Helmut Glatz

Sherlock Holmes und der Zechpreller - Ein Weihnachtskrimi

Wir machten uns gerade zum abendlichen Spaziergang bereit, als unten ein fürchterlicher Tumult losbrach. Mein Freund Holmes zog irritiert die Augenbrauen hoch.
„Was sagen Sie dazu, lieber Watson?“, erkundigte er sich.
„Ich glaube, es ist etwas Unvorhergesehenes geschehen“, vermutete ich.
Holmes nickte. „Sehr gut, Watson!“, sagte er anerkennend. „Wir wollen einmal hinuntergehen und nachschauen.“
Im Hausflur trafen wir auf den Wirt, der einige Flüche von solcher Deftigkeit ausstieß, wie sie nur in dieser Ecke des Erdkreises gebräuchlich sind. „Der Kerl ist spurlos verschwunden!“, schrie er, während die rötliche Farbe seines Gesichts ins Bläuliche wechselte. „Ohne zu bezahlen.“ Und dann folgte wieder eine Flut verbaler Kraftausdrücke, die, wären sie in Erfüllung gegangen, ausgereicht hätten, das mittlere Lechtal restlos zu entvölkern.
„Ich nehme an, dass es sich um den Gast von Zimmer zwölf handelt?“, vermutete Holmes.
„Was heißt hier Gast!“, fuhr der Wirt auf. „Ein Schuft ist er. Ein Schurke! Ein Betrüger! Nimmt das teuerste Zimmer. Übernachtung: hundert Euro. Frühstück: Keines. Mittagessen: Keines. Das Bett ist völlig unberührt. Sagen Sie, was sind das für lästerliche Sitten? Und dann hat er sich nach einer gewissen Maria erkundigt. Wer weiß, wo er sich die Nacht um die Ohren geschlagen hat!“
Holmes nickte gedankenverloren. „Wirklich ein ganz einzigartiger Fall“, murmelte er. „Können wir einmal das Zimmer des Verschwundenen sehen? Mein Freund Watson und ich beschäftigen uns nämlich ein wenig mit Kriminalistik. Und vielleicht ist es uns möglich, Ihnen behilflich zu sein.“
„Sind Sie mit dem berühmten Sherlock Holmes verwandt, der letzthin im Fernsehen kam?“, erkundigte sich der Wirt, während er uns bereitwillig die Türe zu Zimmer Zwölf öffnete.
Er hatte sich, offenbar ein Ergebnis unserer verständnisvollen Zuwendung, etwas beruhigt, und die Eruptionsfarbe seines Gesichts war zu einem kränklichen Rosa verblasst.
„Wir sind es selbst, guter Freund“, meinte Holmes lächelnd.
„Was sind Sie selbst?“, wollte der Wirt wissen.
„Nun, der berühmte Detektiv, von dem zu sprechen Sie soeben beliebten.“
Der Mann riss den Mund auf, und seine Augen wurden von einem irren Flackern heimgesucht. „Sherlock Holmes ist doch schon lange tot!“, stieß er hervor. „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“
„Totgesagt. Mehrmals übrigens.“ Das Lächeln war nicht von Holmes´ schmalen Lippen gewichen. „Aber zwei so berühmte Männer wie Holmes und Watson“ - er warf mir einen belustigten Blick zu – „sind schlichtweg unsterblich.“
Das Zimmer war in einem vorbildlich aufgeräumten Zustand. Das Bett schien völlig unberührt, und nichts deutete darauf hin, dass hier jemand drei Tage lang gewohnt hatte.
„Erstaunlich. Wirklich erstaunlich!“, meinte Holmes, während sein scharfer, adlergleicher Blick aufmerksam über die Einrichtung glitt.
„Was ist erstaunlich?“, erkundigte ich mich. Denn so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Holmes antwortete nicht. Er war an die Gardine getreten und sog mit seiner Hakennase schnüffelnd die Luft ein.
„Sagen Sie einmal, wer ist denn diese Maria?“, erkundigte er sich, während er einen winzigen Faden aus dem Vorhang zog.
