Christine Wolny

Nikolaus gibt ein Versprechen

Früher wurden die Wunschzettel vor Weihnachten von den Kindern mit der Hand geschrieben und den Eltern übergeben oder mit der Post an das Christkind gesandt.

Heute, im elektronischen Zeitalter werden Wunschzettel per e-mail mit dem PC, per Handy oder SMS an das Christkind geschickt. Es sind aber noch immer ein paar handgeschriebene Zettel dabei, die dann von Engeln sortiert und in den PC eingegeben werden müssen.

Im Himmel herrschte große Aufregung. Kurz vor Weihnachten stürzte der Zentralrechner ab. Das hatte zur Folge, dass kein PC mehr in den Engelwerkstätten funktionierte.
Der Nikolaus regte sich fürchterlich auf. Man konnte keine Abfrage mehr machen, keine Zettel mehr eintippen, keine Listen ausdrucken. Alles stand still.

Er bekam ganz rote Ohren. Schließlich war er für die Herstellung und Auslieferung der Geschenke verantwortlich. "Früher, da lief alles anders", dachte er bei sich. Er war von Anfang an kein Freund vom Computer und wehrte sich dagegen. "Ich, in meinem Alter, lerne das nicht mehr, lasst mich in Ruhe", sagte er zu den Engeln, die von der Neuerung ganz begeistert waren. Und so kam es, dass nur die Engel die PC's bedienten und Nikolaus immer ein wenig misstrauisch auf die Geräte äugte.

Aber im stillen bewunderte er diese Maschinen, die auf Knopfdruck meldeten, wie viele Puppen, Teddys, Handys, Spiele, Bücher usw. an die verschiedenen Städte und Dörfer ausgeliefert werden müssen und das mit genauer Namensangabe des Kindes, der Adresse und des Alters. Und dann noch ein Knopfdruck, und die Liste war gedruckt. "Ist schon toll", dachte er im geheimen.


Doch was ist jetzt? Die Engel versuchten mit Ausschalten und Herunterfahren, ihren PC wieder zum Laufen zu bringen. Leider ohne Erfolg. Nun waren sie mit ihrer Weisheit am Ende.


Zum Glück gab es im Himmel einen Engel, der bis jetzt alle Schwierigkeiten lösen konnte. Er war der Computerfachmann. Sie nannten ihn liebevoll PECI.
Der musste so schnell wie möglich her. Doch wo war PECI? In seiner Werkstatt war er nicht. Er wurde mehrmals ausgerufen, kein PECI meldete sich. Nach stundenlanger Suche fand man ihn in seinem Zimmer mit Kopfhörern auf den Ohren, schlafend in seinem Bett. Scheinbar hatte er wieder einmal eine Nacht durchgearbeitet und war hundemüde. Nun war klar, dass er nichts hörte.
Die Engel rüttelten ihn unsanft wach, rissen ihm die Hörer vom Kopf und erzählten, was passiert war.

PECI schaute sich den Schaden an. "Oh, den PC muss ich zerlegen, da ist einiges kaputt gegangen. Da muss ich wieder eine Nachtschicht einlegen. Morgen früh, wenn ihr ausgeschlafen seid, läuft die Kiste wieder." So seine Worte.

Nikolaus schaute ungläubig drein und gab ein Versprechen : "Wenn du das wirklich bis Morgen schaffst, dann lerne ich nach Weihnachten computern."
Die Engel schauten sich gegenseitig staunend an, zogen eine Grimasse und lächelten.

PECI holte seinen großen Werkzeugkoffer und schickte alle Engel aus dem Raum, die ihm neugierig gefolgt waren. "Geht schlafen, Ich brauche absolute Ruhe und muss mich enorm konzentrieren."

Der wichtigste Rechner, an dem alle PC verknüpft waren, stand unter Verschluss und nur er hatte die Schlüssel. PECI schraubte ihn auseinander, prüfte sämtliche Anschlüsse, tauschte einige kleine, elektronische Teile aus, und es dauerte wirklich die ganze Nacht bis die Kiste wieder lief. Er hatte rote, glühende Wangen, seine Haare standen ihm zu Berge, er war noch ganz aufgeregt, als er mit freudigem Gesicht dem Nikolaus melden konnte: "Okay, ihr könnt weiter arbeiten."

Die Engel schalteten ihre PC's ein und stellten fest, dass alles wieder perfekt lief.
Sie schauten ein wenig mitleidig zum Nikolaus, der nun wusste, dass er in Kürze sein Versprechen einlösen musste. Doch er hatte noch eine Gnadenfrist.

Erst nach Weihnachten begann sein Computer Kurs.

by Christine Wolny

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.11.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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