Gerda Schmidt

Warum reissen Schuhbänder

Immer häufiger werden Stimmen laut, die sich nicht um ihrer Probleme angenommen fühlen oder deren Persönlichkeit unter der nicht ernst genommenen Dringlichkeit leidet. Dabei stellt sich dem kritisch denkenden Mensch die Frage: wenn diese Probleme des alltäglichen Lebens so gravierende Spuren hinterlassen, warum löst der Bedrängte sein Problem nicht selbst? Für besonders Betroffene bietet das Internet eine Seite an, die sich gerne um dieser Probleme annimmt und ist unter folgender Adresse zu finden www.fragenohneantwort.de . Für die ganz Ungeduldigen hat sich die sg-consalting direkt mit diesen Widrigkeiten auseinandergesetzt.
Als erstes wollen wir die Problemstellung konkretisieren, um die gezielten Lösungsmöglichkeiten etwas einzuschränken: Warum reissen Schuhbänder (beim Binden)?
Zu Beginn wollen wir uns mit dem subjektiv am meisten beeinflussten Faktor beschäftigen, dem Schuhbinder selbst. Die Bedeutung des Ausführenden dieser rein manuellen Tätigkeit sollte nicht unterschätzt und um so genauer analysiert werden.
So macht es einen beachtlichen Unterschied, ob der Binder Links- oder Rechtshänder ist. Das wirkt sich in erster Linie beim Kreuzen der Schnürsenkel aus. Nimmt ein Rechtshänder den rechten Bänsel des linken Schuhs in die Hand, um einen Kreuzschlag durchzuführen, wird er Gefahr laufen, sich das Kinn am rechten Knie anzuschlagen, da er über das rechte Bein hinüber greifen muss. Der selbst verabreichte Kinnhaken lässt den Betroffenen hochschnellen, was zu einem weiteren und zugleich heftigeren Schlag ins Kreuz führt. Damit haben wir nebenbei auch noch die Herkunft des Namens der Knotenart erörtert.. Gleiches gilt natürlich für den Linkshänder bei der Bearbeitung des rechten Schuhs.
Eine ebenso wichtige Bedeutung ist dem Umstand zuzuweisen, ob der Knotenanwender beruflich aktiv ist und wenn dem so ist, ob es sich um einen passiven Denker oder um einen körperlich aktiven Schwerarbeiter handelt. Setzen wir voraus, es handelt sich um einen Berufstätigen, so wird die kopflastige Person bereits am frühen Morgen Probleme haben ans Schuhbinden zu denken und mit zerstreuten Schuhbändern durch den Tag marschieren, was wieder den Ausdruck erklärt: Zerstreuter Professor.
Der muskelbepackte Schwerarbeiter bringt für diese recht simple Tätigkeit jedoch weitaus schlechtere Voraussetzungen mit, da er gemäss dem Muskeltonus eher ungelenke und kantige Bewegungen ausführt, die die berühmten Kinken in den Losen verursachen. Ein heftiger Zug gegen den Widerstand und schon ist das lange Band nur noch ein kurzes Bändchen.
Bei Hausfrauen und Müttern liegt der Fall weitaus anders, da sie bedingt durch die Quantität der Anwendung auch einen höheren Verschleiss vorweisen können. So binden sie zwar im Gegensatz zu den eigenen Schuhen die Bänder von Kindern, Ehemännern und Hausfreunden auf dem Kopf stehend und im umgekehrter Ausrichtung, was gerne zur Verwirrung führt. Zum besseren Einprägen heisst dieser Knoten deshalb auch Kopfschlag.
Der nächste relevante Punkt, den wir besprechen wollen, wäre die Knotenart. Ein Knoten ist nicht einfach ein Knoten, sondern folgt bestimmten Gesetzmässigkeiten, in erster Linie dem Gesetz nach Murphy :Wenn es eine Möglichkeit gibt unentwirrbar zu verknoten, dann tue es die Schubänder.
Deshalb sollte man sich vorher sehr gut überlegen, welche Bedingungen ein Knoten erfüllen soll. Dient er nur dazu, den Schnürsenkelträger sicheren Fusses von A nach B zu transportieren oder soll das Auge mitdefilieren? Somit würde der Gorden´sche Knoten nur Aufsehen erregen und den Schnürer bei eventuellen Rückfragen über den Schulungsort und die Dauer des dafür nötigen Lehrgangs in Verlegenheit bringen, da dies meist nur ein Zufallsprodukt der hektischen Eile war und kein zweites Mal gelingen würde.
Der Kronenknoten bietet in diesem Fall mindestens genauso eine starke Attraktion, da er recht selten vorkommt. Denn ist es nicht die Tugend der Könige, die eine Krone tragen, pünktlch zu sein? So erfordert auch dieser Knoten ein erhebliches Mass an Zeit, um ihn korrekt zu erstellen. Erschwerend kommt noch dazu, dass diese royalistische Befestigungsart mindestens vier Enden benötigt, so dass beide Schuhe permanent miteinander verbunden sein müssten und die Fortbewegung damit beeinträchtigt wäre. Das gäbe ein eher komisches, denn königliches Bild ab und welcher König trägt schon täglich seine Krone?
Auch der Krawattenknoten eignet sich besser um den Hals als am Schuh. Er Kommt bei breiterem Material besser zur Geltung, welches ein leichtes Gleiten durch die Ösen beeinträchtigen würde und wird letztendlich nicht zum Schliesen einer Lasche, als mehr zum Aufknüpfen am Baum verwendet, weil z. B. Der Kronenknoten nicht funktionerte.