„Weiß ich´s?“ Der Wirt schnaubte verächtlich den beträchtlichen Luftinhalt seiner Lunge ins Freie. „Es gibt viele Marias.“
„Aha!“, sagte Mr. Holmes. Dann wandte er sich plötzlich um und fixierte mich mit einem entschlossenen Blick.
„Wir werden heute auf unseren Abendspaziergang verzichten“, erklärte er. Ich riss überrascht die Augen auf. Ich kannte meinen Freund gut genug, um zu wissen, dass er seine abendliche Runde nie ohne triftigen Grund ausfallen ließ. Aber Holmes achtete nicht auf mein Erstaunen, sondern begab sich sofort zu unserem gemeinsamen Zimmer. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

In den nächsten Stunden entfaltete der Detektiv eine fieberhafte Tätigkeit. Er hatte seine chemische Apparatur aufgebaut und hantierte eifrig mit Essenzen und Ingredienzien, die er von Mal zu Mal mit dem Brenner erhitzte, um sie dann wieder unter dem kühlenden Strahl fließenden Wassers abzuschrecken. Dabei lag auf seinem Gesicht ein Ausdruck höchster Konzentration, so dass ich nicht wagte, ihn bei seiner Beschäftigung zu stören. Ich hatte den Lehnstuhl zum Fenster gerückt und mich in die Lektüre des Buches „Im Zeichen der Vier“ vertieft. Als ich auf Seite 123 angelangt war, stieß Holmes einen befreiten Seufzer aus und griff nach seiner Tonpfeife.
„Haben Sie etwas bemerkt?“, erkundigte er sich. Ich las gerade die aufregende Sequenz vom Tod des reichen Radscha und schreckte auf. „Was soll ich bemerkt haben? Und wann? Und wo?“, erkundigte ich mich irritiert.
„Drei sehr gute Fragen! Und ganz methodisch angelegt.“ Holmes verzog seine schmalen Lippen zu einem kaum merkbaren Lächeln. „Ich präzisiere also, lieber Watson! Haben Sie etwas Auffälliges bemerkt, als Sie das Zimmer des verschwundenen Fremden betraten?“
„Ehrlich gestanden: Nein“, antwortete ich ratlos. „Ich konnte nicht Verdächtiges sehen.“
„Sehen! Sehen!“ Mein Freund schnaubte verächtlich. „Riechen! Haben Sie nichts gerochen?“
Ich war von Holmes einiges an Seltsamkeiten gewöhnt. Nun aber klappte ich überrascht die Kinnlade nach unten. „Ob ich etwas gerochen habe?“
„Ja, lieber Watson! Wo haben Sie nur Ihre Nase gehabt! Es roch nach Ozon.“
„Ozon?“, fragte ich erstaunt.
„Jawohl! Und was sagt Ihnen das?“
Holmes hatte nach dem alten, persischen Pantoffel gegriffen, in dem er seinen Tabak aufzubewahren pflegte. Nun begann er langsam und sorgfältig, seine Pfeife zu stopfen. Ich spürte, wie eine flüchtige Röte über mein Gesicht huschte. Krampfhaft bemühte ich mein Gedächtnis, aber mehr als die Begriffe Ozonloch und FCKW wollte mir in der Eile nicht einfallen.
„Ozon ist eine energiereiche Modifikation des Sauerstoffs mit drei Sauerstoffatomen im Molekül“, dozierte Holmes. „Es bildet sich bei Einwirkung ultravioletter Strahlung und kommt besonders in großen Höhen unserer Atmosphäre vor. Wohlgemerkt: In großen Höhen.“
„Gut, gut! Ich bewundere Ihre umfangreichen Kenntnisse!“, brummte ich. Die schulmeisterliche Besserwisserei des Detektivs war mir schon immer auf die Nerven gegangen. „Aber wozu die Frage? Steht sie etwa in Beziehung zu diesem Fall?“
Holmes hatte sich inzwischen seine Pfeife angezündet, und beißender Rauch erfüllte im Nu den Raum. Wenn sich jemals ein Molekül Ozon im Zimmer befunden haben sollte, so war es gewiss in panischem Schrecken geflohen.
„Wo haben Sie nur Ihre Nase gehabt!“, wiederholte Holmes und schüttelte tadelnd den Kopf. „Den Faden am Vorhang haben Sie auch nicht bemerkt?“
„Leider nein!“, stotterte ich, und die Röte in meinem Gesicht nahm noch um eine Nuance zu.
„Ich habe ihn genauestens untersucht“, fuhr mein Freund fort. „Es war kein Faden, sondern ein Haar. Übrigensein ganz besonderes Haar. Außer einer Spur von Gold konnte ich keine irdische Materie darin entdecken. Es war sozusagen ein Haar von feinstofflicher Art.“
„Holmes!“, stieß ich hervor und fuhr vom Stuhl auf.
„Ja, lieber Watson!“ meinte Holmes, während er genussvoll einem Rauchkringel nachschaute, der langsam zur Decke schwebte. „Es handelt sich ohne Zweifel um ein Engelshaar.“

In den nächsten Tagen begaben sich einige seltsame Dinge, die beträchtliches Aufsehen erregten. Die Zeitungen waren voll davon, und auch im Rundfunk konnte man darüber hören. Auf einem weiten Feld nahe einem Dorf mit dem völlig unaussprechlichen Namen Prittriching sei während einer Treibjagd ein strahlender Lichtpunkt erschienen, so wurde berichtet. Er hätte sich über dem Wald gezeigt und sei dann nach unten geschwebt. Einige Sonntagsjäger schossen mit Schrot nach dem seltsamen Phänomen, wodurch es offenbar vertrieben wurde. Einige Tage später zeigte sich eine ähnliche Erscheinung in der Nähe eines Recylinghofes. Diesmal wurde die Lichtkugel von Autos verfolgt. Als die Fahrzeuge näher kamen, stieg sie in die Höhe und verglühte langsam, ohne irgendwelche nachweisbaren Spuren zu hinterlassen. Auf den Radarschirmen der umliegenden Flughäfen war nichts Verdächtiges zu beobachten. Auch die Sternwarten konnten keine befriedigende Antwort geben. Die Gesellschaft zur Beobachtung unbekannter Flugobjekte schickte eine Expertenkommission. Bild und Spiegel sandten Korrespondenten. Doch das Phänomen blieb, sehr zum Leidwesen der sensationshungrigen Journalisten, verschwunden.

Holmes schien all das mit stillem Amüsement zu verfolgen. Er unternahm jedoch nichts. Auch der Zechpreller von Zimmer Zwölf schien ihn nicht mehr zu interessieren. Meine Unruhe nahm zu. Warum setzten wir unsere Reise nicht fort? Wir hatten, aus der Schweiz kommend, in diesem verschlafenen Nest Zwischenstation gemacht. Nun sollten wir längst wieder in London sein.
„Wir haben Zeit, lieber Watson, viel Zeit!“, tröstete Holmes und schaute mich übe die Seiten der Gazetten hinweg, die er regelmäßig und aufmerksam studierte, mit einem merkwürdigen Blick an. „Schließlich sind wir Rentner. Und nicht mehr die Jüngsten. In unserem Alter sollte man gelernt haben, die Ereignisse auf sich zukommen zu lassen.“
So vergingen die Tage, und die Weihnachtszeit rückte näher. Plötzlich, es war kurz vor dem Heiligen Abend, kam auf einmal Fahrt in meinen Freund.
