Rico T. Kaminski

Die winterliche Begegnung

Der Wind wehte die Schneeflocken am Autofenster vorbei. Durch die Geschwindigkeit sahen sie wie lange weiße Ketten aus. Schräg flogen sie am alten Wartburg vorbei.
Tommi saß auf dem Rücksitz neben seinem Bruder und schaute in die Winterlandschaft. Das Motorengeräusch nahm er nicht bewusst wahr.
Weihnachten war vorbei und wie jedes Jahr fuhr er zu seiner Oma Friedchen. Sie hatte das große Glück, kurz nach Weihnachten Geburtstag zu haben. So konnten jedes Jahr all ihre Kinder und Enkelkinder zu ihr kommen. Am frühen Nachmittag waren sie losgefahren, um noch vor der Winterdämmerung bei Oma Friedchen zu sein.
Ihre Fahrt führte sie durch die verschneite Schorfheide, vorbei an Feldern, Wiesen, zugefrorenen Seen und Wäldern. In einem bestimmten Wald hatte Tommi letztes Jahr eine atemberaubende Beobachtung gemacht.
Genau vor einem Jahr stand plötzlich auf einer Lichtung mit erhobenem Haupt ein prachtvoller Hirsch. Er stand einfach nur da, groß und mächtig.
Tommi überlegte ...
Er versuchte, sich an die Lage der Lichtung zu erinnern. Es war zwischen Gollin und Groß Schönebeck. [Ja, hinter der Kurve bei Dölln Krug auf der langen Geraden.] Während Tommi überlegte, bog sein Vater in die Kurve bei Dölln Krug ein. Tommi erwachte aus seinen Erinnerungen und riss sich zurück in die Gegenwart.
Das Waldstück müsste jeden Augenblick in seinem Fensterausschnitt auftauchen ...
[Was wäre, wenn der Hirsch wieder dort stünde? Ach, das wäre toll.], dachte Tommi.
Hohe Kiefern rasten an ihm vorbei. Kleine Schonungen folgten und wurden wieder vom Hochwald abgelöst.
Eine Lichtung erschien, umsäumt von einem Tannenwäldchen und Tommi traute seinen Augen nicht. Da stand er wieder. Als schien er auf Tommi gewartet zu haben, drehte er seinen Kopf mit dem prächtigen Geweih in seine Richtung. Für einen Augenblick stand die Zeit still. Tommi starrte mit offenem Mund zu diesem wunderschönen Tier. Ruhe ging von ihm aus. Tommi erkannte den Hirsch vom letzten Jahr wieder. [Was er wohl in diesem Jahr im Wald erlebt hat?], fragte sich Tommi.
[Jedes Jahr zur gleichen Zeit kommt er an diese Stelle. Warum? Will er mir etwas sagen? Diese Ruhe, die von ihm ausgeht – es scheint alles in Ordnung zu sein. Ja, das will er mir sagen: Es ist alles in Ordnung Tommi, ich wünsche Dir ein gesundes neues Jahr.]
Die Bäume huschten vorbei und Tommi blinzelte. Die Lichtung war aus seiner Sichtweite und er lehnte sich glücklich zurück. Tommi dankte dem Hirsch. „Dir auch.“, flüsterte er und lächelte.


Templin, 23.12.2003

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