Anschi Wiegand

Vom Engel, der Anders war.... Teil 3

Die nächste halbe Stunde verlief für Anders jedoch recht friedlich. Nachdem Marie von ihrer Mutti ordentlich gesäubert worden war, saß sie wieder vergnügt bei ihren Freundinnen am Kaffeetisch und schaufelte Torte in sich hinein. Danach gingen alle hinaus in den Garten, um Verstecken zu spielen.
Anders hockte sich auf den Apfelbaum, damit er einen guten Überblick behielt. Die Schutzengel der anderen Kinder saßen auf den Ästen neben ihm und leise unterhielten sie sich, ohne jedoch ihre Schützlinge aus den Augen zu verlieren. Die Mütter saßen fröhlich schwatzend auf der Terrasse, während die Kinder sich mit ihrem Versteckspiel eine Weile beschäftigten. Nach einiger Zeit kam Jule jedoch weinend zu den Müttern:
"Wir finden Marie nihiicht...." schluchzte sie. Anders schrak aus seiner Plauderei hoch und blickte suchend umher - doch auch er konnte Marie nirgends entdecken. Entsetzt flog er höher, um mehr zu sehen - und sah Marie lustig auf dem Bürgersteig in Richtung Seerosenteich marschieren... Ihm stockte vor Entsetzen der Atem - WIE sollte er den Müttern sagen, wohin Marie unterwegs war?? Er sandte einen verzweifelten Hilferuf nach oben und hörte kurz darauf, wie Kerstins Mama rief: "Das kleine Gartentor steht offen!" Erleichtert sah Anders, wie Maries Mutti durch das kleine Tor in der Gartenhecke rannte und er flog schnell hinter Marie her, die schon am Seerosenteich angekommen war, wo sie versuchte, sich mit ein paar Gänsen und Enten anzufreunden, die sich am Ufer sonnten. Als eine Ente ins Wasser watschelte und davon schwamm, wollte Marie ihr folgen, um mit ihr zu spielen. Anders stellte sich vor ihr auf und blies ihr so heftig ins Gesicht, dass sie erschrak...und erst mal stehen blieb... Er blickte sie streng an und schüttelte den Kopf. Marie zögerte, weiter zu gehen. Sie war wohl an Anders Anwesenheit gewöhnt und wunderte sich nicht darüber - doch so streng wie heute hatte sie ihn noch nie erlebt. Sie war noch am Nachdenken, als ihre Mutter den See erreichte...und in dem Moment wurde ihr bewusst, dass alle ihre Gäste daheim auf sie warteten, um mit ihr zu spielen. Freudig lief sie ihrer Mutter entgegen und ging ohne Probleme mit ihr zurück - Anders atmete auf.
Die Feier näherte sich langsam dem Ende. Die Kinder saßen nun fröhlich im Garten und jedes hielt ein Stockbrot in ein kleines Lagerfeuer. Mit roten, aufgeregten Gesichtern drehten sie langsam ihre Stöcke und sangen dazu lustige Lieder. Niemand bemerkte, dass Maries Augen schon wieder so unternehmungslustig zu funkeln begannen...außer Anders! Aber er hatte keine Ahnung, was sie wohl vorhatte... Marie plante jedoch gar nichts Böses...kleine Kinder machen noch nicht bewusst unartige Dinge... Doch sie begann ein bissel zu frieren, denn es war ein anstrengender Tag gewesen und sie wurde nun müde. So rutschte sie immer ein wenig näher an das Feuer heran, um sich zu wärmen. Dabei bemerkte keiner, dass ihre Schuhe der Glut bereits sehr nahe kamen. Als Anders es entdeckte, packte ihn die Verzweiflung: WIE sollte er nun seinen kleinen Schützling wieder retten? Schweißperlen standen ihm auf der Stirn...er blickte entsetzt umher, als er das Limonadenglas in Maries Hand sah... Schnell gab er dem Glas einen Stoß, so dass es Marie aus der Hand fiel. Die Mütter schraken auf und erschrocken eilte Maries Mutter herbei, als sie merkte, wie nah die Kleine am Feuer gesessen hatte. Das war gerade noch mal gut gegangen - nur der rechte Schuh von Marie war ein wenig angekohlt...
Als sich eine halbe Stunde später alle Gäste verabschiedet hatten, war Anders froh, denn Marie würde nun gleich schlafen gehen. Inzwischen war ihr Papa heimgekommen, der sie noch badete und ins Bett brachte, während die Mutter aufräumte, was von der Party noch übrig war. Anders sah mit Freude, dass Marie völlig erschöpft im Bett lag und dass ihr nun die Augen zufielen - nun endlich würde auch er ein paar Stunden Erholung finden, die er sich nach diesem Tag auch redlich verdient hatte. Und er hoffte nur, dass der nächste Tag etwas weniger stressig werden würde...
Glaubst DU, dass sich seine Hoffnung erfüllen wird??


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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