Rolf Föll

Machopan - Der Blautopf

Wie jeder gebildete Mitteleuropäer weiß entspringen Neckar, Rhein und Donau in Deutschland und versorgen zuverlässig fast ganz Europa mit Wasser. Auch wenn die Schweizer vergeblich versuchen bei Schaffhausen den Rhein umzulenken oder aufzustauen, um den Züricher See über unterirdische Leistungen mit quellklarem Rheinwasser versorgen zu können.

Ohne Rhein und Neckar würde die Nordsee austrocknen und Hamburg und Bremen könnten ihre Hafenanlagen einmotten.
Das Einstellen der gezielten Flutung von Holland würde flächenmäßig einen der größten Staaten Europas zu Folge haben, dessen Grenzen bis nach Schottland reichen würden. Noch mehr Windmühlen, Tulpen und Chemietomaten. Und noch mehr Wohnwagen auf den Autobahnen. Die Folgen einer solchen Maßnahme sind nicht vorstellbar.

Wie jeder weiß fließt die Donau ins Schwarze Meer.
Oder nicht? Oder gleich ins Mittelmeer?
Ist ja auch egal! In der letzten Zeit sind östlich von Deutschland so viele Staaten entstanden, dass man leicht den Überblick verliert.
Also, wenn jetzt die Deutschen die Wasserverteilung zwischen den wichtigsten Flüssen Europas, dem Rhein und der Donau, anders regeln würden, dann ..... ja dann würde sich einiges ändern in Deutschland und auch in Europa.

In der Nähe von Blaubeuren, das ist ein kleiner unscheinbarer Ort südlich von Stuttgart, da lassen die Schwaben die Donau verschwinden. Einfach so, schon seit Jahren ohne viel Aufhebens zu machen um heimlich ihre Gemüsegärtchen mit billigem Donauwasser zu versorgen.
Und am Blautopf, das ist da, wo das Wasser der Donau wieder für die Allgemeinheit zugänglich ist, - gegen Entgelt natürlich, man ist ja nicht dumm -, da ist auch die unterirdische Wasserverteilungsanlage für die wichtigsten Flüsse Europas.

Das wussten Sie nicht?
Ist aber so! Offiziell bekannt sind nur die Wasserstationen am Bodensee die gutes Wasser in die Landeshauptstadt Stuttgart umleiten, damit dort die Beamten nach getaner Arbeit ihren Schweiss abwaschen können, bevor sie ein Viertele schlotzen gehen.
Aber inoffiziell ist das ganze Schwabenland mit unterirdischen Kanälen, Stauwehren und Regelungsvorrichtungen versehen. Da ist schon so manches versickert, gestaut und geregelt worden, was nie ans Tageslicht kommen ist.
Also, mal angenommen, wenn jetzt mal jemand an dem Schieber am Blautopf rumdrehen würde.
Einfach so, weil er sich zum Beispiel über irgendwas geärgert hat.
Über die schwäbische Kehrwoche vielleicht oder über die EU-Subventionen für ausländisches Gemüse, das es gar nicht gibt oder über einen italienischen Ministerpräsidenten der ein flottes Mundwerk zu weit aufreißt, wenn er sich mal nicht gerade ums Schwarzgeldverteilen in der italienischen Justiz kümmert.
Jetzt stellen wir uns einfach mal vor, dieser frustrierte Schwabe dreht an diesem geheimen Schieber im Blautopf und lenkt mehr Wasser als bisher in den Neckar und die Donau.

In Bayern würde sich südlich von Augsburg bis zum Alpenrand der Bodensee ausbreiten und die Bayern hätten Hochwasser. Ede S. ein hochrangiger bayrischer Politiker würde seine Kandidatur für die nächste Bundestagswahl zurücknehmen und den bayrischen Notstand ausrufen. Die bayrische Landesregierung müsste sich nach Schloss Hohenschwanstein zurückziehen.
Die Schweiz stünde bis zum Flughafen Zürich unter Wasser und der Flugverkehr müsste eingestellt werden. Dabei würden natürlich alle Schweizer Fluglotsen ihren Job verlieren, was sich in einer schlagartigen Erhöhung der Flugsicherheit bemerkbar machen würde.
Die Pegelstände der Donau würden ansteigen und Wien zu einer Kleinstadt werden lassen, in der sich die Bootsführer an der Spitze des Stephansdoms orientieren, die noch knapp aus dem Wasser ragen würde.
Die Länder entlang dem Donaustrom lasse ich jetzt mal weg, denn das würde zu weit führen. Dass man in der ungarischen Puszta ertrinken könnte, kann sich ja wohl jeder selbst vorstellen.
Über das Schwarze Meer würde der Bosporus geflutet und der Weg von Asien nach Europa dauerhaft unterbrochen. Keine Zuwanderung mehr und die in Deutschland lebenden Türken müssten sich damit abfinden für immer hier zu bleiben und endlich richtig Deutsch lernen.

