Allgemein ist es üblich, dass zu Beginn eines neuen Jahres Ansprachen an die Bevölkerung gehalten werden. So war es auch in Karpatanien der Fall. In diesem Land regierte seit vielen Jahren ein Diktator. Als dieser an die Macht kam, versprach er, nur das Beste für sein Land und seine Bevölkerung zu wollen und für Wohlstand zu sorgen.
Aber von Jahr zu Jahr ging es der Bevölkerung nur schlechter. Unter Wohlstand für die Bewohner/innen seines Landes hatte der Diktator wohl nur sich und seinen Familienclan gemeint. Zwar gelobte er seit Jahren Besserung, aber es änderte sich nichts. Die Bevölkerung lebte in großer Armut und hungerte. Niemand wollte die Reden des Diktators mehr hören, weil nur versprochen und nichts gehalten wurde.
Der Diktator erfuhr dies und weil er bei seiner Neujahrsansprache viele Zuhörer/innen haben wollte, ließ er bekanntgeben, dass er am Neujahrsmorgen über Rundfunk und Fernsehen eine sehr wichtige Ansprache halten werde, die von allen Personen gehört werden müsse. Er wolle im Laufe des Jahres als Diktator zurücktreten und nach demokratischen Wahlen soll eine neue Regierung gebildet werden, der er nicht angehören werde. Er werde sich aus Allem heraushalten. Und schließlich, so der Diktator weiter, sollen zu Beginn des neuen Jahres durchgreifende Maßnahmen eingeleitet werden, die den Hunger in der Bevölkerung entschieden bekämpfen werden.
Niemand wollte das so recht glauben, aber da es so viele Menschen gehört hatten, dachte man, dass es wahr sein müsse. Und so saß am Neujahrsmorgen die gesamte Bevölkerung vor den Rundfunk- und Fernsehgeräten, um der Neujahrsansprache des Diktators zu lauschen. Gespannt wartete man darauf, was der Diktator der Bevölkerung mitzuteilen hatte. Dann begann dessen Ansprache und er führte aus: „Heute wurde eine Verordnung erlassen, die sofort in Kraft getreten ist. Danach ist es jeder Person verboten zu behaupten, dass es in Karpatanien Menschen gibt, die unter Hunger leiden. Wer dies trotzdem weiterhin verbreitet, muss mit langen Gefängnisstrafen rechnen. Damit gibt es in unserem wunderschönen Land Karpatanien, das wir alle sehr lieben, keine hungernde Bevölkerung mehr!“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2017.
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