Yvonne Schwab

VIVA LAS VEGAS 5

Jenny gähnte. Sie bemerkte Gott sei Dank nicht, dass ich gerade kaum atmen konnte und immer noch wie gebannt auf die Autogrammkarte in meiner Hand starrte. „Komm, lass uns nach oben gehen. Ich bin todmüde. Morgen sind wir ja nur für die Nachmittag Show geplant. Abends haben wir frei. Wollen wir uns dann zum Essen treffen?“ „Wir tanzen morgen nur eine Show?“ Ich wunderte mich, denn was ich bereits herausbekommen konnte war, dass wir täglich immer zwei Shows tanzten, eine am Nachmittag und eine am Abend. „Morgen Abend kommt doch Frank wieder rüber und gibt eine Sondervorstellung und da fällt unser Auftritt aus. Morgen ist vorstellungsfreier Tag im Sands. Aber das weißt Du doch Idy!“ Verwirrt schaute ich meine Freundin an „Frank? Doch nicht etwa Frank Sinatra?“ Da dämmerte es mir. Zur selben Zeit als Elvis´ Film in Las Vegas entstand, hatte das berühmte Rat Pack ein festes Engagement im Hotel Sands. Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin. Das waren die großen Helden der Swing Ära. Ich fand das alles total aufregend. Mir sagten diese Künstler auch heute noch etwas und selbst im Jahre 2016 hörte ich gerne ihre großen Stücke. „Oh mein Gott Idy, Elvis hat Dir anscheinend heftig Dein hübsches Köpfchen verdreht. Natürlich, Franky Boy. Wie jeden dritten Samstag im Monat. Leidest Du seit neuestem unter Gedächtnisverlust?“ Jenny grinste mich an und legte den Arm um mich: „Na komm schon. Gehen wir. Zeit fürs Bett“. Ich war so froh, Jenny an meiner Seite zu haben. Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, Ihr die Autogrammkarte mit Elvis´ Notiz zu zeigen, doch ich befürchtete, dass sie mich auslachen würde. Ich war doch nur ein dummer Groupie für den King. Auf dem Weg zu unseren Zimmern plapperte Jenny immer noch aufgeregt von Elvis. „War er nicht sexy?“ Ich nickte nur. „ Die haben gesagt, dass sie morgen Vormittag den Pool absperren werden, da Elvis eine Liebesszene für den neuen Film drehen wird. Was ist, gehen wir morgen gemeinsam zum Frühstück und versuchen wir danach einen Blick zur erhaschen? Möchte mal wissen was Priscilla zu solchen Szenen sagt. Das ist doch bestimmt alles andere als leicht, die Freundin eines so gutaussehenden, umschwärmten Mannes zu sein.“ „Priscilla?“ „Jetzt sag nur nicht Du hast auch noch vergessen wer Priscilla ist. Ich habe gehört, da läuten bald die Hochzeitsglocken. Ach, ich würde ihn auch heiraten. So ist das ja nicht“ Jennys Stimme überschlug sich förmlich. „So“, dachte ich, „das setzt dem Ganzen noch die Krone auf!“ Ich war empört. Priscilla hatte ich ja komplett vergessen. Dieser Schuft, lud sich Fans in sein Zimmer ein und das arme Mädchen musste irgendwo sitzen und wartete womöglich leidend bis sie ihren Traumprinzen wieder zu sehen bekam, wo er doch alles andere als ein Prinz war, sondern eine faule, stinkende Kröte. Ich schwor Rache für Priscilla und all die anderen armen Mädchen, die Elvis an der Nase herumführte. Es gab jetzt kein Zögern mehr. Ich würde seiner Einladung auf jeden Fall nachkommen. Dem würde ich sowas von einschenken. Der konnte was erleben. Ich wandte mich an Jenny: „Hey Liebes, gemeinsames Frühstück morgen wäre super, aber morgen Abend habe ich leider schon was anderes vor“. „Aha, okay, “ antwortet sie mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck. „Glaube mir,“ tröstete ich sie,“ meine Verabredung wird nicht sehr lange dauern. Ich komme dann nach und wir sehen uns zusammen die Show von Franky an, ja?“ Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Jenny nickte und strahlte mich an: „Möchte ja mal wissen mit wem Du Dich triffst. Willst es mir nicht erzählen, was?“ Ich schüttelte den Kopf: „Wenn ich zurück bin, erzähle ich Dir alles, versprochen.“ Ich verabschiedete ich mich von Jenny, schloss die Türe meines Zimmers hinter mir und ließ mich völlig erschöpft auf das Bett fallen. Es dauerte nicht lange und mir vielen die Augen zu. Ich wusste nicht was mich erwarten würde, wenn ich wieder aufwachte. Würde ich wieder zurück in meiner Realität sein, oder würde ich in Las Vegas aufwachen. Ich kniff die Augen fest zusammen und wünschte mir von ganzem Herzen, wieder in Las Vegas aufzuwachen, denn ich wollte nicht mehr weg von hier. Mir gefiel die Zeit, die Stadt, der Stil der Leute. Naja, natürlich gab es da den kleinen Störenfried namens Elvis Presley, aber wenn ich mit dem einmal fertig war, wäre das Problem auch gelöst. „Was bildet er sich eigentlich ein…“ seufzte ich noch und schon fiel ich in einen tiefen Traum.

