Julia Knirsch

Der geheimnisvolle Junge aus Afrika - Teil V

Nadine hatte eine unruhige Nacht verbracht und war um halb sieben schon wieder wach gewesen. Sie machte sich ein Frühstück und aß dieses langsam und bedächtig. Die ganze Zeit hatte sie Robbie im Kopf. Wie lange würde sie ihn noch hier haben? Nadine seufzte. Erst wollte sie nach ihm sehen, aber dann war sie überzeugt, dass er noch schlafen würde. Nadine setzte sich vor den Fernseher und guckte ein wenig.

Auf einmal klingelte es an der Wohnungstür und Nadine fuhr zusammen. Wer konnte das sein? Es war doch erst sieben Uhr! Und wenn es Robbie war? Wenn irgendetwas passiert war? Nadine rannte zur Tür. Sie öffnete vorsichtig. Vor der Tür stand ein Polizist. "Bei Nadine Meier, bin ich hier, nicht wahr?", fragte der Uniformierte. Nadine nickte, sie brachte keinen Ton aus ihrer Kehle. "Sind Sie vielleicht informiert über einen Robbie Bringman?", forschte der Polizist. Nadines Herz schien für Sekunden stehen zu bleiben. Ihre Hände wurde feucht und ihre Finger verkrampften sich in der eisernen Türklinke. Aber dann fasste sie sich und meinte mit fester Stimme: "Ich habe noch nie diesen Namen gehört!" "Ich auch nicht!", Nadines Mutter kam im Morgenmantel zur Tür. Der Polizist lächelte übertrieben freundlich: "Dann will ich Sie auch nicht weiter belästigen!" Der Polizist wollte schon gehen, aber Nadine nahm ihren Mut zusammen und fragte: "Darf mit suchen?" Sie betete, dass der Uniformierte diese Frage mit "Ja" beantworten würde. Und wirklich, der Polizist sagt: "Na schön, komm mit!"

Nadine und der Polizist stiegen ein Stockwerk höher. Sie befragten noch die Leute, die dort wohnten, dann wollte der Polizist noch eine Treppe höher zum Dachboden. "Nein!", stieß Nadine hervor. Der Polizist sah sie verwirrt an: "Warum denn nicht?" Nadine stotterte herum, dann meinte sie: "Da wohnt doch gar keiner mehr!" "Trotzdem!", der Polizist wurde streng. Er ging mit schweren Schritten die schmale Treppen hinauf und Nadine wusste, dass sie Robbie verloren hatte.

Der Polizist trat ein und er entdeckte Robbie natürlich sofort. Nadine konnte ihre Tränen nicht zurück halten und weinte. Doch dann lief sie zu Robbie. Schützend stellte sie sich vor ihn und sagte: "Sie dürfen ihn nicht mitnehmen! Er gehört hier her!" Robbie nahm das Ganze sehr gelassen. Er sah zu Boden und meinte: "Das Schicksal hat es entschlossen, meine Aufgabe wartet in Afrika!" Nadine brach in Tränen aus. Sie sackte zusammen und weinte auf dem Boden. Der Polizist, der die Szene bis jetzt fasziniert beobachtet hatte, trat nun in Aktion. "Es tut mir Leid für Sie, aber wir können so eine Ausreise nicht gestatten. Mr. Bringman muss nach Afrika." Er nahm Robbie am Arm und zerrte ihn grob, die steile Treppe hinunter. Derweil sprach er einige Sätze in sein Funkgerät.

Nadine rannte hinterher. Sie stolperte, fiel hin, stand wieder auf. Außer Atem kam sie wieder bei Robbie und dem Polizisten an. Nadine lief zu Robbie und schloss ihn in die Arme. Ihre Tränen berührten seine Wangen. "Nein, Robbie, nein!", flüsterte sie Robbie zu. Doch dann sagte Robbie, was Nadine nicht erwartet hätte: "Wir werden uns wiedersehen, Nadine. Ich weiß es. Denn ich habe es geträumt!"
Dann wurde Robbie in den Polizistenwagen gezogen und der Streifenwagen fuhr weg. Nadine stand regungslos. "Wie schnell sich das größte Glück in das größte Pech verwandeln!", dachte Nadine. Aber in ihr war es leer. Sie fühlte nichts. Der Schmerz würde noch kommen, das wusste sie. Und eines wusste sie noch. Dass sie so schnell es ging nach Afrika fahren würde und Robbie finden würde.

Später lag Nadine auf ihrem Bett. Es gab so vieles, das sie nicht wusste. Was hatte er gestern Nachmittag getan? Was war in dem Brief gestanden? Wieso war die Polizei auf dieses Haus gekommen? Robbie würde wohl immer "der geheimnisvolle Junge aus Afrika" bleiben!

~**~Ende~**~

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Langsam gehe ich auf das sechzigste Lebensjahr zu. Da hinter mir nahezu jede emotionale Erinnerung »verschwindet«, besitze ich keinerlei sichtbare Erinnerung! Vieles von dem, was ich Ihnen aus meinem Leben berichte, beruht auf alten Notizen, Erinnerungen meiner Frau und meiner Mutter oder vielleicht auch auf sogenannten »falschen Erinnerungen«. Ich selbst erinnere mich nicht an meine Kindheit, Jugend, nicht an meine Heirat und auch nicht an andere hochemotionale Ereignisse, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.

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