Melanie Landen

Es war einmal... oder das Ende

Es war einmal...

Es waren einmal zwei Freunde, die nichts und niemand trennen konnte...
So fangen die Märchen an...
Ich dachte immer, genau so eine Freundschaft haben wir...

Aber wenn ich heute darüber nachdenke, dann hatten wir sie nie.
Wenn Missverständnisse, Schuldzuweisungen von Dritten unsere Freundschaft belasteten, dann hast du nicht mit mir darüber gesprochen...
Du hast mich ausgesperrt,
ausgesperrt aus deinem Leben...
Aber wenn du mich brauchtest, dann kamst du, und alles war wie vorher...

So war es bisher immer!

Doch nun nicht mehr. Denn nachdem du mich – mal wieder – aus deinem Leben ausgeschlossen hast, habe ich die Türe verschlossen. Sie zugemauert. So zugemauert, dass niemand diese Tür mehr öffnen kann.

Verletzt – so fühle ich mich. Immer noch... Obwohl es Wochen her ist...
Aber was sind schon Wochen, wenn man fast sein halbes Leben lang Freunde war?
Nur ein Sandkorn im Wind...

Ich habe dir immer gesagt, wer die Tür zu meinem Herzen einmal hinter sich schließt, für den gibt es kein Zurück... denn die Türen lassen sich nicht mehr öffnen...
Hast du es mir je geglaubt? – Ich denke nicht. Aber diesmal wirst du mir glauben...

Zugesperrt, zugemauert... meine Seele dahinter gefangen... das Stück meines Herzens, das Deins gewesen ist – herausgerissen, weggeschmissen... ich brauch es nicht mehr...

Die Wunde schmerzt noch... aber irgendwann,... eines Tages wird sie verheilt sein...
Es werden Narben zurückbleiben... große, unschöne Narben... auf einem liebenden Herzen, in einer liebenden Seele... aber trotzdem finde ich meine Seele und mein Herz jetzt schöner als je zuvor...

Denn ich habe geteilt... meine Seele geteilt, mit jemanden, der mir sehr wichtig war, den ich Freund nannte...
Mein Herz geteilt, mit dir...

Und eines Tages, dann werde ich ohne Schmerzen leben können, ohne Schmerzen über unsere Zeit reden können... denn lange, lange Jahre warst du mein Freund...

Aber nicht heute... Die Wunde schmerzt zu sehr... so stark... immer war ich für dich so stark... denn du brauchtest einen Freund der stark ist...
Ich hoffe, deine neuen Freunde, die unsere Freundschaft ermordet haben... ich hoffe für dich, dass sie stark genug sind... stark genug, das zu tun, was ich all die Jahre übernommen habe...

Dir zur Seite zu stehen... dich zum Lachen zu bringen,... allein an deiner Stimme zu erkennen, wenn es dir nicht so gut geht – du klingst dann anders, weißt du? Einem Fremden würde es nicht auffallen... aber ich habe es immer bemerkt... weil wir die Seele geteilt hatten...

Ich hoffe, sie werden stark genug sein, dich zu unterstützen... dir aufzuhelfen, wenn du fällst... – du bist oft gefallen in den ganzen Jahren... ich habe dir oft auf die Füße geholfen... Seelisch... Moralisch... Psychisch wieder aufgebaut...

Ich hoffe, sie werden stark genug sein, dir die Wahrheit zu sagen... denn du brauchst sie... immer wieder... jede Wahrheit... Ich konnte es... schonungslos... und doch ohne dir wehzutun...

Ich hoffe, sie werden stark genug sein, sich in die Ecke stellen zu lassen, wenn du sie nicht brauchst, und wieder hervorgeholt zu werden, wenn du jemanden in deiner Nähe haben willst... Ich war es... es tat zwar weh... aber ich konnte es... für dich... meinen Freund... mein Herz, meine Seele...

Ich hoffe, sie werden stark genug sein, um Lügen von der Wahrheit unterscheiden zu können...
Stark genug, nachts noch zu dir zu fahren, um dich wieder aufzubauen...

Wissen sie von deiner Allergie? – Ich wusste es... und habe die Hornisse in deinem Wohnzimmer eingefangen... Ich hatte Angst... denn ich habe immer Angst vor Wespen und Hornissen,... aber für dich habe ich sie gefangen, weil ich wusste, dass sie deinen Tod bedeuten konnte... Hoffentlich wissen sie es, und vernichten Bienen, Wespen und Hornissen in deiner Wohnung... schonungslos... gnadenlos... so wie ich es getan habe...



Ich weiß nur eins... ich habe diese Freunde... zum Glück...

Und ich hoffe für dich, dass du diese Freunde in deinen neuen Freunden gefunden hast...
Denn ein zurück... ein zurück gibt es nicht...

Nicht nach dem, was du über mich erzählt hast... über meinen Mann erzählt hast... über meine Familie erzählt hast...

Du hattest Angst meine Wohnung zu betreten... angeblich, weil du nicht weißt, wie wir auf deinen Besuch reagieren würden... da mein Mann Sportschütze ist, und eine Sportpistole in der Wohnung ist... aber ich kenne dich... und ich kenne die Wahrheit... du hattest Angst mir in die Augen zu sehen... Angst mir sagen zu müssen, was los war.... denn damit hättest du zugeben müssen, dass nicht alles, was du deinen neuen Freunden sagst, die Wahrheit ist...

Ich verzeihe dir... deine Fehler... deine Angst... dein Verhalten... alles... ich verzeihe dir...
Aber nicht wegen dir....
Sondern damit meine Seele, damit mein Herz heilen kann....

Und irgendwann, werde ich dir begegnen... und sagen können... mit dieser Frau war ich über 14 Jahre lang befreundet... wir hatten gute und schlechte Zeiten... wir hatten Spass, und haben geweint... – und es wird nicht mehr wehtun...

Ein Stück geht es mir jetzt schon besser... weil ich dir verzeihe... und irgendwann, wenn wir uns mal begegnen, wirst du in meine Augen sehen... und in ihnen erkennen, dass nichts geblieben ist... außer einer Spur Mitleid – weil du Angst hattest mir die Wahrheit zu sagen.... und den gleichen Respekt, den ich Fremden gegenüber entgegenbringe...
Und dann wirst du vielleicht erkennen, was du wirklich verloren hast... und ob das, was du dafür bekommen hast, diesen Verlust ausgleicht...


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.11.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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