Wir wollen gut oder zumindest angemessen verdienen. Auf der anderen Seite wollen wir preiswert oder billig einkaufen. Hinter den "Billigprodukten" stehen Menschen, die Tag für Tag und für einen Hungerlohn arbeiten, nur dafür, dass andere Menschen in unserem Land ihre Geiz-ist-geil-Mentalität unhinterfragt ausleben können. Das arme Menschen in die Läden der "Nachbarschaftshilfen" gehen, verstehe ich, dass gutsituierte Beamte oder Höher-Verdienende gleiches tun, weniger. Es ist jene Sorte Mensch, die sich Monat für Monat zusätzlich das Kindergeld empfindungslos einsteckt. Ganz nach dem Motto: Ich bin es, ich verdiene es. Und - Geiz macht mich erst richtig geil.
Es gibt Menschen, die wie Dagobert Duck im Geld baden, sich aber lieber einer Zahnwurzelbehandlung unterziehen, als von ihren überbordenden Überfluss etwas abzugeben. Die Welt ist voller Knauser, Geizhälse und Pfennigsfuchser. Kann offen zur Schau gezeigter Geiz auch in unseren Tagen Peinlichkeit hervorrufen ? Ja. Und wie verhalte ich mich dieser unangenehmen Spezies gegenüber ? Geiz-Forscher Anton Bucher: "Geiz verhindert auf Dauer das soziale Miteinander und beschädigt mitmenschliche Beziehungen." Ich stehe zwischen Argwohn und Anerkennung. Anerkennung dann, wenn ich mich an meinen letzten Saldo auf dem Kontoauszug erinnere und weiß, dass der Restmonat viel zu viele Tage hat und ein gewisses Maß an Sparsamkeit für mich die bessere Alternative gewesen wäre. Mit "Geiz ist geil" auf der besseren Seite stehen ? Mein Anstand sagt, dass Selbstkontrolle und Rationalität die besseren Vernunftgründe sind, die nicht unbeachtet bleiben dürfen, während mein Gefühl mir zuflüstert, dass, wenn "Geiz ungleich geiler ist", humane Grausamkeit vorliegen müsste. Todsünden wie Neid, Zorn oder Hochmut werden vom Geiz getoppt. Geiz verhindert auf Dauer ein soziales Miteinander und schadet den Beziehungen, was auch für den Geizigen zu seelischen Belastungen führen kann. Ist nicht gerade der Geizhals für eine gelungene Evolution des Homo sapiens eher hinderlich ? Wenn Menschen dank ererbter Geistesgaben und materieller Schätze über viele Ressourcen verfügen und geben nichts den Bedürftigen ab, wozu bräuchte eine Gesellschaft dann solche Typen ? Wären er wir als Menschen überhaupt noch auf Erden ? Aristoteles (384-322 v. Chr.), ein griechischer Philosoph und Lehrer von Alexander dem Großen (356-323 v.Chr.), hatte keinen Zweifel. Geiz verdirbt den Charakter und macht auf die Dauer unglücklich. Großherzigkeit macht dagegen heiter und zufrieden. Wie kommt es, dass viele Menschen im Geldbesitz den höchsten Lebensgenuss sehen ? - während Geld ausgeben für sie die reine Geld- und Zeitverschwendung ist.
Sigmund Freud, Vater der Psychoanalyse, sah die Gründe für den Geiz in der analen Phase des Kindes. Kinder, die um drei Jahre alt sind, lernen Urin und Stuhl einzuhalten oder abzugeben. Vereinfacht ausgedrückt: Menschen, die übertrieben sparsam sind, haben als Kinder lange gebraucht, ihre Inkontinenz zu bezwingen. Wer stets die Erfahrung voller Hosen mache, der entdeckt, dass es auf Dauer Lustgewinn bereitet, wenn man sich die Exkremente einfach verkneift. Im Alter würde dieser Mensch statt seines Schließmuskels das Portemonnaie verschlossen halten, so die freudsche Vorstellung von Geiz. Empirische Studien kommen zu einem ganz anderen Schluss. Eltern und andere Bezugspersonen leben Kindern vor, wie man mit Geld umgehen soll. Ob man sich etwas gönnen darf, nur an sich selbst denkt oder andere beschenkt. Aus solchen Vorlebensweisen erkennt das Kind, wie wichtig Geld als Wert im Leben ist. Knausrige Eltern haben knausrige Kinder. Neben der Erziehung spielen auch andere Umwelteinflüsse eine größere Rolle bei der Geiz-Genese. Dazu gehören der kulturelle Kontext, auch gesellschaftliche Normen. Unsere Gesellschaften in Westeuropa sind geizgefährdeter als kollektivistisch einge stellte Kulturen. In China und Japan ist Geiz kein Thema. Andererseits: Auch Armut zwingt Menschen heute dazu Suppenküchen aufzusuchen und sich bei den Tafeln anzustellen. Menschen, HARTZ IV sei Undank, die aus übertriebener Sparsamkeit zum GEIZ gezwungen werden, weil sie keine Alternativen haben. Geiz ist weder eine Geschlechtskrankheit, eine Suchterkrankung noch eine eine Zwangsstörung. Geiz ist in den meisten Fällen ein mieses Verhalten, wohl wissend, dass das letzte Hemd taschenfrei ist.
Nur die wenigsten Menschen wissen: Geld will in Wirklichkeit geliebt und geachtet werden. Geizige, aber auch Verschwender, bringen für solche Gedanken keinerlei Empathie auf. Erinnern Sie sich noch an Ebenezer Scrooge. Der übertrieben hartherzigen Almosen-Verweigerer aus Charles Dickens "Weihnachtsgeschichte," wurde in seinen Albträumen von den Verstorbenen gejagt. Getrieben von den Erinnerungsgeistern, verwandelte er sich in einen spendablen Menschenfreund. Laut Statistik (2017) sind heute 20 Prozent der Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland Geizige. Hoffen wir, dass es nicht noch mehr werden.
(C) Olaf Lüken (2018)
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Olaf Lüken).
Der Beitrag wurde von Olaf Lüken auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.05.2018.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Olaf Lüken als Lieblingsautor markieren
Erfolgreich verkaufen im 21. Jahrhundert: 2000 aktuelle Verkaufstipps
von Olaf Lüken
Ein Sachbuch für den angehenden Kaufmann
Wer ist der Kunde im 21. Jhdt ?
Kundenorientierte Kommunikation
Funktion der Preises
Verkäuferknigge
Kreativitätstechniken
Bankbetriebswirt Olaf Lüken ist Autor zahlreicher Fachpublikationen.
Der Autor befasst sich mit Fragen rund um das Geschäft am Point
of Sale.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: