Peter Alexander Lutze

Die Stimme des Flusses 1

Ich dachte über die Frage des Flusses nach. Er hatte mich erwischt. Wie sollte ich ihm etwas beantworten können, was ich nicht einmal mir selbst zu beantworten in der Lage war. Angst mochte ich keine haben. Dieses Thema berührte Stellen in mir, die bei der leisesten Berührung zu zucken anfingen. Sie schmerzten, diese Stellen und ich hatte doch alles getan, sie unempfindlich zu machen. Nach der Frage des Flusses fingen sie wieder an weh zu tun und jetzt erwartete der Fluss sogar dass ich ihm auf seine Frage antwortete. Wie um Himmels Willen sollte es mir möglich sein, diese Frage zu beantworten. “Sieh tief in dein Herz, Alexander,
ganz tief.Ich weiss, dass du nicht gerne sehen willst und auch nicht spüren, was die Angst mit dir gemacht hat.“
“Ich weiss nicht, wovon du redest“, versuchte ich abzuschwächen. Ich hatte Angst vor seiner Weissheit. Vor all dem Wissen, das mir fehlte und ich doch zumindest was mich betraf, gerne gehabt hätte. “Warum wehrts du dich so, meine Frage zu beantworten. Willst du denn keine Antworten finden“.Schon wieder der Fluss. Warum liess er mich nicht in Ruhe. Was hatte ich getan, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.“Du bist zu mir gekommen, weil du dich einsam fühlst. Du hast dich in dich selbst verkrochen, ganz tief und wunderst dich, wenn die Menschen die dich lieben nicht wissen, was in dir vorgeht.Du hast den Schlüssel. Du kannst jedem die Tür selbst öffnen, den du gerne in deinem Herzen wohnen lässt. Also fang an, dich zu bewegen. Du verharrst in deiner Angst und deine Gefühle rosten ein. Sie werden sozusagen steiff weil sie zu wenig Bewegung haben. In dir. Du hast dich eingesperrt und alle anderen Menschen draussengelassen. Wunderst du dich da, wenn du dich einsam fühlst.Denke darüber nach, was ich dir sagte und komme wieder, wenn du glaubst Antworten gefunden zu haben “.
Ich hatte einen kloss im Hals. Der Fluss hatte mit seinen Worten Wunden geöffnet, von denen ich glaubte, sie seinen längst geschlossen. Warum fühlte ich im Augenblick nur so kraftlos. Alt wäre noch besser. Ja, ich fühlte mich alt und kraftlos. Bar aller seelischen Resserven, genauso, wie es der Fluss gesagt hatte. Als würde mich langsam etwas aussaugen und konnte nichts dagegen tun.
“ Glaubst du wirklich, du kannst nichts gegen deine Mutlosigkeit tun. Hälst du dich für so wehrlos, fühlst du dich so ausgeliefert. Wenn ja, Komm zu mir. Spring einfach herein in mich und alles hat ein Ende. Es stimmt doch, das du schon daran gedacht hast, dein Leben zu beenden.“ Schon wieder der Fluss, was wollte er nur von mir.“ “ Das du anfängst nachzudenken und nicht versuchst, die Schuld für deine momentane Verfassung anderen, ja sogar fremden Menschen zuzuschieben“,sagte der Fluss. Du machst dich unmündig und Menschen, die dir helfen wollen hilflos. Deine Frau zum Beispiel, glaubst du, sie hat deine Angst verursacht. Ist sie schuld an deinem Dilemma. Gibt es hier überhaupt eine Schuldfrage und wenn ja, bei wem glaubst du liegt sie, die Schuld“.Irgendwie kam mir vor, als hätte sich die Stimme des Flusses nach den letzten Fragen verändert. Sie schien provokativer geworden zu sein. Ich merkte, dass sie so auf mich wirkte, denn meine Gefühle befanden sich in Aufruhr. Ich hatte starkes Herzklopfen, etwas was ich in letzter Zeit öfter hatte, wenn mich etwas stark berührte.
“ So so, die Menschen berühren dich also noch. Du bist also noch nicht innerlich tot, wie du es schon angenommen hattest. Was ist eigentlich mit deiner Beziehung, entschuldige, ich meinte mit deiner Frau. Hast du schon einmal mit ihr über die Dinge geredet, die dich belasten. Sie wäre doch eigentlich der beste Ansprechpartner für dich, oder. Schliesslich liebst du sie doch, Alexander“.
Ja, ich liebe meine Frau. Schon wieder hatte der Fluss bei mir auf einen Knopf gedrückt, den ich
gerne überfühlt hätte. Meine Frau. Monika, ich liebe sie, habe aber Schwierigkeiten, es ihr so zu zeigen, dass sie es auch fühlen kann. Sagt sie auf jeden Fall. Ich weiss, dass ich immer schon
Probleme hatte, meine Gefühle so zu zeigen, dass andere Menschen sie auch richtig einordnen konnten. Oft wurde mir in meiner Vergangenheit gesagt, dass man nicht nach dem Ausdruck in meinem Gesicht schliessen könne was in mir vorginge. Ich glaube auch nicht, dass dies meiner Frau die Probleme beim einordnen meiner Gefühle bereitete, sondern ihr eher der Empfang eben dieser Schwierigkeiten bereitete.
“ Was kann ich tun, Fluss, möchtest du mir einen Rag geben wie ich mich, mein Verhalten, mein ganzes Leben ändern kann, ohne ins Chaos zu stürzen “, fragte ich den Fluss voller Verzweiflung.“Ist es denn wirklich so schlimm, oder sind einige deiner Probleme vielleicht auch ein Produkt deiner übersteigerten Phantasie. Du kennst doch sicherlich diesen Sinnspruch, wo es darum geht, dass nicht die Dinge selbst ängstigen, sondern die Vorstellungen, die du von ihnen hast, Alexander. Du weisst selbst am besten, wer du bist und wie du bist. Finde einen Weg zu dir selbst und erkenne, wer du bist und der Anfang ist gemacht. Ein Ende so wie du es glaubst, wird es ohnhin nie geben, denn das Leben genauso wie die Liebe ist in einem einzigen fluss Allerdings kannst du die Richtungen schon beeinflussen, wohin sich dein Leben bewegt und auch in der Liebe bist du alles andere als machtlos“.

“Ich denke nun dass wir genug geredet haben, Alexander..sprach der Fluss weiter“.“ Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Denk über unser Gespräch und meine Fragen nach. Wenn du es ernsthaft versuchst, wird sich das Erkennen zwangsläufig einstellen und du kannst dir selbst deine Antworten liefern. Dennoch möchte ich dir sagen, dass das Erkennen für sich allein nicht genügt. Du solltest bereit sein, deine neuen Erkenntnisse auch so umzusetzen, dass sie dich in deinen Beziehungen zu Menschen auch vorwärtsbringen und du nicht weiter im Stillstand verharrst, trotz deiner Erkenntnisse. Du allein hast es in der Hand, dass sich dein Leben zum positiven verändert. Kein anderer Mensch kann dir die Verantwortung für dein Leben und deine weitere Entwicklung abnehmen und je schneller du dies erkennst, desto schneller wird sich auch der Erfolg einstellen und dein Leben wird sich endlich so verändern, wie du es dir schon lange wünschst. Nur der Wunsch allein bringt dir nicht den ersehnten Erfolg. Tätig musst du werden, jetzt und nicht irgendwann. Ich weiss dass die Erkenntnisse, die dir dein Nachdenken einbringen werden, dich nicht immer zufriedenstellen werden. Jedenfalls wird sich etwas verändern, es liegt allein an dir ob diese Veränderungen so sein werden, dass dein Leben eine positive Wendung nimmt. Jetzt habe ich genug geredet und bin recht müde geworden. Es würde mich freuen, wenn du mich in einigen Tagen besuchen kämst, um mir zu erzählen, welche Neuerungen es in deinem Leben gibt. Ich weiss, dass du dein Leben ändern kannst. Dazu wirst du viel Kraft brauchen aber du wirst auch neue Kraft gewinnen. Davon bin ich überzeugt. Jedoch bin ich es nicht, dem es an Überzeugungen mangelt. Ich wünsche dir alles Gute bei deinem neuen Weg, die wie alle Neuen Wege auch einige Überraschungen bergen“.

Die Stimme des Flusses verstummte und ich begann mich auf den Heimweg zu machen.Seine Fragen hatten mich sehr nachdenklich gemacht und ich überlegte, was sich in den letzten sechs Monaten in meinem Leben verändert hatte und warum ich trotz dieser positiven Veränderungen auf soviele Schwierigkeiten in mir selbst gestossen war. Bis vor diesen sechs Monaten lebte ich in Deutschland, im Hause meiner Mutter. Durch Zufall war ich zum Schreiben im Internet gekommen und durch diese Tätigkeit als Autor von Gedichten und Kurzgeschichten lernte ich meine jetzige Frau kennen und lieben. Vor kurzem habe ich eine Arbeit in einer Fabrik für Schlafsysteme angenommen. Nicht sehr anspruchsvoll aber meine Zeit der Untätigkeit, die mir viele depressive Tage eingebracht hatte, hatte ein Ende gefunden. Meine Sucht, die für meine Frau und mich eine immerwährende Belastung darstellt, bekomme ich langsam in den Griff. Ich bin in einem Subbstitutionsprogramm, etwas was ich in Deutschland nie erreicht habe. Jeden Abend gehe ich seit ich in Arbeit bin mein Subbstitutionsmittel abholen, um es morgens vorm arbeitengehen einzunehmen. Hier hatte es einige Probleme gegeben, da ich wenn ich psychischen Belastungen ausgesetzt bin, meine Dosierung öfter als einmal nicht so eingenommen habe, wie ich es sollte. Auch dieses Problem bekomme ich in den Griff. Nicht irgendwann, wie es früher meine Denkungsart war, sondern jetzt. Ich kann mein Leben nur verbessern, wenn ich meine aktuellen Probleme nicht auf die lange Bank schiebe, sondern sie gleich löse. Es nicht nur versuchen, sondern eine andere Möglichkeit als den Erfolg gar nicht erst in Betracht ziehen. Das und vieles mehr hatte der Fluss mit seinen Fragen und Antworten wohl gemeint und jetzt war es an mir, am Ball zu bleiben. Erfolg oder Nichterfolg meines Seins, meines Lebens und meiner Liebe hängt einzig und allein von mir ab, dessen bin ich mir klar und mein Vorrat an Ausreden ist erschöpft, genauso wie ich,nach meinem langwärendem Kampf gegen mich selbst.Die Frage, die ich nun zu klären hatte war, wer oder was war mein wahres Ich. Solch eine Aufgabe werde ich wohl nur einmal in meinem Leben gestellt bekommen und es lag eindeutung in meinem Interesse, sie zu lösen.

Das Gebell von Molly, Monikas Hund und Timbas aufgeregte Reaktion darauf, brachten meine Überlegungen für einen Moment zum Stillstand. Ich lengte meine Aufmerksamkeit auf meine Frau, die mir mit freudigem Gesicht entgegenkam und ich war überglücklich darüber, sah ich doch wieviel Macht Monika über meine Gefühlswelt hatte. Macht, die ich ihr bereitwillig einräume,ist es doch für mich ein Zeichen, wie sehr ich sie liebe. Nur einem Mensch den ich liebe, gebe ich Macht über meine Gefühle. So denke ich eben darüber und solange er sie hat, liebe ich ihn auch..Für den Augenblick und noch viele folgende habe ich genügend,worüber ich mir Gedanken machen kann und werde. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch beim Fluss, denn ich werde ihm bestimmt viel Neues zu erzählen haben. Auch den nächsten Tagen und Wochen fiebere ich entgegen, ahne ich doch schon die Veränderungen, die sich in dieser Zeit ergeben werden.

ich bitte die leser, rechtschreibefehler zu entschuldigen.

diese geschichte berührt vorgänge in meiner gefühlswelt, die ich versuche, mir durch schreiben einfach von der seele zu schreiben. es ist einfach gute medizin für mich.

an alle leser ein dankeschön, alexander
Peter Alexander Lutze, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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