Sven Vogler

Das Ende des Tages

M. kommt wie jeden Morgen zur Arbeit. Seine Aufgabe ist einfach. Er steht an einer großen Maschine, und wann immer eine kleine, rote Lampe aufleuchtet, muss er einen Hebel ziehen.
Als M. jedoch an diesem Morgen an seinen Arbeitsplatz kommt, bemerkt er, dass da zwei Hebel sind. Da er fürchtet, nun den falschen Hebel zu ziehen, versucht er herauszubekommen, welcher der beiden Hebel der richtige sei.
M. fragt seine Kollegen, doch niemand weiß, wie die Maschine funktioniert, an der er arbeitet.
M. durchsucht seinen Arbeitsplatz nach einer Gebrauchsanweisung, doch er wird nicht fündig. Er überlegt, dass die Anleitung vielleicht an einen falschen Arbeitsplatz gelegt wurde, und beginnt, auch die übrigen Arbeitsplätze in der Halle zu durchsuchen. Auch dies führt nicht zum gewünschten Erfolg.
M. kommt der Gedanke, dass die Gebrauchsanleitung vielleicht im Archiv aufbewahrt wird. Er macht sich auf den Weg in den Keller, und beginnt in den endlosen Regalreihen zu suchen, die mit Papieren und Akten überfüllt sind. Doch auch hier findet M. nicht das Gewünschte.
Plötzlich geht das Licht aus, und M. ist allein in dem fensterlosen Archiv. Mühevoll tastet er sich zum Eingang zurück, die Treppe hinauf und in die ebenfalls dunkle Werkhalle.
Hier trifft er einen alten Nachtwächter. M. fragt ihn, ob denn bereits Feierabend sei. Der Nachtwächter versteht nicht, und erklärt, dass die Firma bereits vor vier Jahren geschlossen worden sei.
Ob dieser überraschenden Nachricht beschließt M. nach Hause und in den verdienten Ruhestand zu gehen. In der Tür dreht er sich noch einmal um und fragt den Nachtwächter, ob er vielleicht die Gebrauchsanweisung für seine Maschine gesehen hätte. Er hätte schon lange danach gesucht, um herauszufinden, welchen Hebel er zu ziehen hätte.
„Wozu benötigen sie eine Gebrauchsanweisung“, antwortet der Nachtwächter. „beide Hebel bewirken doch das gleiche.“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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