Simone Knam

Die Taucher-Ente

"Wo ist denn bloß die Merle wieder?" Mama-Ente schaut sich suchend um. Auf dem ganzen Teich kann sie kein Federchen ihrer Tochter-Ente entdecken. Auch alle anderen kleinen Entchen paddeln hierhin und dorthin. Immer wieder rufen sie nach ihrer Schwester. "Merle!" - "Merle, wo bist du?" Nichts! Die kleinste der Enten-Familie ist nirgends zu erblicken. Auch Papa-Ente schaut sich um, er runzelt die Stirn.
Plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, schießt ein kleiner brauner Pfeil aus dem Wasser heraus und landet genau in der Mitte der Enten-Familie. Vor Aufregung beginnen alle laut quakend mit den Flügeln zu schlagen.
Der braune Pfeil ist die kleine Merle, aber das bemerken die anderen nicht sofort. Als sie es dann doch merken, schimpfen Mama- und Papa-Ente: "Merle! Wie kannst du uns nur so sehr erschrecken?" Merle kichert leise vor sich hin, das hat Spaß gemacht!
Mama-Ente sagt immer wieder, dass Merle eine echte Taucher-Ente ist. Da hat sie wirklich recht. Wenn Merle ein Hobby hat, dann ist es das Tauchen. Alle kleinen Enten müssen lernen zu tauchen, schließlich suchen sie sich so ihr Futter, aber Merle taucht auch einfach so - zum Spaß! Oft verbringt sie die meiste Zeit des Tages unter Wasser. Also Papa-Ente ist eigentlich richtig stolz auf seine kleinste Tochter, aber dass sie auch noch so viel Unfug im Kopf hat, das findet er gar nicht so gut!
Und Unfug hat Merle mehr als genug im Kopf. Einmal hat sie eine Gruppe Goldfische so sehr erschreckt, dass manche von ihnen vor lauter Aufregung auf dem Rücken weiterschwammen. Ein anderes mal hat sie eine Frosch-Dame von unten mit einem Grashalm gekitzelt. Die Arme hat sich so sehr erschrocken, dass sie lange vor der Zeit ablaichte. Sie hat sich dann bei Merles Eltern beschwert - das gab Ärger! Trotzdem hat sie wieder ein anderes mal den altersschwachen Karpfen in die Schwanzflosse gezwickt. Seit dem traut er sich gar nicht mehr aus seinem Pflanzen-Gestrüpp heraus. Beim Versteckenspielen mit ihren Geschwistern gewinnt Merle immer und wie oft hat sie sich unter Wasser schon davor gedrückt, zeitig ins Bett gehen zu müssen!
Aber trotzdem haben alle ihre kleine Merle recht gern. Mama-Ente schnattert nur noch gequält, wenn Merle mal wieder nicht zu finden ist.
Nun gibt es in dem Teich aber auch noch einen großen gefräßigen Hecht, der schon so manches Entlein gefressen hat. Meistens wird die Enten-Familie von ihm verschont, da es im Teich viele kleinere Fische gibt, aber Papa-Ente ist immer sehr aufmerksam und sobald er auch nur die silberne Rückenflosse des Räubers erkennt, warnt er seine Familie und alle miteinander paddeln so schnell sie können ans Ufer und klettern in Sicherheit an Land. Bei einem solchen Alarm fehlt mal wieder Merle. Vor lauter Sorge schnattern alle durcheinander. Wer hat Merle das letzte Mal gesehen? Wo kann sie nur wieder sein?
Merle flitzt während dessen unbekümmert unter Wasser umher. Sie hat gerade dem alten Karpfen einen Besuch abgestattet und überlegt, wie sie ihre Geschwister wohl erschrecken könnte. Plötzlich sieht sie den gefräßigen Hecht auf sich zuschwimmen. Sie weiß genau, was das zu bedeuten hat. Sie kennt den Hecht, Papa-Ente hat ihr schon viel von ihm erzählt. Aber da unsre Merle auch noch sehr mutig ist, paddelt sie auf den Hecht zu und tritt ihm mit ihrem kleinen Schwimmfuß so fest sie kann gegen die Schnauze. Das war ganz schön leichtsinnig von ihr - zum Glück hat das Papa-Ente nicht gesehen! Der Hecht war über die Mini-Ente so verdutzt, dass er erst einmal nur dumm gucken konnte. Das verschaffte Merle einen Vorsprung. Als er sich wieder beruhigt hat, rast der Hecht hinter ihr her.
Aber Merle ist nicht nur eine prima Taucherin, nein, sie kann auch sehr schnell schwimmen und flink ist sie auch noch! Sie vollführt sie vor dem Hecht Zick-Zack-Linien und Schleifen, bis es dem großen Fisch ordentlich schwindelig ist. Zuletzt flitzt Merle so knapp an einen großen Stein vorbei, dass der schwerfällige Hecht mit voller Wucht dagegenprallt. Autsch! Das reicht ihm erst einmal und er trollt sich davon. Merle ist mächtig stolz auf sich!
Dann sucht sie erst mal ihre Familie. Alle sind ganz außer sich vor Sorge, aber als sie ihr jüngstes Familienmitglied wiedersehen, sind alle erleichtert und als Merle ihnen von ihrer Begegnung mit dem Hecht erzählt, staunen alle mit offenen Schnäbeln. So eine mutige Merle!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.07.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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