Als Siegburger Anwalt verfolge ich mit meiner Frau Tao die Proteste in
Hongkong tagtäglich. Das hat gute Gründe.
Vor 31 Jahren
fanden nach dem Massaker in Peking Proteste aller Art weltweit statt. An einer
Demonstration vor der Botschaft der „Volksrepublik China“ in Bonn
nahm ich teil und lernte Tao kennen. „Nieder mit Deng Xiaoping!“
rief sie in einer himmelblauen Bluse aus. Bei meinem Annäherungsversuch
lehnte sie lächelnd ab: „Nein, danke, ich trinke keinen
Kaffee“.
Erst als meine Familie den Zusammenbruch
der Berliner Mauer feiern wollte, nahm Tao endlich meine Einladung an. Aus
Protest gegen das Massaker beantragte Tao mit fünftausend chinesischen
Studenten und Wissenschaftlern gemeinsam Asyl. Den im Westen für beendet
erklärten „Kalten Krieg“ führen die Chinesen bis heute
weiter.
Taos Wahl
Nach dem Tod des
Diktators Mao 1976 tat sein Nachfolger Deng so, als ob er die seit 1962
propagierten „Vier Modernisierungen“ (Landwirtschaft, Industrie,
Verteidigung sowie Wissenschaft und Technik) umsetzen würde. Seitdem
werden Chinesen nicht mehr bestraft, die ein Auslandstudium anstreben.
Zwischen 1980 und 1982 schickte Deng sogar 200 Studienanfänger in die
BRD. Diesen ausgewählten Glückspilzen wurden nach dem KP-Plan eine
Universität und ein Fach zugeteilt.
Über die
Schikanen und die Überwachung durch die KP-Botschaft redete Tao ungern.
Mit mir sprach sie lieber über die Spitzentalente. Dem Jüngsten gab
Tao den Kosenamen Flieger. In Berlin brauchte Flieger nur fünf Semester,
um alle Scheine in Physik zu erwerben und eine Diplomarbeit zu schreiben. Sein
Professor empfahl ihn einem US-Kollegen. Drei Jahre verbrachte Flieger in der
BRD und setzte sein Studium in New York fort. Im Alter von 24 Jahren erwarb
Flieger einen Doktortitel. Acht Jahre später wurde er von einer US-
Eliteuniversität zum Professor berufen.
Tao hingegen brach
ihr Medizinstudium ab und wurde Heilpraktikerin. Als die SARS-Epidemie 2003 in
Hongkong ausbrach, sprach Tao zum ersten Mal von der KP-Biowaffenentwicklung.
Um mich zu informieren, besorgte Tao extra die englische Version des von den
KP-Medien propagierten Bestsellers „Die uneingeschränkte
Kriegsführung“. Nachdem Tao beim chinesischen Neujahrsessen in
Mainz Falun Gong und ihre Prinzipien "Wahrhaftigkeit, Güte und
Nachsicht" gegen die KP-Verfolgung verteidigt hatte, bekamen wir kein
Visum mehr für die VR China. Gott sei Dank können wir dafür
aber die unbeachtete Republik China bereisen. Seit 1949 kann die mit Wahl
legitimierte Regierung der Republik China nur Inseln wie Taiwan vor der KP-
Diktatur schützen. Auf Taiwan lernten wir Falun Gong persönlich
kennen.
Als 2008 Peking den 1000-Talente-Plan startete, mit dem
die KP die Eliten weltweit korrumpieren wollte, ging Flieger als US-Professor
darauf ein, was Tao zutiefst bedauerte. Als in Deutschland über die
Verhaftung der Huawei-Finanzchefin berichtet wurde, sagte Tao, dass Flieger am
gleichen Tag in den Tod sprang. Er kooperierte mit dem Huawei-Konzern, mit dem
die KP ihre Einflussnahme auf die ganze Welt tarnt.
In Trauer um
Flieger zeigte Tao zwei Gruppenfotos, auf denen sie beide zu sehen sind. Auf
diesen Fotos fällt Flieger nicht auf, aber Tao glänzt als eine der
wenigen Frauen durch ihre Fröhlichkeit.
Das erste Foto
wurde 1980 in Shanghai vor ihrer Reise in die BRD aufgenommen. Tao trug
dieselbe himmelblaue Bluse, in der ich sie zum ersten Mal sah. Damals war Tao
noch kommunistisch indoktriniert, erst durch das Pekinger Massaker 1989 konnte
sie die Lügen der KP Chinas in heißen Diskussionen mit mir
durchschauen. Ich durfte ihre Eltern noch in Wuhan kennenlernen. Ihre
Geschwister blieben nach dem Studium in den USA, wohin auch ihre Mutter
emigrierte, nachdem Taos Vaters starb.
Das zweite Foto
entstand in Frankfurt beim 25sten Jubiläum ihres Studienanfangs in der
BRD. Im August 2005 konnte Tao etwa 100 ehemalige Spitzentalente wiedersehen.
Die meisten hatten die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten wie Tao,
einige andere wurden Amerikaner.
Als ich Tao am Bahnhof in
Siegburg abholte, sah sie besorgt aus. Erst Tage später konnte ich sie
zum Spaziergang am Rhein bewegen. An meinem Lieblingsort konnten wir uns in
Ruhe austauschen. Ein Insider hatte ihr die Kriegsvorbereitung der KP Chinas
verraten und die Rede von Chi Haotian empfohlen. Chi setzte 1989 den Befehl
von Deng hart durch und stieg durch das Massaker zum Verteidigungsminister in
Rotchina auf. Seitdem Tao diese Rede gelesen hat, nennt sie die KP Chinas
immer Chi-Nazis, zumal Chi davon sprach, mit neuartigen Biowaffen die USA zu
besiegen.
