Mit 18 hatte ich einen Traum, an den ich mich heute noch deutlich erinnere. Meine Freundin und ich durchstreifen die engen Gassen und Hinterhöfe der Bronx in New York. Es sind die 70er Jahre des vorherigen Jahrhunderts und die Bronx ein riesiger Slum. Es ist dunkel und nur die Ecken und Enden der ansonsten schmalen Straße scheinen spärlich beleuchtet zu sein. Eine unheimliche Angst beschleicht mich. Ich zittere. Plötzlich öffnen sich vor uns die Deckel der Gullis und Abfalltonnen. Männer, die meisten von Ihnen Farbige, kommen aus ihren Löchern und Kisten heraus und direkt auf uns zu. Ihre Gesichter sehen böse und hasserfüllt aus, sind aber zugleich auch irgendwie starr. In ihren Händen halten sie rostige Eisenstäbe. Untote, die auf uns zu kommen. Ich nehme Petra an die Hand, und wir rennen los. Auf unserer Flucht landen wir in einem Club, mehr eine Spelunke mit angeschlossenem Etablissement. Die Geisterarmee bleibt uns auf den Fersen. Wir mischen uns unter die Gäste und landen irgendwann auf der Toilette. Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Hölzern klingende Schritte nähern sich dem Toilettenraum. Mir steht der Angstschweiß auf der Stirn. Wir sehen nicht nur der Gefahr ins Auge. Es ist der blanke Hans, der immer näher auf uns zukommt. In diesem Moment fordert mich Petra auf, genau aufzupassen. Sie drückt auf die Spülung, springt rückwärts durch die Schüssel und verschwindet. Ich mache es ihr nach - und gelange mit ihr durch ein kanalartiges System. Schnell strömendes Brackwasser spült uns in einen Fluss. Geschafft. Wir haben unsere Verfolger abgehängt und sind in Sicherheit. Ich reiße die Augen auf.
Was mir der Traum noch gegenwärtig sagen will: Es gibt immer einen Ausweg, auch wenn ich das mit 18 nicht sogleich erkannt hatte. Ich beendete damals die "Höhere Hndelsschule" und wusste so recht nicht weiter. Plötzlich war vieles offen. Der Traum spiegelt es auf seine eigene Art wider. Ich wollte eine Bankausbildung machen, um schnell etwas Geld zu verdienen. Meine Freundin unterstützte mich darin. Meine Eltern, und Verwandten stimmten mehrheitlich für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. In den 70ern war ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der sichere Königsweg für den späteren beruflichen Erfolg. So dachte die Mehrheit. Damals. Der Nachwuchs sollte es einmal besser haben. Und die Politik gab den Menschen Möglichkeiten und Machbarkeiten an die Hand. Etwas mehr Demokratie wagen hieß das von Willy Brandt überall präsentierte Schlagwort.
Ein anderes und wirkliches Erlebnis, das mich noch heute in meinen Träumen begleitet, ist ein Unfall, den ich damals als fünfjähriges Kind hatte. Ich stand auf meinem Roller und lehnte mich gegen einen Abfallbehälter, der wiederum mit einem eisernen Haltestellenpfahl verbunden war. Irgendwann rutschte der Roller und kippte um. Ich stürzte mit und fiel mit der rechten Kopfseite gegen den Pfahl. Irgendwann fand ich mich im Krankenhaus wieder. Meine Mutter war dabei. Der Arzt war gerade dabei, irgendetwas auf die zuvor genähte Stirn zu legen. Später: Meine Mutter verbot mir für die nächsten 1000 Jahre den Besitz eines Rollers. Ich lehnte mich gegen ihren gutgemeinten Befehl auf, zerschlug mit einem Hammer mein mit hellblauen Blumen verziertes Keramikschwein in unendlich viele Stücke und nahm die Markstücke und Groschen in Besitz. Eine Woche später hatte ich ein neues Laufgerät. Es war knallrot und hatte gelbe Gummireifen. Vierzehn Tage darauf, stahl ein Dieb mein exzentrisch aussehendes Gefährt. Wie gewonnen so zerronnen. Was Mutter nicht vermochte, gelang dem Dieb.
Was immer auch passiert: Gefahr und Lösung gehen oft den gleichen Weg.
(C) Olaf Lüken (2018)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.07.2018.
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