Manfred Gries

Multimedia - Teil 2 (Ein Mann geht seinen Weg)

“Es ist alles ein Haschen nach Wind“ - Altes Testament, Prediger

“So, nun haben wir alles zusammen“, erklärte der Vater den staunenden Kinder stolz. “Nun wollen wir das einmal einschalten.“ Er liebte das Wort “nun“, weil es immer mit Aktionen verbunden war, die “jetzt“ stattfanden. Er, das ist der EDV Betreuer schlechthin. Er weiß alles, sieht alles und wenn mal was schief geht, liegt es am Betriebssystem. In der kleinen Ecke im Wohnzimmer hatte unterhalb des Fernsehers auf einer Zwischenablage der PC Platz genommen, Ein Ziegelstein je rechts und links reichte aus, um dem sanft schwarzen Gerät den richtigen Platz zu verschaffen. Ähnlich klein erschien der Videorecorder, gefolgt vom DVD Player, der sich zwischen die Dolby Surround Boxen quetschte. “Nun“ war alles an seinem Platz und die Augen der Kinder verfolgten das Geschehen, das sich ereignen würde.

“Nun schalten wir einmal den PC ein und schauen, wie das Bild auf dem Fernseher erscheint“, erklärte der Vater in seiner lehrerhaften Weise. Und es erschien, das Bild. Etwas wenig Farbe, aber das lag sicher an den Einstellungen. Also, Pal hin und her, Secam, NTSC - die Kette der Einstellungen wollte nicht enden. Da war guter Rat teuer. Natürlich wusste der Vater sofort, dass PAL-H die Farbe ins Bild bringen würde. Die Schärfe blieb allerdings aus. Halb blind tastete er sich mit der Mouse auf die Bedienfelder. Die Fernsehsoftware startete und begann mit der Kanalsuche. Jetzt war es an der Zeit, den TV Ausgang der Grafikkarte zu verlassen und dem TV Ausgang der TV-Karte zu seinem Recht zu verhelfen. Die Kinder staunten. Da war alles wie gewohnt. Vater schaltete noch einmal auf das Betriebsystem um und suchte einen neuen Sender - inzwischen hatte er eine Brille aufgesetzt. Aber auch die konnte die verwaschene Schrift nicht deutlicher erscheinen lassen. Immerhin - mit etwas Übung ließ sich das schon richten. Und jetzt die aktuelle Sendung auf DVD aufnehmen, so war es geplant.

Zwischen Kontrastschwächen und undefinierten Knöpfen erwischte der Vater einen lichten Moment: Den richtigen Knopf für die Aufnahme. Siehe da, wieder auf die TV-Karte umgeschaltet, erschien die aufgenommene Sequenz in brillianter Qualität. Selbiges Ergebnis förderte der DVD Player zutage, gemeinsam mit dem Videorecorder. Was man aufnahm und über die TV-Karte abspielte, war einfach genial. Selbst der Camcorder mischte fröhlich mit. Für ihn war ein Firewire-Anschluß vorgesehen. Die Kinder staunten immer noch. Alles schien dieses Gerät aufzunehmen und kopierfertig dem DVD Brenner zur Verfügung zu stellen. Einzig die Steuerung blieb etwas schemenhaft. Aber für eine richtige Grafikkarte war halt kein Platz im Multimedia-PC. Da musste man schon mit der festinstallierten vorlieb nehmen - Vater konnte immer alles so gut erklären.

Draußen begann es zu regnen. Und wenn es regnet, hat Vater immer die besten Ideen. So auch diesmal. Er schloss den Projektor an den Grafikkartenausgang an und siehe da - an der Wand war alles zwar immer noch unscharf, aber besser zu lesen. In Gedanken zählte er nun Betriebsstunden. So eine Projektorlampe hält 2000 Stunden. Dann muss sie ersetzt werden. Alles eine Frage des Geldes. Nein, da musste eine andere Lösung her. Aber welche? Bis zum Ableben der Projektorlampe ist noch etwas Zeit und eigentlich bietet das Gerät ja alle Funktionen. Einzig die Steuerung ist etwas schwierig und wenn man im Internet surft, muss dies halt auch der Grafikkartenausgang darstellen. Für heute schauten sie noch einmal gemeinsam “Zurück in die Zukunft“ - der Vater, die Kinder und der Hund. Morgen wird der Vater sich etwas überlegen. Der Regen war kaum noch zu hören, als Michael J. Fox seinen Doc begrüßte und die Kinder jenes Lächeln aufsetzten, das er kannte. Sie wussten schon lange, dass alles nur ein “Haschen nach Wind“ ist. Dabei hatten sie nicht einmal in der Bibel gelesen. “Nun“...

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Manfred Gries).
Der Beitrag wurde von Manfred Gries auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Manfred Gries als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Ein tiefes Blau - Berlin von Heiger Ostertag



Während eines Berlinaufenthalts lockt eine schöne Unbekannte den Schriftsteller Alexander Veldo in die Räume einer Vernissage. Dort wird er mit einem Bild konfrontiert, das ihn völlig in den Bann schlägt. Am nächsten Morgen ist das Gemälde verschwunden. Die Suche nach dem Bild führt Veldo tief in die faszinierende und vielfältige Welt der Kunst. Im Kunstmilieu selbst begegnen ihm Anne, Julia und Antonie, drei sehr eigenwillige Frauen, mit denen bald ein verwirrendes Beziehungsspiel beginnt. Im Hintergrund des Geschehens agiert der Händler Panduli, der Veldo für seine zwielichtigen Kunstgeschäfte zu nutzen sucht. Veldo macht sich in seinem Auftrag mit Julia auf die Suche nach dem verlorenen Bild. Auf der Reise intensiviert sich das kunstvolle Spiel ihrer Verbindung. Doch bald zerstören Pandulis dunkle Geschäfte die Idylle. Julia verlässt ihn und Veldo lebt kurz mit Anne und dann mit Antonie zusammen. Eine unbestimmte Drohung lastet über den Beziehungen, vor der Veldo nach Ägypten flieht. Vergeblich, denn während einer Schiffsfahrt auf dem Nil treten ihm erneut Anne, Antonie und Julia entgegen und Veldo verliert sich mit ihnen in einer surrealen, Angst erfüllten Traumwelt, aus der er nur mit Mühen entkommt. Schließlich kehrt er mit Anne nach Deutschland zurück, aber ihre Beziehung scheitert erneut. Monate vergehen, die er mit der Verarbeitung und der Niederschrift seiner seltsamen Erlebnisse verbringt. Und eines Tages macht Veldo eine eigenartige Entdeckung.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Manfred Gries

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Für immer jung von Manfred Gries (Hoffnung)
MANCHMAL GIBT ES NOCH KLEINE WUNDER von Christine Wolny (Sonstige)
Wie Du mir,... von Klaus-D. Heid (Leidenschaft)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen