Juergen Bambach

Nachtlandung

Captain Pete Mitchel begann unter seiner Sauerstoffmaske zu schwitzen. Nachtlandung auf einem Flugzeugträger.
Aus seinem Cockpitfenster sah er den tropischen Nachthimmel mit all seinen Sternen, einen mit Gold durchsetzten tiefblauen Seidenstoff, der sich irgendwo unter seinem Flugzeug mit dem Meer vereinigte.
Sein Blick bohrte sich auf die immer größer werdende Lichterkette genau vor ihm.
Durch die zähe, klebrige Masse seines mit Angst durchtränkten Gehirnes, schoss ihm der Gedanke „Dieser Flugzeugträger ist so groß wie eine Briefmarke , auf der soll ich mit meinem Arsch landen“
Schon hatte seine Maschine den Leitstrahl erfasst. Fast im gleichen Augenblick sprang ihm die blecherne Stimme des Kontrollturmes ins Ohr. „Achtung Sie sind etwas unter dem Gleitstrahl, mehr Schub, sagen Sie, wenn sie die Landelichter sehen.“ Roger, Landelichter in Sicht“, krächzte er ins Mikro.
Der Druck seiner klammen Finger um den Schubhebel verstärkte sich. Sofort wurde die Maschine ruhiger. Sein Unterbewusstsein befahl ihm, unter zu Hilfenahme seiner vibrierenden Nerven, den Schalter für das Fahrgestell zu betätigen. Mit einem kleinem Ruck und dem Aufleuchten der drei grünen Lampen, wurde das ordnungsgemäße Ausfahren des Fahrgestells quittiert. Die Landeklappen hatte er schon vorher auf 25 Grad eingestellt.
Wieder schreckte ihn die blecherne Stimme des Kontrollturmes aus seiner aufkeimenden Panik: „Achten Sie auf ihre Höhe! Los kommen sie herein!“
Mit konstanter Geschwindigkeit wuchs das Heck des Flugzeugträgers vor seinem Cockpit aus der Nacht. Aus einer kleinen Sprotte wurde ein riesigen Wal, an dem sein Kampfjet zu zerschellen drohte.
Als würde er nackt, nur mit seinem Pilotenhelm bekleidet in die Sauna gehen, so beschlagen war das Visier seines Pilotenhelmes. Seine Angst manifestierte sich in den kleinen Schweißtröpfchen an der Innenseite seines Helmes.
Als der schwere Fanghaken seines Flugzeuges verzweifelt nach einem Halt schreiend über den Asphalt des Flugdecks schrabbte, wusste Captain Pete Mitchel, dass er verloren hatte. Mit einem verzweifelten Ruck am Schubhebel, versuchte er dem Schicksal doch noch ein Schnippchen zu schlagen. So als ließe sich der Sensemann, mit diesem lächerlichen Versuch sein Leben zu retten, umstimmen.
Mit Tempo 200 schlug der Kampfjet auf der anderen Seite des Flugzeugträgers auf das Wasser und begann sofort zu sinken. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sah Capitain Pete Mitchel, wie sich das Wasser langsam, durch die Cockpitritzen fraß. In wilder Panik riss er sich die Sauerstoffmaske vom Mund.

Es gab ein dumpfes Scheppern, als die Inhalationsmaske mitsamt dem Pumpenmotor auf die Fliesen seines Wohnzimmers krachte.

Schon stach ihm die keifende Stimme seiner Frau in beide Ohrmuscheln.
„So jetzt habe ich es endgültig satt mit Dir, du wirst in Zukunft, wegen deines Asthmas NUR noch bei dem Arzt inhalieren! Ich werde höchstpersönlich alle deine Fliegerromane auf den Müll werfen!“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.08.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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