Ich wachte auf, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster auf mein Kopfkissen fielen. Blitzartig richtete ich mich auf. Wo war ich? Zu Hause? Las Vegas? Erleichtert atmete ich auf, als ich den üppigen Kronleuchter von der Decke baumeln sah und die Bettwäsche aus Seide um mich herum ertastete. Ich war immer noch in Las Vegas. „Yippieeh! “ Voller Freude sprang ich aus dem Bett und war bereit für den Tag. Ich traf mich wie verabredet mit Jenny zum Frühstück. Ich genoss die Zeit mit ihr. Sonst sahen wir uns nicht täglich. Immer mal wieder, alle paar Wochen. Ich schwor mir , dass ich Jenny ab sofort ob Realität oder Traum nie wieder aus den Augen verlieren würde und sie öfter treffen wollte. Wir lachten und genossen die Zeit. Nach dem Frühstück gingen wir tatsächlich hinunter zum Pool, um einen kurzen Blick auf die angekündigten Dreharbeiten und die Liebesszene zu Elvis´ neuen Film werfen zu können. Alles war abgesperrt und abgehängt. Wir hatten keine Chance auch nur irgendjemanden am Set zu sehen. „Gut so, “ dachte ich, “ sonst hätte ich mich womöglich noch übergeben“.
Am Nachmittag boten wir mal wieder eine Show, die für begeisterten Applaus sorgte. Wie immer erhielten wir unseren Scheck hinter der Bühne. So verging der Tag wie in Fluge und ehe ich es mich versah, war ich in meinem Zimmer und stand ratlos vor meinem Kleiderschrank. Ich wollte Elvis mit einem besonderen, sexy Kleid überraschen. Ich hoffte, dass er somit alle Register ziehen würde, so dass ich ihn kurz vor dem Ziel kaltblütig ausbremsen konnte. Ein Spiel, genau wie er es mit der armen Priscilla und den anderen Mädchen spielte. Ich fand das perfekte Kleid und ich sah perfekt darin aus. Es war mit goldenen Pailletten versehen und hatte einen extratiefen Ausschnitt. Ich trug dunkelroten Lippenstift auf und hüllte mich in einen betörenden Duft. Auf dem Weg zum Lift, hinauf in die oberste Etage des Hotels, wurde mir dann doch etwas mulmig zumute. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und meine Hände schwitzten. Als ich den Flur zu seiner Suite hinunter ging, hatte ich plötzlich das Gefühl als würde ich jeden Moment hinfallen. Meine Knie zitterten. Kurz bevor ich anklopfte, holte ich noch einmal tief Luft: „Schnapp ihn Dir, diesen Scheißkerl“ dachte ich. Als die Türe aufging, griff eine Hand nach mir und zog mich ruckartig ins Zimmer. Ich war komplett überwältigt und kam ins Stolpern. „Hoppla, bitte tu Dir nicht weh“. Ich landete direkt in seinen Armen. Elvis sah so anders aus an diesem Abend. Sein Haar war nicht wie sonst fein säuberlich nach hinten gekämmt, es fiel ihm etwas verwuschelt ins Gesicht. Er hatte ein knallgelbes Seidentuch um seinen Hals gewickelt und trug ein weißes, transparentes Hemd, unter dem ich die Kontur seines Oberkörpers erkennen konnte. Ich bemerkte, dass er keinen sehr muskulösen, aber dennoch fein definierten, sportlichen Körper hatte. Eigentlich war er genau der Mann, in den ich mich normalerweise Hals über Kopf verlieben würde. „Idy, denk an Deine Mission“, dachte ich, „ lass ihm keine Chance“. Plötzlich riss er mich an sich und hielt mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam. „Oh Idy, “ flüsterte er mir ins Ohr, „ ich freue mich so, dass Du gekommen bist. Ich habe so sehr auf diesen Moment gewartet.“ Dann begann er, mich über und über mit Küssen zu bedecken. Zuerst auf meine Stirn, dann auf meine Wangen, hinunter an meinem Hals entlang, mein Puls begann zu rasen. Mir wurde schon wieder schwindelig. Weshalb wurde mir in seiner Gegenwart ständig schwindelig? Ich hatte sein verdammt gutes Aftershave im Verdacht. „Damit betäubt er seine armen Opfer, um sie in aller Ruhe zu vernaschen“, dachte ich noch, als ich plötzlich seine samtigen Lippen auf meinen spürte. Es war, als wäre ich vom Blitz getroffen worden. Alle Nerven meines Körpers spielten verrückt und mir wurde heiß. Elvis war sehr behutsam. Ich gab nach, denn ich hatte Mühe überhaupt noch aufrecht zu stehen und verdammt…ich erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss. Ich spürte seine Hände überall an meinem Körper und ich wollte, dass er niemals damit aufhörte. Ich fühlte eine bedingungslose Vertrautheit zu ihm. Das konnte nicht wahr sein. Ich war dabei mich zu verlieben. Ach was! Ich war bereits verliebt und zwar bis über beide Ohren! Ich hatte gnadenlos versagt, Wie Pudding war ich in seinen Armen. Ich wollte ihn auch berühren, doch der Respekt vor ihm war zu groß. Er war der King und ich war…“Meine Queen“, seufzte er und drückte mich noch fester an sich. „Ach, was soll´s, “ dachte ich und griff einfach beherzt an seinen Po. So standen wir immer noch im Flur seiner Suite und ich fühlte mich so geliebt und begehrt wie noch nie zuvor in meinem Leben.

-Fortsetzung folgt-

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.01.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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