Auch der Trossknoten pflegt seine angewandte Funktion mehr im maritimen Bereich zu suchen, da im Gegensatz zum gepfegten Halbschuh die Poller massiv und undurchlässig am Kai herausragen, aber die Ösen sich ausgestanzt, als auch versenkt am Schuhrand befinden. Am geeignetesten haben sich alle auf Slip gelegten Knoten bewährt, da sie meist für eine temporäre Verknotung erdacht wurden.
Der wohl bekannteste unter ihnen ist der Hausfrauenknoten, der allerdings achtsam gebunden und wieder geöffnet werden sollte, da sonst sofort wieder das Murphy Prinzip greifen würde. Für praktisch veranlagte und flinke Leute empfiehlt sich der Schotstek, Palstek oder Fischerknoten. Das setzt jedoch eine langjährige Erfahrung voraus, die ein normaler Bürohengst nicht vorzuweisen vermag. Gilt doch auch hier das treffende Motto: Der Bankkaufmann auf dem Steg ist dem Fischer nur im Weg. Und der Bankkaufmann, der die Zeit aufbringen kann, mit den Schnürsenkeln zu angeln, ist meist nicht mehr in dieser Branche tätig und beim Fischen genauso erfolglos, wie im Beruf.
Wenden wir uns dem Material der Schuhbänder zu , das in der Regel auf den Schuh und dessen Aktivität abgestimmt ist:
Die römische Sandale kann infolge dessen nur glatte Lederbänder verwenden, da die Schnürung sonst beim Laufen verrutschen würde und ein sicherer Verschluss nicht gewährleistet wäre. Ausserdem sollte das Schuhwerk auch optisch zum restlichen Outfit eines Lederpanzers der Pretorianern passen.
Auch der Skipperschuh betätigt sich einer Lederbandschnürung, da der einzige Schuh mit einer Reling nur seine Zulassung durch die Sicherheitsbehörde erhalten hat, nachdem die Reling auf Geländesicherheit mit Absturzsicherung geprüft und akzeptiert wurde So ist die Unfallquote durch einen Sturz über die Bettkante bei Seglern und Schiffern weitaus seltener, da diese es pflegen ihre Schuhe nach einer durchzechten Nacht am Fuss zu behalten und samt Schuh ins Bett wanken und falls es zum Sturz über Bord kommt, interessiert es Niemanden, ob der Gestürzte barfuss ausgerutscht ist, oder inklusive Skippers ertrunken ist.
Beim sportlichen Turnschuh, der neuerdings auch für jugendliche Couch-potatos mit zur Hipp-Hopp Grundausstattung gehört, ist es gar nicht so wichtig, ob die Bänder halten, da sie in der Regel sowieso offen getragen werden, was zum coolen Aussehen beitragen soll. Dazu ist es obendrein nicht nötig, die hochgelegten Füsse in sicherem Schuhwerk zu verstauen. Die weite Öffnung wurde unbenannter Weise eigens zur Lüftung der schweissbildenden Klimaverhältnisse des Innenschuhs angepasst und dem permanenten Tragen als Kompensation der täglichen Fussreinigung mitberücksichtigt.
Anders beim Wanderschuh, der nach Nutzung aller Ösen noch dreimal um den Knöchel gewickelt wird, bevor er endgültig zugeschnürt wird. Im Niederösterreichischen nennt man das dann auch "Anbandeln" und hat ausser der zwischenmenschlichen Seite auch noch den Effekt, dass der Schuh fest am Fuss sitzt. Somit rutscht die Ferse nicht unnötig in ihrer Umhüllung und scheuert die Socken durch.
Ob die Art des Materials und dessen Aufbau eine entscheidende Rolle spielt, wollen wir mal grosszügig ausser acht lassen und können dies in einem anderen Themenkomplex weiterbehandeln, wozu gehört, ob wir lieber mit Baumwolle, Leder, Stahlseilen oder synthetischen Schuhbändern arbeiten und ob diese besser gezwirnt, gedrillt, geknüpft, geklöppelt oder geflochten sein soll.
Zum Schluss bleibt nur noch die Schnürung und deren Dichte zu erwähnen. Hängt doch diese Technik davon ab, ob die Dreierkreuzschnürung angewandt wird und ob die Schnürsenkelführung aussen oder innen unter der Lasche erfolgt. Bedient man sich der Standard Kombinationstechnik so findet man das die Anzahl der Schnürung der Formel folgt: wo m= n/2 wenn n eine gerade Anzahl und (n-1)/2, wenn n eine ungeade Anzahl aufweist. Die Anzahl der dichten Schnürung ist dann Die Länge einer n-Schnürung über den Fuss ist die Summe der Längen der einzelnen Segmente aus der sie besteht. Benutzt man die Symmentrie der in der Konfiguration angegebenen Möglichkeiten ergibt sich eine grosse Anzahl an zu beachtenden Regeln, auf die wir freundlicherweise nicht eingehen wollen.
Damit wäre das Problem der reissenden Schuhbänder in wohl kurzer, aber deutlicher Form gelöst. Wer sich mit dieser Antwort nicht begnügt sollte doch besser umsteigen und in Zukunft Slippers tragen.

http://www.eulenschreibkleckse.de/

Diese Problem kenne ich selbst zur genüge, musste aber trotzdem erst von einem Freund darufhingewiesen werden. Erst dann wurden mir meine eigenen Probleme bewusst. Mal sehn, was ich noch entdecke.

s. http://www.autoren-im-netz.de/
Gerda Schmidt, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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