Tao kennt KP-Lieder wie „US-Soldaten sind
Schrott“. Die KP-Medien propagieren immer, dass die USA die Welt erobern
würden. Dennoch konnten wir nicht glauben, dass die KP mit Biowaffen die
USA besiegen will. Hierzu hatte der Insider erklärt: „Die USA
verfügen über Atomwaffen und Flugzeugträger, an die das KP-
Regime nicht heranreichen kann. Deshalb fokussiert sich die KP auf
biochemische Waffen. In Wuhan wird gerade mit Hilfe aus Frankreich ein
Hochsicherheitslabor gebaut“.
Als die Pandemie Ende
2019 in Wuhan ausbrach, wurde Tao hellhörig. Sie nahm sich viel Zeit, um
sich zu vergewissern. Seit Februar sprach sie von einem Angriff der Chi-Nazis
auf die Welt. „Das Coronavirus ist ein KP-Virus“, wiederholte Tao
bei jeder Gelegenheit. Ihre Auffassung „Deutschland hat sowohl ein Nazi-
Regime als auch ein SED-Regime überwunden. Wir Deutsche müssen dem
KP-Regime Widerstand leisten.“ leuchtet mir langsam ein.
Taos Mitstreiter
Durch Tao bin ich mit dem chinesischen
Freiheitskampf weltweit verbunden. Aber erst durch mich erfuhr Tao von Wei
Hua, den die deutschen Medien als Wortführer der Demokratiemauer
darstellten. 1979 wurde Wei wegen Veröffentlichungen über
Menschenrechte in Peking verhaftet. 18 Jahre hielt Wei die Folter aus. Nach
dem Tod des Diktators Deng konnte Clinton Wei als Feigenblatt für seinen
Kniefall vor Peking freikaufen.
Im Laufe der Jahre gewann
Wei durch eine Mitstreiterin, die ebenso wie Tao die weltweite
unabhängige chinesische Studentenvereinigung nach dem Massaker
mitgründete, auch das Vertrauen von Tao.
Als der 28-
jährige Wei im Freiheitskampf involviert war, nahm Tao 1978 als 15-
jährige Schülerin mit ihren Geschwistern an der Aufnahmeprüfung
zum Studium in Rotchina teil, die Deng wieder zuließ. Zehn Jahre lang
ließ Mao Schulabsolventen aufs Land deportieren, wo sie in
Zwangskommunen oder paramilitärischen Bautrupps versklavt wurden. Ohne
Aufnahmeprüfung zum Studium hätten Tao und ihre Geschwister keine
Chance gehabt, zu studieren, weil ihre Familie zu den fünf von der KP
systematisch diskriminierten Kategorien -Grundbesitzer, Wohlhabende,
Konterrevolutionäre, schlechte Elemente, Rechte- gehörten.
Wei hingegen zählte zu den wenigen unter seinen Altersgenossen, die
der Deportation durch die Aufnahme in die rote Armee entgehen konnten. Denn
seine Eltern hatten als Studenten in der Republik China für Stalin
gekämpft und wurden KP-Kader in der VR China, die Sonderrechte genossen,
bevor auch sie Opfer der KP-Diktatur wurden.
Wei war der erste in
die KP-Diktatur hineingeborene Chinese, der offen die Menschenrechte als die
Voraussetzung für die „Vier Modernisierungen“ forderte. Zehn
Jahre nach seiner Verhaftung wandte sich ein Professor von Tao mit einem Brief
an Deng, um die Freilassung von Menschenrechtlern wie Wei zu erbitten. Damit
nahm die hoffnungsvolle Demokratiebewegung im Jahr 1989 ihren Lauf, die Deng
mit Panzern blutig niederschlug.
Im Vergleich zu Taos
Professor entlarvte Wei zehn Jahre früher Deng als Diktator und warnte
vor ihm, trotz Todesgefahr. Vor 1979 brachte Mao seine Kritiker
grundsätzlich um. Aber Deng brauchte den Westen, wegen des Kapitals und
der Technologien und konnte sich nicht erlauben, Wei zum Tode zu verurteilen,
über den im Westen berichtet wurde.
Im Alter von 47 Jahren
musste Wei, der kein Englisch konnte, sich in den USA zurechtfinden. Trotz
aller Widrigkeiten ließ sich Wei nicht von seinem Kampf für die
Menschenrechte abbringen und warnte die Welt unermüdlich vor der KP
Chinas. Vergeblich hatte Wei auch alles getan, um die Aufnahme der VR China in
die Welthandelsorganisation zu verhindern. Deshalb wurde Wei vom KP-Regime mit
allen Mitteln bekämpft. Über Wei wird auch in deutschen Medien kaum
berichtet. Ohne Tao hätte ich nicht erfahren können, dass Wei dem
KP-Regime nach wie vor Widerstand leistet und sogar das Vertrauen von Mike
Pompeo gewann. Er stellte Wei immer wieder lobend vor.
Seit dem
Einreiseverbot in die VR China unterstützt Tao den Widerstand gegen das
KP-Regime aktiver denn je. Tao hält das KP-Regime verantwortlich für
die Pandemie. Ihr ist die Aufklärung wichtiger als für uns
chinesisch zu kochen. Dafür liebe ich sie.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Pei Xu).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.09.2020.
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