Gerhard Eitel

Mit geschlossenen Augen

Ihre Augen füllten sich mit dem Schmerz und der Süße der Erinnerungen. Zum zweiten Mal las sie die Zeilen auf dem vergilbten Papier. Ein Stück Papier aus den Zeiten, als die Welt noch in Ordnung war, als die Menschen noch Gefühle kannten und Ihre Sorgen eher banal waren. Sie hatte ihm das Papier nach dem wunderschönen Abendessen zusammen mit der Flasche kalten Champagner auf den Tisch gestellt. Dann ging sie ins Bad und kam später im Negligee zurück. Sie würde die Nacht so oder so mit ihm verbringen. Doch er hatte verstanden. Es wurde ein wunderschöner Abend. Sie redeten stundenlang, erkundeten ihre Seelen. Die Nacht wurde noch schöner.

 

„Zieh mich sorgsam aus, mein Liebster. Nein, nicht die Kleider. Lass das für später, wenn du mich als Deine Frau kennen gelernt hast und nicht als jemand der bloß durch dein kaltes Bett gleitet. Entblöße meine Seele, so dass ich verstehe dass du Liebe suchst und nicht geliehene Gefühle. Versuche mich kennen zu lernen. Nimm dir die Zeit und suche jenseits von schönen Beinen und schönen Brüsten. Ich bin nur eine Frau und will deine Aufmerksamkeit. Deine Wärme ! Deine Liebe!

Entblöße meine Ängste. Ich habe Angst vor der Vergangenheit und bin bereit, sie mit dir zu teilen. Ich habe Angst vor einer Zukunft, die ich noch viel lieber mit deiner Seele teilen möchte. Ich habe Angst, dass du genauso bist, wie andere vor dir. Verwunde mich nicht .Gib mir die Ruhe deines Morgens und die Sicherheit der Abende die ich an deiner Brust verbringe. Gib mir deine ehrlichen Worte. Gib mir die Zuversicht dass alles gut sein wird. Gib mir die Sonne im Herzen.

Entblöße das Schweigen. Bring mich dazu, dir alles zu erzählen. Deine Ratschläge zu lieben und mich in schweren Zeiten an deine Schultern zu lehnen. Mach aus mir die Frau mit Lebenslust, die ich mal war und immer sein wollte. Mach mich zu dem Menschen, mit dem du abends deine Sorgen, Ängste und Erfolge teilst. Mach den Menschen aus mir, der dir eines Tages sein Herz schenkt, Mit Schmetterlingen und verrückten Schlägen. Gib mir den Krach der morgendlichen Stunden, in denen wir Kissenschlachten machen. Und die Verrücktheit der Stunden nach Mitternacht. Und die Kraft, um satt an deinen Schultern zu lächeln Gib mir ein ehrliches “ich liebe dich”.

Entblöße mich der Ablehnungen. Bring mich so weit, nie mehr nein zu sagen. So weit, das ich meine Welt voll bunter Schmetterlinge für dich öffne. Sei der, mit dem ich Pläne schmiede und Träume lebe. Befreie mich vom Bedauern und von Reue. Befreie mich von Nächten ohne Schlaf und nicht getrockneten Tränen. Dann will ich dich lieben, wie nur ich das kann und meine Schmetterlinge werden dein Kissen sein. Gib mir einen Kuss, damit ich das Gute kennen lerne. Gib mir deine Ruhe und Schweigsamkeit, damit ich sie in ein Lächeln verwandle. Gib mir das Glück eines einfachen, aber schönen Lebens. Ich will kein Auto, kein Haus oder Reichtum. Gib mir Liebe! Und zieh mich sorgsam aus.

Zieh mich sorgsam aus. "Zuerst die Seele, Liebster, dann die Kleider.. „

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.03.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Aus dem Wald in die Pfanne ... Tief unterm Büschel Gras versteckt, mit einem Blatt noch abgedeckt, beobachtet ein Pilz im Wald so manch befremdliche Gestalt. Sie schlurfen, ein paar trampeln auch, in Stiefeln und 'nem Korb vorm Bauch, das scharfe Messer in der Hand, den Blick zum Boden stets gewandt. Ein Freudenschrei, ein scharfer Schnitt, so nehmen sie Verwandte mit; und der versteckte Pilz, der weiß, im Tiegel ist es höllisch heiß. So brutzeln aber will er nicht! Da bläst ein Sturm ihm ins Gesicht, es rauscht und wirbelt ringsherum, schon bebt der Wald - ein Baum fiel um. Genau auf seinen Nachbarn drauf. Das ändert seinen Denkverlauf: "Welch übles Ende: Einfach platt! Da mach' ich lieber Menschen satt." Drum reckt er sich aus dem Versteck, er will jetzt plötzlich dringend weg: "Vergesst mich nicht! Ich bin gleich hier und sehr bekömmlich, glaubt es mir."

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