Es verbrachte seine Zeit in Dunkelheit und Kälte auf der Jagd nach
Nahrung. Lautlos durchstreifte es dabei die morastigen Gefilde und
algenbewachsenen Hügel des seit Äonen daliegenden Grundes des
großen und tiefen Sees, in dem schon dutzende unachtsamer Schwimmer ihr
nasses Grab fanden. Sein grauenhafter Schnabel, umrandet mit einer Reihe
kleiner scharfer Zähne, durchpflügte den Schlamm und packte jedwedes
lebendige Wesen, dessen es habhaft werden konnte. Die Jahrmillionen der
Evolution, in denen zuerst Dinosaurier die Elemente der Welt beherrschten,
hatten ausgereicht, um sich perfekt an seine Umgebung anzupassen. Riesige, mit
Krallen besetzte Füße halfen ihm, aus der Dunkelheit des Wassers
unvermittelt hervorzustoßen. Binnen eines kurzen Augenblicks hatte das
Ungeheuer seine Beute erreicht und schloss erbarmungslos den grausigen
Schnabel über seinem Opfer. Oh welch teuflischer Gott konnte solch eine
Kreatur erschaffen, die bösartiger nicht hätte sein können?
Charun, du Ausgeburt der Hölle. Dein Dämon soll auch dich nicht
verschonen und mit in sein Totenreich nehmen!
Es verschlang gierig den
kleinen, noch zuckenden Körper, der erst auf dem Weg in sein Inneres das
Leben aufgab. Anschließend begann es sich langsam aufwärts zu
bewegen, vorbei an kleinen Fischen und Pflanzen bis hinauf an die
Wasseroberfläche. Mit einem lauten „Quaak!“ tauchte die
kleine Ente auf und schwamm fröhlich zu seiner Mutter.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2020.
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