Als ich ein Kind war, fragte der Lehrer uns immer die gleiche Frage:
"Was möchtest du werden?", denn jeder würde ohne zu
zögern "Arzt" sagen, eine logische Antwort, von den Eltern
vorgegeben, von der Gesellschaft vorgeschrieben.
"Ed, du bist jetzt
dran", würde der Lehrer zu mir sagen, während er seinen Finger
wie eine Waffe auf mich richtet. "Arzt, Arzt!" schreit der stolze
Blick der braunen Augen meines Vaters und der liebevolle, traurige und
gebrochene Ausdruck in den Augen meiner Mutter hat keine andere Wahl, als
zuzustimmen.
Es ist sehr still draußen, aber die Schlacht im
Inneren schwillt an. Da kämpfen meine Träume gegen alles und jeden.
Gegen Gott, der alles für Männer und nichts für Frauen erlaubt.
Ich schlage mich heute auf die Seite des Teufels, der Menschen dazu inspiriert
hat, Musik zu machen und Kunst zu schaffen. Schriftsteller, Musiker,
Philosoph, ich möchte alles werden, aber vor allem keine weitere Kopie
dieser leblosen Geister, sage ich mir.
"Was ist los? Weißt du
nicht, was du werden willst?", schießt der Lehrer noch einmal.
Alles, was ich sagen möchte, versucht nach draußen zu
drängen. Aber dies nicht zu dürfen, diese Schlacht hinterlässt
Ruinen, die durch mein Blut laufen, um den Weg zu meinem Herzen zu finden.
Ich will weg, nur weg, nur weg.
Plötzlich bewegt sich meine
Zunge wie von selbst: "nichts, niemand"
Es tut mir leid,
Mutter. Heute konnte ich nicht gegen sie ankämpfen, aber morgen schaffe
ich den Sieg. Ich verspreche es dir.
Wenn man einen Arzt fragt
"Wo liegt die Spitze des Herzens?", bekommt man die Antwort
"der fünfte Interkostalraum, Mittelklavikularlinie".
So
haben sie es uns im Medizinstudium gelehrt. Das ist auch dort, wo der Schmerz
wohnt. So präge ich es mir ein.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.07.2020.
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