Katja Ruhland

Rheinbach - Offenburg

Mein Weg, von Rheinbach nach Offenburg.
Es schien alles reibungslos zu verlaufen, als ich in Rheinbach in die Regionalbahn nach Bonn einstieg. Nahezu unerwartet erreichte ich sogar rechtzeitig mein Ziel, oder eher meine erste Etappe.
So weit, so gut, am Bonner Hauptbahnhof erreichte mich dann die erste Schreckensnachricht: mein Anschlusszug, ein IC nach Koblenz, sollte 10 Minuten später eintreffen. Wahrscheinlich war wieder urplötzlich eine Baustelle wie aus dem Nichts aufgetaucht. Dieses Problem hatte die Bahn schon einige Zeit zuvor zwischen Bonn und Köln. Baustellen sind doch wirklich etwas Bösartiges!
Nun gut, somit verpasste ich in Koblenz natürlich meinen Anschluss nach Mannheim. Jedoch bot mir die Bahn, in all ihrer Güte und Kompetenz, eine Ausweichmöglichkeit: ein RE sollte mich nach Wiesbaden bringen, dieser RE entschloss sich jedoch dann, spontan und während der Fahrt, eine RB zu werden, mit allen Vorzügen natürlich! Der selbst etwas verwirrte Schaffner erklärte mir, wir würden wohl kaum zum erhoffen Zeitpunkt in Wiesbaden ankommen, da wir ja nun als RB – Regionalbahn!! – in jedem noch so kleinen Kaff halt machen würden.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich meine Anwesenheit in den wundervollen Gefilden der Bahn schon um eine Stunde verlängert.

Mir drängte sich nun langsam die Frage auf, warum ich eigentlich Sitzplätze reserviert hatte, schließlich hätte mir doch klar sein sollen, dass es nahezu unmöglich ist eine solch weite Strecke ohne Verspätungen überwinden zu können. Die zweite Frage, die wohl auch einigen Lesern in den Sinn gekommen sein mag, stellte ich mir auch: Warum Bahn, anstatt Auto?
Nun ja, Bahnfahren schont ja bekanntlich die Umwelt und angeblich auch die Nerven. Meine Meinung dazu ist folgende: Ich liebe die Natur, keine Frage! Jedoch liebe ich auch meinen (relativ) gesunden Geisteszustand. Das Bahnfahren schadet diesem, zumindest meinen persönlichen Erfahrungen nach.
3,5 Stunden mit dem Auto, 4,5 (gesagt, real 5,5) mit dem Zug. Ich möchte natürlich niemandem reinreden, das Zugfahren hat sicherlich noch viele (unentdeckte) gute Eigenschaften. (Wer welche entdeckt hat möge es mir bitte mitteilen.)
Nun, in einem Kaff angekommen, ertönte ein weiteres Mal die Stimme des Schaffners. Der Zug könnte nicht weiter, wir müssten auf einen Bus ausweichen. Gesagt, getan. Dachten meine Mitreisenden und ich zumindest. Wir, ca. 50 Mann an der Zahl, erhielten nach etwa 30 Minuten des Wartens einen gängigen Linienbus.
Gestapelt und gedrückt fuhren wir in diesem Gefährt in ein Städtchen namens Rüdesheim. Niemand hielt es für angebracht uns zu sagen, wohin die Reise ging, schließlich konnten wir froh sein, dass man sich überhaupt unserer annahm.
In Rüdesheim angekommen stellten wir sogleich freudig fest, dass „schon“ in 30 min eine RB (!!!) nach Wiesbaden fahren würde. Ca. 45 min erwarteten uns, bis wir schließlich – ganz ohne Zwischenfälle – Wiesbaden erreichten. (Hier sei angemerkt, dass ich nie nach Wiesbaden wollte!)
Nur knappe 50 min Wartezeit standen uns nun bevor. Und da war er! Der Traum eines jeden: der ICE! Wer hätte das gedacht? Ein wahrhaftiger ICE, der uns nach Mannheim bringen sollte, ganz ohne Zwischenfälle, ohne Wandlung von z.B. ICE zu RB oder so. Nur eine kleine Sache sei erwähnt. Die Bahn dachte sich „erlauben wir uns doch einen kleinen Scherz und lassen den Zug einfach so, ganz spontan und ohne Ansage, von einem anderen Gleis abfahren! Mal gucken, wie viele ihn finden!“ Aber wir haben ihn gefunden!
Doch gut, bevor die Reise weitergeht, lassen Sie sich so manches von der überaus belebten Stadt Wiesbaden erzählen. 21 Uhr, am Info-Schalter keine Seele mehr, die Kaffeebude geschlossen. Ja, so ist die Großstadt Wiesbaden. (ich sollte nun schon seit 30 min in Offenburg sein)
Eine Stunde verging, dann erreichten wir Mannheim. Schon nach weiteren 30 min stiegen wir in den letzten Zug, der mich nach Offenburg brachte. Dieser wartete jedoch an verschiedenen Stationen auf verspätete Züge und wir erreichten eine Verspätung von etwa weiteren 20 min. Und endlich, um 23:45 Uhr war ich in Offenburg.
Nach nun fast acht Stunden, die ich in der zuverlässigen Gesellschaft der Bahn verbringen durfte.
Tja, das war mein Weg von Rheinbach nach Offenburg. Gibt es etwas schöneres als so einen Freitagabend zu verbringen?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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