Elena Kirchhoff

Die Gutenachgeschichte

Ein kleines Mädchen wünscht sich eine Gutenachtgeschichte.
Die Mutter, erschöpft vom langen Arbeitstag schließt einen Moment die Augen und nickt dann.
Sie setzt sich auf die Bettkante, doch das Mädchen lächelt und rückt ein Stück zur Seite. 
Langsam legt sich die Mutter neben das Mädchen.
Ihr Rücken protestiert und sie verzieht leicht das Gesicht. 
Das Mächen bemerkt das. Sie fragt:
     Mama?
Die Mutter wartet.
     Bist du glücklich?
Überrascht nickt sie.
     Aber natürlich mein Schatz.Warum fragst du?
Das Mädchen zögert kurz.
     Weil, wenn ich glücklich bin, dann muss dieses Glück irgendwie raus. Deswegen lächel ich.
Eine kleine Pause.
     Du lächelst nicht oft, Mama. Bist du glücklich?
Die Mutter zögert und schaut zur Decke. 
Dort blickt ihr eine Nachthimmel entgegen,
mit viel Liebe an die Decke gemalt.
     Weißt du mein Schatz...
fängt sie an
     Wie viele Sterne sind im Himmel? 
Das Mädchen strahlt aufgeregt.
     Das hat uns Frau Lehrerin beigebracht.
     Es sind so viele Sterne, dass man sie nicht mehr zählen kann!
Die Mutter nickt.
     Und jetzt stell dir vor, dass jeder dieser Sterne ein Tag in deinem deinem Leben ist.
     Es gibt hellere und dunklere Sterne,
     sowie es glücklichere und weniger glückliche Tage gibt.
     Deswegen lächel ich an manchen Tagen und an manchen nicht.
     Aber das ist normal.
Das Mädchen runzelt die Stirn.
     Das glaube ich nicht.
     Bei mir leuchtet jeder Stern hell.
     Bei mir ist jeder Tag glücklich.
Die Mutter streichelt sanft über die Haare des Kindes.
     Das ist schön, mein Kind. Nur bei mir ist das leider nicht so.
     Und auch bei dir wird eines Tages ein dunkler Stern erscheinen, so dunkel,
     dass du ihn gar nicht sehen kannst.
     Ein Tag, an dem du gar nicht lächeln kannst.
Doch das Mädchen macht sich los.
     Das will ich nicht glauben.
     Man kann jeden Stern leuchten sehen.
     Deswegen sind es Sterne.
     Man muss nur genau genug hingucken.
     Die Mutter schweigt.
     Das Mädchen schweigt.
Doch dann eine leise Stimme.
     Mama? 
     Ich glaube, du kannst auch jeden deiner Sterne leuchten sehen.
     Vielleicht brauchst du einfach nur eine neue Brille.
Damit dreht sich das Mädchen um und schläft ein.
Doch die Mutter liegt noch lange wach.
Und je länger sie an die Decke schaut, desto heller scheinen die Sterne zu leuchten.
Die Mutter drückt ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel
und lächelt.
     Du bist mein hellster Stern.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.11.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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