse", meint er kopfschüttelnd. Ein paar Worte in Englisch, der Rest sei eine unbekannte, seltsame Sprache, die Birgit als deutsch identifiziert.

Später wird sie im Airbus, während des Rückflugs nach Frankfurt, Zeit und Musse haben sich mit dem Text zu befassen.

Lukan schreibt:

"Liebe Freunde, etc.,

Ich habe den Hoverbird zerstört, eigenmächtig, ohne Auftrag von einer Regierung oder Organisation.

Unter dem Boden des Unterschiffs befanden sich Vorratskammern mit eingelagertem Sprengstoff und einem Brandbeschleuniger. Solche Kammern sollten bei den nachfolgenden Luftschiffen mit Vorräten aufgefüllt werden.

Ich habe euch genau beobachtet, wie ihr den Hoverbird verlassen hattet. Als ich euch dann in gebührender Entfernung wähnte, leitete ich die Sprengung per Hebelzug an meinem mobilen Steuergerät ein.

Ich möchte euch den Grund meines Tuns nicht vorenthalten.

Wer glaubt an Zufälle? Ihr wart gerade auf dem Weg zum Hoverbird, als ich die Nachricht erhielt, dass das Luftschiff geborgen, repariert und auf Vordermann gebracht werden sollte. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern. Ein neuer Flop schien mir schon programmiert. Das alte Pleiteunternehmen IHBC (International Hoverbird-Company) sei mittels Anleihen wiederbelebt worden. Abermillionen Euro, oder Dollar, für ein zweifelhaftes Projekt verpulvern, nein. Mein Bruder, der es in den Westen geschafft hatte, war Gründungsmitglied jener Gesellschaft, hatte viel investiert und alles einschliesslich seines Privatvermögens verloren.

Auch ihr werdet euch fragen, warum so ein Oldtimer wie der Hoverbird wiederhergerichtet werden sollte. Die Zeit wäre doch reif für eine neue Technik. Aber ich schätze, dass mit der Konstruktion eines Hoverbird die Technik einen Höhepunkt der Machbarkeit erreicht hatte.

Es grüsst euch herzlich ..."

 AUSKLANG

Für Trevank kommt Lukans Bekenntnis zu spät. Im Glauben ein wertvolles Zeugnis modernster Technik mutwillig zerstört zu haben, hat er seinem Leben ein Ende gesetzt.

Umherstreifende Abenteurer mögen die Überreste eines Luftschiffs bestaunen, des Prototyps einer Flotte, die hoch droben in der Stratosphäre eine Handvoll Menschheit vor ihrem irdischen Schicksal bewahren sollte. Eine Alternative zum Fristen in tief in der Erde eingerichteten Bunkern. Oder in Unterwasserstädten. Oder die Besiedlung des Mars findet doch statt.

Ein Hoverbird-Konzept, wie es hier in eine nahe Zukunft projiziert wird, wird wohl nie verwirklicht werden. Oder doch? Vielleicht morgen schon? Solange es milliardenschwere Investoren gibt, ist nichts auszuschliessen, auch nicht die Verwirklichung der abwegigsten Idee.

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.12.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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