Felix M. Hummel

Das Mysterium meiner Zähne

Ich fand es angemessen einen Texte meinen Zähnen zu widmen, da ich mit den ältesten unter ihnen schon acht Jahre, die Hälfte meines Lebens also, Tag und Nacht verbracht habe. Sie waren mir bisher immer treue Begleiter und fanden in täglich zumindest zweimal einen besonderen Platz in meinen Gednaken. Man kann sagen, dass ich zu ihnen immer eine relativ gute Beziehung hatte, auch wenn sie mich nicht immer sehr pfleglich behandeln, sehr unzuverlässig sind und mir sehr viele Sorgen bereiten.
Die Geschichte begann in meinem achten Lebensjahr, als ich gegen einen massiv hölzernen Wohnzimmertisch, welchen wir schon seit etwa sechs Jahren von meinem Onkel geliehen hatten, rannte. Meine Milchzähne begannen dadurch zu wackeln und der Ärger ging los.
Schon ein Jahr später musste ich meine erste Erfahrung mit Löchern in Milchzähnen machen, welche folgende waren: Löcher sind schmerzhaft, Zahnärzte heimtückisch und reich, Karamelbonbons haben ihren Namen Plombenzieher nicht umsonst bekommen und Amalganfüllungen sind sehr schwer verdaulich. Außerdem musste ich leider eine Kieferorthopädin besuchen, welche sich durch mich sicher noch ein Haus an der Riviera leisten hat können.
Nun genug zur Geschichte. Ich will schließlich ein wenig über die Natur, ja das Wesen meiner Zähne berichten.
Das auffälligste Merkmal ist wohl, dass sie so gut wie immer schmerzen. Viele Zahnärzte versuchten schon etwas dagegen zu unternehmen und waren zumeist auch mit den Ergebnissen zufrieden. Jedenfalls mit den Ergebnissen meiner Privatversicherungsabrechnung. Ich hingegen habe wohl eine ganz andere Einstellung dazu, was ein gutes Ergebniss ist, denn fest steht, nach jedem Zahnarztbesuch konnte ich für Wochen kein Obst essen, da meine Zähne schon beim Anblick der Fruchtsäuren protestierten. Manche mögen jetzt sagen, dass ich es vielleicht mit besserer Mundhygiene versuchen sollte, doch dort liegt ja gerade, was keine Anspielung auf eventuellen Mundgeruch sein soll, der Hund begraben. Ich bin einer der höchst seltenen Menschen, der sich die Zähne wirklich drei mal täglich putzt. Ich tue dies nicht etwa, weil ich auf die, schon damals nicht altersgerechten, Zahnpflegezeichentrickfilme, welche man von Kindergarten bis zur ersten Klasse des Gymnasiums über sich ergehen lassen musste eingegangen wäre, sondern, weil jeder Belag auf meinen Zähnen nach über vier Stunden beginnt zu randalieren, wie gelangweilte Kinder im Supermarkt.
Was ist nun mit meinen Zähnen los? Meine Kieferorthopädin sagte ich solle den Zahnazt fragen, welcher nicht weiter wusste und mir seine Frau, besagte Kieferorthopädin vorschlug. Dieses Rätsel wird mich mein Leben lang begleiten, was wohl das einzige ist was mich zu einer, sagen wir mystischen, Person macht. Das Beste wäre wohl, meine Beisser nach meinem Tod aufzubewahren um somit ein deutsches Äquivalent zu Stonehenge oder Nascar zu schaffen.
Ich sehe schon vor meinem inneren Auge wie ein schweizer Urkundenfälscher einmal ein reißerisches Buch verfassen wird. Mein Vorschlag für einen Titel ist ,Erinnerungen an den Zahnstein´ oder etwas freier ,Die Zähne der Zeit´.

Geschrieben in Anlehnung daran, dass Douglas Adams einmal etwas über seine Nase geschrieben hat. Da
ich nicht mit einem solchen Zinken gesegnet bin, nahm ich meine vermaledeiten Zähne. Wäre ja auch sonst
nur eine Kopie gewesen. Vielleicht sollte ich noch meinen ehemlas eingewachsenen Zehennagel besingen.

Nachtrag: Man beachte, dass ich elf Jahre später selbst mein zahnmedizinisches Staatsexamen gemacht
habe.
Felix M. Hummel, Anmerkung zur Geschichte

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