Nicolai Rosemann

Wiedersehen

Wiedersehen

Die Alarmsirene heulte auf. Jeder Laut in der Kantine verstummte. Doch dann erhoben sich fast alle und rannten zu ihren Stationen.
Michael Smith holte einen kleinen Kommunikator aus der Tasche: „Was ist los?“
„Geschwader Blau Drei und Geschwader Rot Fünf wurden am Boden zerstört. Wir haben jetzt Alarmstufe Rot Eins, bis geklärt ist, wer den Angriff gestartet hat.“ meldete Pilot.
„Sonst noch was?“ fragte Smith.
„Ja, Sir. Cat und Hawke sind am Port B 12 und erwarten sie. Vielleicht gibt es eine Abfangmission für Sie.“
„Danke. Halt mich auf dem Laufenden.“ sagte Smith und rannte zu Port B 12.
Als er am Port ankam, waren bereits vier Jagdmaschinen aus den Hangaren gefahren worden. Eine Jagdmaschine war besetzt, neben den anderen standen zwei Piloten. Drei weitere Soldaten kamen ihm entgegen.
„Auch bereit für eine Jagd, Sir?“ fragte Hawke.
„Wie immer. Warum Zweisitzer?“
„Das sind nicht unsere. Der Gouverneur hat das Bombardement von strategischen Zielen im Raum der M5 befohlen. Die fliegen die Eskorte für die schweren Bomber. Es soll zum Primus gehen, habe ich gehört. Unsere Maschinen stehen schon auf dem Rollfeld.“ sagte Cat.
„Dann los. Sehen wir nach unseren Banditen.“ Smith nahm sich einen Helm und lief mit den anderen zum Rollfeld.

Drei Bomber der M5 flogen in enger Formation über einen dichten Wald. Sie hatten vor dreißig Minuten zwei Geschwader zerstört und näherten sich nun ihrem letzten Ziel – der Innenstadt von Neu Warschau.
Die Menschen hatten bis jetzt keinen Widerstand geleistet. Sehr merkwürdig.

Smith hatte die Führung übernommen, während Cat und Hawke seine Flügelmänner waren. Etwas hinter ihnen flog ein weiterer Jäger von einem anderen Geschwader mit ebenfalls zwei Flügelmännern.
„Hunter an Smith. Wir sind direkt hinter euch. Dreht also keine Loopings.“
„Alles klar. Haben wir schon eine Peilung?“
„Negativ. Aber bald werden die Banditen die inneren Sensorenfelder passieren. Dann haben wir sie.“
Mit 500 km/h jagten Smith und die anderen über die Ebene. Aus dem Wald unter ihnen hoben einige Vögel ab, vermutlich vom Lärm der Triebwerke aufgeschreckt.
„Peilung!“ meldete Hunter. „Sie sind auf Kurs Nord-Nord-Ost. Vermutliches Ziel ist die Innenstadt.“
„Dann alles fertig zur Jagd! Hunter hat den ersten Schuß!“
Cat und Hawke beschwerten sich fast beide gleichzeitig.

Die drei Bomber näherten sich dem Gebirge, welches den Wald unter ihnen in zwei Hälften teilte. Das Gebirge sollte die letzte natürliche Barriere vor der Stadt darstellen.
Doch plötzlich wurden sie von unten beschossen. Eine fahrbare Laserkanone war auf einer Lichtung erschienen und schoß lange Stränge auf Lasergeschossen in die Luft.
Die Bomber begannen mit einem Ausweichmanöver, waren aber zu langsam. Der letze Bomber bekam eine Breitseite ab und zog eine schwarze Spur hinter sich her.

„Neue Peilung, Sir.“ meldete Hawke.
„Wo?“
„Links von uns. Schwarze Rauchfahne.“
„Ich sehe sie. Kurskorrektur vorbereiten. Zuerst fliegt Cat und peilt sie an. Hawke hat den ersten Angriffsflug.“
„Was ist mit Hunters Staffel?“ fragte Cat.
„Die sollen sich eine eigene Beute suchen. Angriff in 30 Sekunden.“

Die drei Bomber hatten ihre Formation etwas gelöst und paßten ihren Kurs auf die engen Schluchten des Gebirges an. Ihre Bombenschächte öffneten sich langsam.
Plötzlich stieß ein feindlicher Jäger zwischen ihnen hindurch. Die Formation sprengte sich auf und flog einen individuellen Kurs.
Ein weiterer Jäger stieß herunter und hängte sich ans Heck des rauchenden Bombers.
Der Bomber beschleunigte, konnte aber seinen Verfolger nicht abhängen. Der Pilot ließ das Cockpit um 180° drehen, um den Feindjäger anzupeilen.
In diesem Moment eröffnete Hawke das Feuer und schickte den Bomber in die nächste Felswand. Die anderen Bomber hatten aber einen kleinen Vorsprung herausgearbeitet.