„Ich benötige für morgen eine Schafherde. Und alles, was dazu gehört: Hunde, Pferch, Absperrgitter. Und vergessen Sie nicht, warme Kleidung für uns zu besorgen. Am besten dicke Fellmäntel.“
„Dicke Fellmäntel?“, stotterte ich verblüfft und hätte beinahe meine Zigarre fallen lassen. „Und Hunde? Und einen Pferch? Und eine Schafherde? Wo, in Teufels Namen, soll ich jetzt eine Schafherde herkriegen? Und, in drei Teufels Namen, wozu?“
„Mäßigen Sie sich, lieber Watson“, sagte Holmes sanft. „Eine solche Ausdrucksweise ist dem Charakter dieser Angelegenheit absolut unangemessen. Tun Sie, was ich sage, und ich verspreche Ihnen ein Abenteuer, wie Sie es sich in Ihrem kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Im übrigen vertraue ich auf Ihr Organisationstalent.“
Wenn ich Holmes und seine Absonderlichkeiten in vielen Jahren unseres Zusammenseins nicht zur Genüge kennengelernt hätte, wäre ich jetzt geneigt gewesen, ihn für verrückt zu erklären. So aber blieb mir nichts anderes übrig, als mich kopfschüttelnd hinter den Telefonapparat des Gasthauses zu klemmen, den ich, sehr zum Unwillen des Wirtes, fast einen ganzen Vormittag lang blockierte. Die Unannehmlichkeiten, die mir dabei widerfuhren, möchte ich hier nicht weiter ausmalen. Gesagt sei nur, dass ich zehnmal falsch verbunden war, achtmal die grässlichsten Schimpfworte an den Kopf geworfen bekam, sechsmal mit der Polizei bedroht wurde und zwölfmal an automatische Anrufbeantworter geriet. Schließlich gelang es mir, völlig verzweifelt, doch noch eine Schafherde aufzutreiben, die Holmes auf ein Feld in der Nähe von Penzing dirigierte. Es versteht sich von selbst, dass die ganze Angelegenheit nicht nur ein Loch, sondern geradezu einen Krater in unsere Reisekasse riss.

Am Weihnachtsabend machten wir uns, bis zur Nasenspitze in unsere Fellmäntel vergraben, zu Fuß auf den Weg. Holmes war schweigsam wie immer, wenn aufregende Ereignisse bevorstanden. Er stapfte mit langen Schritten vor mir her, und sein Atem dampfte wie jene mit Kohlen beheizten Lokomotiven, die ja nun aus der Mode gekommen waren. Der Schäfer begrüßte uns und schien froh zu sein, zwei Dumme gefunden zu haben, die ihm seine Arbeit abnahmen. Ohne viel Aufhebens zog er sich in seinen geheizten Wohnwagen zurück. Offenbar hielt er unser Vorhaben für die Marotte zweier romantischer Kulturkranker, denen es recht geschah, wenn sie eine Nacht lang im Schnee froren.
Mein Freund, der inzwischen ein Feuer entfacht hatte, betrachtete einmal die blökenden Schafe, dann wieder den nur von wenigen Wolkenstreifen bedeckten Nachthimmel, und nickte zufrieden.
„Perfekt!“, murmelte er. „Alles, was wir tun konnten, ist getan. Nun liegt es an ihm.“
„Soll ich den Revolver bereithalten?“, fragte ich und tastete nach der Brown and Wesson in meiner Manteltasche.
„Aber nein, lieber Watson!“, wehrte Holmes ab. „Ihre Waffe hat uns schon oft hervorragende Dienste geleistet. Aber in diesem Fall würde sie uns kaum helfen. Benehmen Sie sich lieber wie ein Schäfer!“
„Wie ein was?“
„Wie ein Schäfer. Kriechen Sie nicht am Feuer herum, sondern umschreiten Sie die Herde. Und lassen Sie sich sehen!“
„Ich soll mich sehen lassen?“
„Natürlich. Und rufen Sie!“
„Ich soll rufen?“ Langsam brach sich mein lange zurückgehaltener Groll Bahn. „Ich hege weiß Gott eine gewaltige Hochachtung vor Ihnen und Ihren kriminalistischen Fähigkeiten, verehrter Holmes“, zischte ich. „Aber langsam ist meine Geduld zu Ende! Nicht genug, dass Sie sich in geheimnisvolles Schweigen hüllen und mir mit keinem Wort eine Andeutung über Ihre Absichten geben, die mir immer schleierhafter und unerklärlicher werden, nicht genug damit, dass ich einen Tag lang hinter dem Telefon schwitze, um eine Schafherde zu organisieren und die Hälfte unserer Reisekasse zu verschleudern, nun soll ich auch noch herumlaufen und brüllen. Das geht, bei Gott, das geht zu weit, Mister Holmes!“
„Rufen, nicht brüllen!“, erklärte Holmes sanft. „So, wie es die Schäfer tun. Und zwar bald, sonst ist es zu spät. In wenigen Minuten ist Mitternacht.“
Ich schluckte meinen Groll hinunter und spürte, wie er gallenbitter in der Kehle schmeckte. Nur einmal noch wollte ich dem Detektiv behilflich sein. Nur ein einziges, letztes Mal.