Der Wasserspiegel im Mittelmeer würde ansteigen.
Die politischen Probleme im Libanon, Palästina und Israel wurden im Wasser ersaufen und die Terroristen müssten auf Unterwasserbomben umstellen. Zypern wäre wieder rein griechisch, denn im jetzt noch türkische Teil würden die Boote ankern, die vom übrig gebliebenen Pelepones die Flüchtlinge anliefern.

Malta würde zur britischen Erinnerung und auf Sizilien gelänge es einigen mafiosen Ziegenhirten gerade noch sich mit ihren Herden in die Berge zu retten. Back to the roots.

Der Suezkanal würde überflutet und durch eine mautfreie Ausweitung des Mittelmeers direkt zum Roten Meer ersetzt.
In Ägypten, Tunesien, Libyen, Algerien und Marokko würden die Strände etwas ins Landesinnere zurückverlegt und zwischen Tanger und Gibraltar der Schiffsverkehr auf Flugbetrieb umgestellt, weil die Schiffsreise zu lange dauert. Der Schmuggel von Drogen und Asylanten würde unrentabel, weil die Transportkosten zu hoch sind.

Monaco versänke im Meer und die Formel 1 würde Trauer tragen.
Der italienische Stiefel würde zum Halbschuh und die Venezianer nähmen den Gondelbetrieb zwischen ihrer Heimatstand und Mailand auf. An einer Ausweitung der Geschäftsaktivitäten in Richtung Zürich, das durch Hochwasser seinen Flughafen verloren hat, würde italienisch fieberhaft gearbeitet.

Die Straße von Gibraltar wäre ...... breiter oder ganz weg und Madrid hätte endlich einen vernünftigen Strand, was sicher positiv auf die Immobilienpreise auswirken würde.

Der Ärmelkanal wäre nicht mehr so eng, was den Kapitänen dort das Manövrieren ihrer mit Autos und Öl beladenen Schiffe erheblich erleichtern würde.

England, tja was wäre mit England?
Die Kreidefelsen bei Dover wären höchstens noch ein kinderfreundlicher Strand, wo man die Kleinen ohne Aufsicht baden lassen kann, weil in dem flachen Wasser niemand mehr ertrinken kann. Vielleicht wäre London geflutet, die Themse Vergangenheit und Tony B. mit seiner Frau IRA nach Belfast zu Verwandten geflüchtet.

Billige Bordeauxweine, die dem deutschen Winzer den Profit verderben könnten würde es nicht mehr geben. Bordeaux, Bordeaux, was war denn Bordeaux? Paris liegt am Atlantik!

Ja und Holland, was ist jetzt mit Holland?
Das läge dann einerseits an einer ausgetrockneten Nordsee und anderseits an einem gefluteten Atlantik. Aber das wäre das Problem der Holländer, sollen doch die Oranjes selber gucken wie sie damit klarkommen!

Obwohl, wenn ich mir das jetzt so genau überlege, dann wissen die Holländer von dem geheimen Wasserregler im Blautopf.
Na klar!
Das ist es!
Die Holländer wissen das!
Deshalb haben die alle einen Wohnwagen. Weil sie doch jeden Tag damit rechnen müssen, dass sich in Blaubeuren ein Schwabe über seine Kehrwoche ärgert.
Letztes Jahr war ich im Urlaub beim Wildwasserfahren in Österreich. Da war auch ein Holländer dabei. Mit dem Trottel sind wir dann gekentert und fast ertrunken. Für mich war das Urlaub, aber jetzt wird mir klar, für den Holländer war das ein Überlebenstraining!
Deshalb haben die sich auch einen deutschen Prinzen ins Land geholt, und spekulieren darauf, dass damit alle Holländer automatisches Asylrecht in Deutschland haben.
Und der letzte Beweis und das haben Sie selbst im Fernsehen gesehen!
Die Holländer haben bei der letzten Fußballweltmeisterschaft bewusst auf eine Teilnahme verzichtet, nur um ihre deutschen Nachbarn nicht zu verärgern.

Und sie schicken uns, wie bei einem wilden Volksstamm und seinen Gottheiten üblich, jeden Tag frisches Gemüse und frische Blumen, damit wir ihnen milde gestimmt bleiben.
Also, wenn das kein Beweis ist!

Woher ich das alles weiß?
Haa, ganz einfach.
Freier Zugang zu den Medien und eigene Recherchen!

BION

Kennen Sie die schwäbische Kehrwoche, das uralte Rezept für saubere Gehwege, Haustreppen und Kellerabgänge?
Wissen Sie was Schwaben denken, während sie ihre Kehrwoche machen?
Wissen Sie was Schwaben denken, wenn sie sich über den Nachbarn ärgern, der seinen Strassendreck (scho wieder!) nicht genau und exakt bis an die Grundstücksgrenze entfernt hat?
Wissen Sie was Schwaben denken, wenn sie sich über Gott und die Welt, die Politiker und all die Großkopfeten ärgern, oder auch nur übern Karle, der beim Kartenspielen scho wiedr gwonna hot.

Dann fangen Schwaben an zu granteln, zu politisieren, herumzutüftelen und verändern die Welt! Oder mindestens Europa! Zumindest gedanklich!

Rolf Föll, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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