Monika Lienhard

Bedeutungsvoll? - Bedeutungslos?

Ich stand mitten in einer Kinderschar. Wo war ich? Wo waren wir?

Während mein Blick umherschweifte, bemerkte ich Einzelheiten. Ich hielt mich in einem grossen, mächtigen, düsteren Gebäude auf. Die bunten Fenster waren hoch und bogenförmig. Kleine, goldene Engel zierten die Wände. Lange, braune Holzbänke reihten sich aneineinander. Der Boden zeigte sich in einem grauen, kühlen Steingewand.

Meine Augen kehrten zu den Jungen und Mädchen zurück. Welch ein Geraune und Getuschel unter ihnen. Zahlreiche Nationalitäten, unterschiedliche Hautfarben und verschiedene Altersstufen boten ein vielfältiges und lebendiges Bild. Wieder wandte ich mich meiner Umgebung zu. Inmitten des Raumes entdeckte ich eine prächtig geschnitzte Kanzel. Weiter vorne dominierte ein blumengeschmückter, marmorner Altar das Innere. Nun wusste ich wo wir waren, in einer Kirche.

Ein korpulenter, kahlköpfiger Mann schlurfte uns geräuschvoll entgegen. Seinen Körper umhüllte eine lange, schwarze Soutane. In den Händen hielt er eine rote, ledergebundene Bibel, ein Priester. Er hatte versucht mit uns ins Gespräch zu kommen, doch keiner hörte ihm zu.

Aus dem Nichts kroch eine grün-gelbe Schlange auf uns zu. Sie war schnell und wendig. Der Pfarrer und die jungen Menschen hatten ängstlich aufgeschrieen und stoben auseinander. Plötzlich war ich mit dem Tier alleine. Stumm und bewegungslos stand ich da. Ich hatte nicht gewagt mich zu rühren. Nachdem ich aus meiner Erstarrung aufgewacht war, lief ich davon. Ich hörte wie mich das zischende Biest verfolgte.

Zwischen den Bankreihen schlich ein Löwe hervor. Er versuchte dem Reptil nachzustellen, doch war es wie vom Erdboden verschwunden. Seltsamerweise übte der König des Dschungels eine wunderbare Ruhe auf mich aus. Keinen Moment hatte ich ihn gefürchtet. Nun erblickte ich dessen Meister. Leise hatte er sich dem Raubtier genähert. Dieses hatte sich auf den Boden gelegt und harrte der Dinge die da Kommen. Indes der Löwenbändiger die Grosskatze liebevoll streichelte, nahm er sie an die Leine. Noch immer verspürte ich keine Furcht, im Gegenteil. Von Augenblick zu Augenblick war ich innerlich gelassener und entspannter geworden.

Doch was war das für ein schrilles Geräusch? Widerwillig hatte ich mich umgedreht und gewahrte den laut bimmelnde Wecker. Als ich das lärmende Ding abgestellt hatte, spähte ich durch halbgeöffnete Lider auf das Zifferblatt. Es war fünf Uhr dreissig, Zeit zum Aufstehen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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