Mein langgezogener Ruf, der schauerlich durch die Nacht hallte, war ein voller Misserfolg. Anstatt die Schafe zu beruhigen, begannen sie angstvoll zu blöken. Wütend schlugen die Hunde an.
Ich hatte kaum einige zögernde Schritte getan, als etwas Seltsames geschah. Am Himmel flackerte ein Stern auf, wurde größer und größer. Es schien, als rase er direkt auf uns zu. Unwillkürlich schlug ich die Hände vors Gesicht. Als ich sie einen Augenblick später wieder herunternahm, stand eine seltsame Gestalt vor uns. Sie war in einen geisterhaften Lichtschein gehüllt und hatte die Arme feierlich erhoben.
„Fürchtet euch nicht!“, sagte die Gestalt mit lauter Stimme. „Siehe, ich...“
Da wurde sie von Holmes unterbrochen. „Entschuldigen Sie“, meinte der Detektiv. „Aber wir sind gar keine Hirten.“
Der Lichtschein begann unruhig zu flackern und verlor zusehends an Glanz. „Sie sind keine Hirten?“, fragte unser geisterhaftes Gegenüber, diesmal bedeutend weniger feierlich, und zupfte verlegen an seinem weiten Gewand.
„Leider nein. Wir sind Detektive. Mein Name ist Holmes, und hier steht mein unentbehrlicher Helfer und Begleiter, Dr. Watson.“
„Aha!“, kam es mit einem überraschten Seufzer zurück. Das fluoreszierende Strahlen war nun vollends verschwunden. Nur noch das Lagerfeuer war da, und seine matte Helligkeit beleuchtete ein dünnes, menschenähnliches Wesen, das uns mit großen, erschrockenen Augen anstarrte.
„Offenbar liegt ein Irrtum vor!“, erklärte Holmes. „Ich nehme an, dass Sie zu den Hirten in Galiläa wollen. Leider sind Sie einige Tausend Kilometer zu weit nach Norden geraten. Und, nebenbei bemerkt, mit einer Verspätung von ungefähr zweitausend Jahren.“
Der Engel – denn jetzt wurde auch mir bewusst, dass es sich um einen solchen handeln musste –stieß ein undefinierbares Geräusch aus, das ich für einen ziemlich unheiligen, aber uns unverständlichen metaphysischen Fluch hielt.
„So eine Schlamperei!“, stieß er hervor. „Da hat jemand die raumzeitlichen Koordinaten durcheinander gebracht. Aber ich habe schon immer gesagt, dass im himmlischen Rechenzentrum nur unfähige Dilettanten sitzen. Na, denen werde ich etwas erzählen!“
Die Augen des überirdischen Boten hatten sich geweitet, Blitze schlugen aus seinen Pupillen, eine wilde, violette Flamme umloderte den gelockten Kopf.
Dann wurde es plötzlich finster, und die Gestalt zerfiel wie ein Puzzle in seine Teile. Wenige Augenblicke später war sie völlig verschwunden. Wie von einem Alptraum erlöst seufzte ich auf und strich mir über die Stirn, als die Erscheinung, etwa fünfzig Meter entfernt, noch einmal auftauchte.
„Wo, sagten Sie, sind die Hirten zu finden?“, rief sie.
Mr Holmes hielt die Hände zu einem Trichter geformt, vor den Mund. „In Galiläa!“, rief er.
„Danke!“, kam es zurück. Dann erlosch das magische Licht, diesmal für immer.

Holmes zog einen glühenden Ast aus dem Feuer und zündete sich eine Pfeife an. „Der Fall wäre ja nun gelöst“, meinte er zufrieden, um gleich darauf einschränkend hinzuzufügen: „Wenn auch nicht im Sinne des Wirtes. Denn der, so befürchte ich, wird wohl nie mehr zu seinem Geld kommen.“
Schweigend machten wir uns auf den Heimweg.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.12.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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