Maria von Däniken

Aufgewühlt dem Rhein entlang

Überschwängliche Freude, tiefe Verzweiflung: des Lebens gleiche Medaille. Beide rauben dir Schlaf und Appetit. Beide ziehen dich hinein, in dein tiefstes, einzigartiges Menschsein, stellen dich in Frage: Was wollen sie dir von dir selber offenbaren? Welchen, dir noch verborgenen Schatz, wollen sie dir zeigen? Was für neue Erkenntnisse dir für dein weiteres Leben aufdecken? Dich verstehende, mitfühlende, dich begleitende Freunde/Freundinnen? Eine Seltenheit (vielleicht 3..?..). Auch dies, eine lebenslange Illusion. Keinem Menschen ist es je möglich, den andern voll und ganz zu verstehen. Irgendwo, irgendwie enttäuscht oder überrascht der/die Andere immer. Du wirst dir deines Alleinseins bewusst. Du nimmst dieses Wort auseinander: All-Ein, alles im Einen. Du hast alles in dir. In dir ist alles. Wandernd, meditierend, entdecke ich ein Lebewesen, mir so ähnlich; denn auch ich bestehe zu mindestens 75% aus ihm: lebendiges Wasser.

Der Rhein, mein Beschützer und Freund
Majestätischer, unvergleichlicher Rhein, fliessend, sprudelnd die kleine Schwester Birs aufnehmend. Bei Hochwasser wild tosend am Birsfelder Rheinfall (Kraftwerk). Ich liebe dich! Bist, noch ganz rein, an deiner Quelle entsprungen. Hast dir, total vergnügt deinen Lauf selber bestimmt, auf deinem Weg Leben hervorbringend und unterstützend. Bis man dir zwängend und stauend dein heutiges Bett anlegte. Humans! Nimmst unsern Müll und Giftmüll auf, ohne etwas einwenden zu können. Humans! Seit tausenden von Jahren, ohne innezuhalten fliesst und fliesst du, alles tragend, alles ertragend, ohne Murren einfach deine Aufgabe erfüllend. Sagst noch „tut mir leid“, wenn du mal über die Ufer trittst in Basel.

An deinen Ufern wandernd begleite ich dich. Du ziehst, ja treibst mich voran, zeigst mir wie alles Lebendige fliesst. Keine Momentaufnahme kannst du, kann ich zurückhalten. Du rufst mir zu: „Deine quälenden Gedanken? Das war gestern! Du hast sie mir anvertraut. Sie sind zu einem weiteren Puzzleteil im Meer des Mensch-seins geworden“. Noch und noch höre ich dich rufen: „Schau nach vorn, ich mach’s dir vor: das grosse Unendliche erwartet dich“.

An deinen Ufern wandernd schreite ich dir entgegen. Du wirst nicht müde, auf mich zukommend, mir Schritt für Schritt deine Arme weit zu öffnen. Umarme mich fest lieber Rhein. Könnte ich schwimmen, ich würde in deine Umarmung eintauchen, mich vergessend und vertrauend von dir beschützen und liebkosen lassen. Nur nicht stürmisch solltest du dabei sein. Stürmisch wie ich dich nachts bei Hochwasser höre, wenn alle andern Geräusche verstummen. Wenn Sehnsucht hochkommt. Sehnsucht, zugleich schmerzhaft und mich lebendiger werden lassend; als könnte man sich nur im Schmerz wirklich lebendig fühlen.... Weißt du was lieber Rhein? von Andern hörte ich: „Was ist heute los mit dir? Du sprühst vor Leben.“ Danke lieber Rhein! Hab Nachsicht mit uns Menschen, die wir blind auf dieser Erde umherstolpern, vergessend, dass nur deinesgleichen unser aller Überleben sichert.

 

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