Ich glaube an Gott, an die Menschen und an deren Würde, die unantastbar ist. Stark erlebe ich die Menschen, wo sie das Versteckspielenmüssen aufgegeben haben. Ich fand sie an einem Sonntag im Altenheim. Da sitzen sie in der Runde im Rollstuhl, todmüde vom Leben die einen, hellwach und putzmunter die anderen. Der Gottesdienst im Altenheim hat seine eigene Stimmung und Dichte. Manche beten und singen mit kräftiger Stimme, andere dösen vor sich hin, sind ganz weit weg. Irgendwo in einer anderen Welt, zu der wir - Tatmenschen, die wir sind - keinen Zutritt haben.
Der Priester teilt die Kommunion aus. Einzelne werden leicht wach geschubst, damit sie die Hand öffnen oder den Mund. Aber auf einmal sind alle hellwach und ganz im Hier und Jetzt. Beim Friedensgruß geht der Pastor von Stuhl zu Stuhl und berührt oder drückt jede Hand. Es macht mich jedes Mal staunen, welche Kraft in dieser ser Berührung liegt. Die Hand des anderen in die Hand nehmen, die Kälte spüren und die Wärme. Fleischig weich - oder schon skeletthart, aber immer noch die Verheißung von Leben. Sich streicheln lassen und andere berühren - nicht verletzend und gewaltförmig, sondern mit der gebührenden Achtung und Zärtlichkeit. Ist es das, was in der eucharistischen Feier geschieht ? Und sind es gerade die Alten und Schwachen, die das Wort Gottes so tief - weil unausdiskutiert - verstehen, dass sie es nicht einmal erklären müssen ?
Unser Leben, wie alt wir auch immer sind, gleicht einer Wanderung von Zustand zu Zustand. Immer leben und sterben wir. Wie schön kann eine mitfühlende Berührung sein, die uns aus der Entrückung in die Gemeinschaft der Gläubigen zurückführt
. (c) Olaf Lüken (2017)
Veröffentlicht im Kölner Stadt-Anzeiger am 28.02.2010
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2017.
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