Smith übernahm wieder die Führung und holte schnell auf. Sie passierten ein Flußbett und flogen in eine Schlucht ein.
„Das wird eng!“ rief Hawke von hinten.
„Dann erledigen wir sie eben hier drinnen. Feuer auf eigenes Ermessen!“
Smith schoß zwei Salven ab, verfehlte aber.
Die Ausfahrt der Schlucht kam immer näher. Sie war maximal drei Meter breit, aber sehr hoch. Smith brachte seinen Jäger in Schräglage und flog dem Bomber durch die Öffnung nach. Cat zog hoch und überflog die Ausfahrt. Hawke versuchte Smith zu folgen, streifte aber die Felswand und verlor die Kontrolle. Sein Jäger trudelte zuerst nur, schmierte dann aber ab und Hawke konnte gerade noch eine Bauchlandung machen. Er riß das Cockpit herunter und rannte weg.

Die Bomber waren nur noch zwei Kilometer vom Zentrum entfernt. Sie bremsten rapide ab und machten die Sprengköpfe der Bomben scharf.
Leise war das Alarmsignal der Stadt zu hören, trotz der Triebwerke. Die Verfolger schienen dank der mörderischen Verfolgungsjagd durch die Schlucht abgehängt.
Aber plötzlich schossen vier Raketen an den Bombern vorbei und wendeten einige Meter vor ihnen. Sie versuchten auszuweichen, kamen sich aber selbst in die Quere und verloren die Orientierung. Ein Bomber bekam die Raketen ab und explodierte, der andere entfernte sich wieder von seinem Ziel.
„Ergeben Sie sich oder Sie werden zerstört.“
Der Pilot wurde hellhörig. Die Stimme war unverkennbar.
„Ich habe keine andere Wahl als meinen Auftrag auszuführen, Commander Smith. Es tut mir Leid.“ antwortete der Pilot.
„Ein Androide mit Gefühlen? Das ist mir neu.“ antwortete Smith.
„Ich bin keiner. Mein Name ist Aki Ross.“
„Was zum Teufel machst du hier?“ fragte Smith. „Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt.“
„Hast du auch. Aber die M5 haben den Transporter geentert und alle zum Kampf gegen die Menschheit rekrutiert.“
„Wenn du landest könnte ich dir helfen.“
„Das ist zu gefährlich. Die M5 haben ihre Spitzel überall. Sie würden mich finden und töten.“
„Dann drehe wenigstens ab. Ich will dich nicht abschießen.“
„Mußt du aber. Bomben scharf. Wende wieder zum Zielanflug.“
Smith klappte den obersten Teil seines Steuerknüppels hoch und drückte den Knopf zwei Mal schnell hintereinander.
Der Bomber wurde getroffen, aber ein Fallschirm löste sich.

Smith saß am Nachmittag in einem Café in der Innenstadt und trank eine Tasse Tee. Nebenbei schrieb er den Einsatzbericht über den Vorfall am Morgen.

„...Ein Jäger verloren, schwer beschädigt. Der Pilot ist unverletzt...“

„Darf ich mich setzen?“
„Meinetwegen.“ antwortete Smith ohne aufzusehen.

„...Der Feind leistete Widerstand, aber erfolglos. Alle Feindmaschinen zerstört, möglicherweise ein Überlebender, aber bis jetzt wurde nur der Fallschirm gefunden...“

„Wir kennen uns doch, oder?“
„Kann sein. Ich kenne viele Leute.“ antwortete Smith barsch und tastete nach seiner Tasse Tee.
„Sie sind doch Michael Smith, der Held der freien Planeten.“
„So nennt man mich schon? Das ist aber komisch.“ sagte Smith gelangweilt.
„Sie haben mich auch schon einmal gerettet, wissen Sie. Das ist gar nicht so lange her.“
„Vor den M5?“
„Ja und Nein. Ich war ihr Gefangener, aber dank Ihnen bin ich seit heute Morgen frei.“
Smith zuckte zusammen. „Bist du verrückt. Wenn man uns zusammen sieht war es das für mich. Dann lande ich dort wo du sein solltest, ginge es nach Gorman.“
„Es besteht keine Gefahr. Sollte jemand kommen warnt mich jemand.“
„Konrad Baumann?“ fragte Smith.
„Warum fragst du?“
„Er ist ein Spitzel für Gorman. Du hast demnach noch drei Minuten um zu verschwinden.“
„Du mußt mir aber helfen. Anders kann ich nicht verschwinden.“
„Du kannst bei mir untertauchen, zumindest bis zum Abend. Pilot wird dir Papiere machen lassen und dann verschwindest du zur Erde oder sonst wo hin, aber auf jeden Fall weg von diesem Sternenhaufen. Ist das klar, Aki?“
„Aber sicher. Du kennst mich doch. Ich bin schließlich deine Schwester.“
„Das macht mir eben Angst. Ich kenne dich zu gut. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mir viel Ärger bereiten wirst.“

Michael Smith macht auf der Jagd nach den M5 einmal Urlaub. Aber dieser Urlaub wird dann von M5-Bombern gestört. In einem Kampfeinsatz muss er dann seine Schwester abschießen, die Anführerin einer Gruppe von Terroristen war. Sie galt lange als verschollen, aber jetzt ist sie zurück und braucht die Hilfe ihres Bruders. Wie wird er sich entscheiden: Riskiert er seinen Job bei der Armee oder hält er zu seiner Schwester?Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.07.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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