Mariel Gerbert

DER WOLF

einsam durchstreift er den wald. sein fell ist zerzaust, er hält den kopf tief, seine nase schleift fast über den boden. schwerfällig bahnt er sich seinen weg durch das dickicht. er sucht...



es ist nicht sein schicksal, alleine zu sein, er ist ein rudeltier und braucht seine gefährten. der einsame wolf ist im besten alter, nicht mehr ganz jung, erfahren, aber noch nicht alt genug, alleine zu bleiben und sich in eine höhle zu verkriechen.



plötzlich hebt er den kopf, er nimmt witterung auf. seine nasenflügel beben, sein fell stellt sich auf, er setzt sich in bewegung, schneller als zuvor. der duft in seiner nase ist zu verführerisch, er läuft schneller als er lange zeit gelaufen ist. seine kräftigen beine brechen durch das unterholz, er läuft und läuft...



und da, nach einer letzten biegung sieht er sie. eine wölfin, in seinem alter ungefähr, das fell genauso zerzaust und zerrissen, wie das seine. auch ihr scheint das leben übel mitgespielt zu haben, sie steht ganz still und schaut ihn nur mit großen augen an. dem wolf erscheint sie wie das wunderschönste, was er seit langer langer zeit gesehen hat. seine alleinige wanderung durch die reviere scheint ein ende zu haben. er muss sie nur davon überzeugen, mit ihm zu ziehen.



zwei zerzauste seelen finden zueinander, gehen ihren weg, werden wieder ganz jung. sie spielen wie welpen, tollen ausgelassen umher, geniessen jede minute ihres daseins, als ob es die letzte wäre. die wölfin, die anfangs noch etwas zurückhaltender war lässt sich ein auf das spiel, denkt, in diesem einsamen wolf auch ihren gefährten durch die stürme und sonnenstrahlen des lebens gefunden zu haben. für immer... sie ist glücklich... glücklicher, als sie jemals zuvor war...



sie verleben einen wunderschönen sommer miteinander, beider felle werden wieder dicht und glänzend, vier augen strahlen um die wette, 2 nasen stupsen sich immer wieder an.



aber dann wacht die wölfin eines morgens alleine in ihrer höhle auf, ihr gefährte ist weg. verzweifelt sucht sie die umgebung ab, findet aber keine spur. tage bangen wartens beginnen. sie ist nicht in der lage etwas zu tun, sie sitzt nur da und wartet... wartet. jagen kann sie nicht, sie hat auch keinen hunger... sie leidet und hat angst, fürchterliche angst...



erst nach einer woche kommt er wieder, steht einfach im höhleneingang und schaut sie an. unsicher, sehr langsam und zögerlich nähert sie die wölfin diesem wolf, der sie verlassen hatte. der schmerz sitzt zu tief, als dass sie sich richtig freuen könnte über seine rückkehr, aber er ist immerhin ein bißchen zurückgekommen.



aber das wieder erwachte alleine umherstreifen wollen war im wolf zu übermächtig geworden, als dass er hätte darauf verzichten können. so häuften sich die tage, an denen er seine wölfin alleine zurückliess. aber auch wenn er bei ihr war, liess er es nicht mehr zu, dass sie ausgelassen herumtollten, er war wieder zu dem einsamen wolf vom anfang geworden. seine gefährtin versuchte lange, den liebevollen ausgelassen partner des sommers wiederzufinden, manchmal dachte sie, in seinen augen etwas vom alten glanz zu sehen. aber irgendwann wurden seine augen trüber und die wölfin wusste, es war an der zeit aufzugeben. sie musste ihren gefährten sich selbst überlassen, er musste seinen eigenen einsamen weg suchen, finden und gehen....



so ging sie...



und der „wolf“ ging seinen „gang“................




(C) M.G. 26.11.2003

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