Peter Alexander Lutze

Die Stimme des Flusses (in mir)

Es ist Samstagmorgen. Der Hund ist wie jeden Morgen vor der Türe und tobt mit Monikas kleinem Hund Molly herum. Sie sind ziemlich laut, Timba, mein Hund quischt,als Molly ihn spielerisch in die Hinterbeine beisst.Sie sind beide etwas ausser Rand und Band.Ihnen fehlt Bewegung und so nehme ich Timbas Leine, um mit ihm spazieren zugehen.Molly hält nicht allzuviel von langen Spaziergängen und so leine ich nur Timba an und lasse Molly im Garten zurück.Sie scheint zu protestieren.Leise winselt sie.Es ist aber nur ein rein formaler Protest von ihr, also schenke ich ihm auch keine weitere Beachtung und mache mich mit Timba auf den Weg.

Als ich ihn vor ca.6 Wochen, durch eine Zeitungsannonce auf ihn aufmerksamgeworden, auf einem Bauernhof entdeckte, war er gerade 12 Wochen alt und etwa 25 Zentimeter hoch.Seien Eltern waren eine Jagdhündin und ein Dalmatinerrüde. Sein Fell war schwarz, bis auf eine weissgraue Zeichnung auf der Brust.Als Monika und ich zu dem Bauernhof gingen, waren wir beide etwas aufgeregt. Monika hatte schon ein paar Hunde vor Timba besessen und war gespalten, was die Freude betraf, die der Besitz eines jungen Hundes durchaus mit sich bringen konnte. Der letzte Hund, den sie besessen hatte, hiess Bobby und war ein mächtiger Rüde, der in ihrem Hause ein beständiges Chaos angerichtet hatte.
Zerbissene Schuhe, Kleidungsstücke, Kochbücher ua. waren an der Tagesordnung gewesen.Da Monika Bobby schon als jungen Rüden bekommen hatte, war er schon mehr oder wenger erzogen bezw.verzogen. Die Vorbesitzer Bobbys waren sehr grob mit dem Hund umgegangen.
Verständlicherweise hegte Monika an meinem Wunsch, mir, uns einen Hund zuzulegen geringe, so doch berechtigte Zweifel. Es waren auch angenehme Erinnerungen an Bobby in Monika vorhanden, die sie letztendlich dazu bewegten, meinem Wunsch zuzustimmen.
Als wir Timba damls das erstemal sahen, schlossen wir ihn beide sofort in unsere Herzen. Monikas Kinder waren jedoch noch skeptischer als sie, was Timba anging. Die Trennung von Bobby schmerzte sie noch immer und sie hatten nun auch Angst, dass auch Timba sich irgendwann zu einer nicht mehr zu bewältigenden Belastung herausstellen würde und sie sich erneut von einem Tier trennen mussten, welches sie in ihre Herzen geschlossen hatten.
Auch hatten alle Zeifel dass ich dieser Verantwortung vielleicht nicht gewachsen wäre. Solange ich nicht arbeitete, konnte ich Timba die Zuwendung geben, die er brauchte. Was aber wenn ich arbeiten gehen würde? Auch hatten wir schon drei Katzen und ein Kaninchen. Unser tierische Neuzugang würde auch eine menge zusätzliche Arbeit bedeuten. Ein junger Hund kennt keine geregelten Toilettengänge, brauch seine Mahlzeiten, seine Spaziergänge, muss tierärztlich versorgt werden und brauch auch jede Menge Zuneigung. Zeit, die ich bisher fur mich nutzen konnte, forderte nun Timba ein.


Von einem dieser Spaziergänge möchte ich hier berichten. Ich leinte Timba also an während er unablässig versuchte, an mir hochzuspringen. Ich habe ihm mittlerweile schon einiges beigebracht, wie ein " Aus " in solchen Fällen. Timba ist ein sehr kluger Hund, zwar ein wenig tolpatschig, wie alle Hunde in dem Alter, aber sehr tolpatschig. Auch " Platz " " Sitz " " Komm her " " Lauf " versteht er schon zu befolgen und noch einige Befehle mehr, die nuneinmal sein müssen, will ich nicht will dass er das erneute Chaos veranstaltet, aus dem sich Monika nach Bobbys Abgabe befreit hat.
Hier in Altheim gibt es einige Möglichkeiten, Spaziergänge mit Timba zu machen. Eine davon ist, mit ihm am Fluss spazieren zu gehen. Timba mag diesen Weg, hat er doch dann auch die Möglichkeit, seinen Durst am Wasser des Flusses zu löschen. Jetzt, in der herbstlichen Zeit, mit den weniger hohen Temperaturen, nutz er diese Möglichkeit nicht mehr so häufig wie im Sommer. Jedoch hat er auch jetzt noch seinen Spass am Flussufer und ich mit ihm. Jenachdem wie lange wir schon unterwegs sind, springt er sogar jetzt noch ab und zu in das Wasser. Manchmal versuche ich ihn auch durch den Wurf eines Holzstückes ins Wasser dazu zu bewegen, was er nach eingem Zögern dann auch tut. Heute ist mir weniger nach einer solchen Aktion zumute, da ich unter Kopfschmerzen leide. Ein Wetterwechsel, der gestern eingetreten ist, scheint daran schuld zu sein und Timba merkt, dass mir heute nicht nach ausgelassenem herumtollen zumute ist und nimmt entsprechende Rücksicht.
Wir gehen zu dem Uferstück wo ich schon öfter mit Timba gesessen habe und er sich, während ich gedankenverloren in das Wasser starre, mit irgendwelchen Kieselsteinen, die er am Ufer findet die Zeit vertreibt.
Meine Gedanken bewegen sich zurück, an den Anfang dieser Woche. Ich habe mich, nachdem ich mit Monika darüber gesprochen habe, bei einer in Braunau ansässigen Holzfirma um Arbeit beworben und sie auch sofort bekommen. Es hatte uns beide sehr gefreut, bringt es doch einge positive Veränderungen mit sich. Nicht nur dass es bedeutete, Ende des Monats mehr Geld als bisher zu haben,
auch beendete es meine schon jahrelange, durch die Sucht und mein damit verbundenes Verhalten bedingte Arbeitslosigkeit.
Ich fragte mich, am Flussufer sitzend, warum ich Monate gewartet hatte, bevor ich mich entschloss, endlich eine Arbeit anzunehmen. Ich bin jetzt über 5 Monate in Österreich und erst jetzt habe ich es gewagt, diesen ersten Schritt zurück in die Normalität zu tun." Wieviel Schritte müssen noch nötig sein, damit meine Ängste die ich zweifellos habe, für mich und alle Menschen mit denen ich tagtäglich umgehe, erkennbarer und verständlicher werden," frage ich mich. " Geschweige, wie lange würde ich wohl noch brauchen um sie auszusprechen," stelle ich unausgesprochen dem Fluss diese Fragen. Schon bei meinem letzten Besuch mit Timba hatte ich die leise, jedoch unüberhörbare Stimme des Flusses in mir gehört und jetzt antwortete er mir wieder in Form einer Frage." Wovor hats du Angst, Alexander, wovor und wozu "." Wieso verstehe ich dich," frage ich den Fluss zurück, um endlich verstehen zu können, was mich seit meinem letzten Besuch am Fluss beschäftigte." Bitte antworte mir nicht mit einer Frage, sondern versuch erst die meine zu beantworten," höre ich wieder die Stimme des Flusses in mir.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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